mt ihr drum in Not;
Doch m?ssen wir es lassen, weil er den Streit uns verbot.” (2335)
Da sprach der Fiedelspieler: “Der f?rchtet sich zu viel,
Der was man ihm verbietet alles lassen will:
Das kann ich nimmer hei?en rechten Heldenmut.”
Die Rede d?uchte Hagen von seinem Heergesellen gut. (2336)
“Wollt ihr den Spott nicht lassen,” fiel ihm Wolfhart ein,
“Ich verstimm euch so die Saiten, dass ihr noch am Rhein,
Wenn je ihr heimreitet, habt davon zu sagen.
Euer ?berheben mag ich mit Ehren nicht ertragen.” (2337)
Da sprach der Fiedelspieler: “Wenn ihr den Saiten mein
Die guten T?ne raubtet, eures Helmes Schein
M?sste tr?be werden dabei von meiner Hand,
Wie ich auch reiten m?ge in der Burgonden Land.” (2338)
Da wollt er zu ihm springen; doch war nicht frei die Bahn:
Hildebrand sein Oheim hielt ihn mit Kr?ften an:
“Ich sehe, du willst w?ten in deinem dummen Zorn:
Nun h?tten wir auf immer meines Herrn Huld verlorn.” (2339)
“Lasst los den Leuen, Meister, er ist so verwegen;
Doch kommt er mir zu nahe,” sprach Volker der Degen,
“H?tt er mit seinen H?nden die ganze Welt erschlagen,
Ich schlag ihn, dass er ein Widerwort nimmer wieder wei? zu sagen.” (2340)
Darob erz?rnte heftig den Bernern der Mut.
Den Schild r?ckte Wolfhart, ein schneller Degen gut:
Gleich einem wilden Leuen lief er auf ihn an;
Die Schar seiner Freunde ihm rasch zu folgen begann. (2341)
Mit weiten Spr?ngen setzt' er bis vor des Saales Wand,
Doch ereilt' ihn vor der Stiege der alte Hildebrand:
Er sollte vor ihm selber nicht kommen in den Streit.
Zu ihrem Willen fanden sie die G?ste gern bereit. (2342)
Zu Hagen von Tronje sprang Meister Hildebrand:
Man h?rte Schwerter klingen beiden an der Hand.
Sie waren sehr im Zorne das zeigte sich geschwind:
Von der Helden Schwertern ging ein feuerroter Wind. (2343)
Doch wurden sie geschieden in des Streites Not,
Das taten die von Berne wie ihr Mut gebot.
Da wandte sich von Hagen Meister Hildebrand:
Da kam der starke Wolfhart auf den k?hnen Volker gerannt. (2344)
Er schlug den Fiedelspieler auf des Helmes Schein,
Dass des Schwertes Sch?rfe drang auf die Spangen ein.
Das vergalt mit Kr?ften der k?hne Fiedelmann;
Da schlug er Wolfharten, dass er zu straucheln begann. (2345)
Feuers aus den Panzern hieben sie genug;
Grimmen Hass jedweder zu dem andern trug.
Da schied sie von Berne der Degen Wolfwein;
W?r er kein Held gewesen, so konnt es nimmermehr sein. (2346)
Gunther der Degen mit kampfbereiter Hand
Empfing die starken Helden aus Amelungenland.
Geiselher der Herre, die lichten Helme gut
Macht' er in dem Sturme manchem nass und rot von Blut. (2347)
Dankwart, Hagens Bruder, war ein grimmer Mann:
Was er zuvor im Streite Herrliches getan
An K?nig Etzels Recken, schien alles nur ein Wind:
Nun erst begann zu toben des k?hnen Aldrians Kind. (2348)
Ritschart und Gerbart, Helfrich und Wichart,
In manchen St?rmen hatten die selten sich gespart:
Das lie?en sie wohl schauen die in Gunthers Lehn.
Da sah man Wolfbranden auch im Sturme herrlich gehn. (2349)
Da focht als ob er w?te der alte Hildebrand.
Viel gute Recken mussten vor Wolfhartens Hand
Auf den Tod getroffen sinken in das Blut:
So r?chten R?dgers Wunden diese Recken k?hn und gut. (2350)
Da focht der Herzog Siegstab wie ihm der Mut gebot:
Hei! Was guter Helme brach in des Sturmes Not
Den Feinden gegen?ber Dietrichens Schwestersohn!
Er konnt in dem Sturme nicht gewaltiger drohn. (2351)
Volker der starke, als er das ersah,
Wie Siegstab der k?hne aus harten Panzern da
B?che Blutes lockte, der Held geriet in Zorn:
Er sprang ihm hin entgegen: Gar bald da hatte verlorn (2352)
Von dem Fiedelspieler das Leben Siegestab:
Volker ihm solche Proben seiner K?nste gab,
Er fiel von seinem Schwerte nieder in den Tod.
Der alte Hilbrand r?chte das wie ihm sein Eifer gebot. (2353)
“O weh des lieben Herren,” sprach Meister Hildebrand,
“Der uns hier erschlagen liegt von Volkers Hand:
Nun soll der Fiedelspieler auch l?nger nicht gedeihn.”
Hildebrand der k?hne, wie mocht er grimmiger sein? (2354)
Da schlug er so auf Volker, dass von des Helmes Band
Die Splitter allw?rts stoben bis zu des Saales Wand,
Vom Helm und auch vom Schilde, dem k?hnen Fiedelmann:
Davon der starke Volker nun auch sein Ende gewann. (2355)
Als Dietrichs Heergesinde zu dem Streite drang,
Da schlug es, dass in St?cke mancher Panzer sprang,
Und man der Schwerter Enden hoch fliegen sah
Sie holten aus den Helmen hei?e B?che Blutes da. (2356)
Da sah von Tronje Hagen Volker den Degen tot:
Das war beim Hofgelage die allergr??te Not,
Die er gewonnnen hatte an Freund und Untertan:
O weh, wie grimmig Hagen den Freund zu r?chen begann! (2357)
“Des soll mir nicht genie?en der alte Hildebrand:
Mein Gehilfe liegt erschlagen von des Helden Hand Hand,
Der beste Heergeselle, den ich je gewann.”
Den Schild r?ckt' er h?her, so ging er hauend hindann. (2358)
Helfrich der starke Dankwarten schlug:
Geiselhern und Gunthern war es leid genug,
Als sie ihn fallen sahen in der starken Not;
Doch hatten sein H?nde wohl vergolten seinen Tod. (2359)
* So viel aus manchen Landen hier Volks versammelt war,
Viel F?rsten kraftger?stet gegen die kleine Schar,
W?ren die Christenleute nicht wider sie gewesen,
Durch ihre Tugend mochten sie vor allen Heiden wohl genesen. (2360)
Derweilen schuf sich Wolfhart hin und wieder Bahn.
Alles niederhauend was Gunthern untertan;
Er machte nun schon dreimal die Runde durch den Saal:
Da fiel vor seinen H?nden gar mancher Recke zu Tal. (2361)
Da rief der Herre Geiselher Wolfharten an:
“O weh, dass ich so grimmen Feind je gewann!
K?hner Ritter edel, nun wende dich hieher!
Dem helf ich an ein Ende, ich ertrag es l?nger nicht mehr.” (2362)
Zu Geiselhern wandte sich Wolfhart in den Streit.
Da schlugen sich die Recken wohl manche Wunde weit;
Mit solchem Ungest?me er zu dem K?nig drang,
Dass unter seinen F??en ?bers Haupt das Blut ihm sprang. (2363)
Mit schnellen grimmen Schl?gen der sch?nen Ute Kind
Empfing da Wolfharten, den Helden hoch gesinnt.
Wie stark auch war der Degen, er konnte nicht gedeihn.
Ein so junger K?nig mochte nimmer k?hner sein. (2364)
Da schlug er Wolfharten durch einen Harnisch gut,
Dass ihm aus der Wunde niederschoss das Blut:
Er verwundete zum Tode den in Dietrichs Bann;
Wohl musst er sein ein Recke, der solche Werke getan. (2365)
Als der k?hne Wolfhart die Wund an sich empfand,
Den Schild lie? er fallen: Da schwang er in der Hand
Eine starke Waffe; scharf war die genug:
Durch Helm und Panzerringe der Held da Geiselhern schlug. (2366)
Das grimme Ende hatten die zwei sich angetan.
Da lebte niemand weiter von Dietrichens Bann.
Hildebrand der Alte Wolfharten fallen sah:
F?rwahr, vor seinem Tode solch Leid ihm nimmer geschah. (2367)
Gestorben waren alle die aus Gunthers Land
Und Dietrichens Helden. Dahin ging Hildebrand,
Wo Wolfhart war gefallen nieder in sein Blut:
Er umschloss mit Armen diesen Recken k?hn und gut. (2368)
Ihn aus dem Haus zu tragen m?ht' er erst sich sehr:
Er musst ihn liegen lassen, er war ihm allzu schwer.
Da blickt' aus dem Blute der todwunde Mann;
Er sah wohl, dass sein Oheim ihn gerne tr?ge hindann. (2369)
Da sprach der Todwunde: “Viel lieber Oheim mein,
Mir kann zu dieser Stunde eure Hilfe nicht gedeihn:
Nun h?tet euch vor Hagen, f?rwahr, ich rat euch gut:
Er tr?gt in seinem Herzen einen grimmigen Mut. (2370)
Und wollen meine Freunde im Tode mich beklagen,
Den n?chsten und den besten sollt ihr von mir sagen,
Dass sie nicht um mich weinen, das tu nimmer Not;
Von K?nigsh?nden fand ich hier einen herrlichen Tod. (2371)
Ich hab auch so mein Sterben vergolten hier im Saal,
Das schafft noch der Frauen der guten Ritter Qual.
Wills jemand von euch wissen, dem m?gt ihr immer sagen:
Von meiner Hand alleine liegen hundert wohl erschlagen.” (2372)
Da gedachte Hagen wieder an den Fiedelmann,
Dem der k?hne Hildebrand das Leben abgewann:
Da sprach er zu dem Degen: “Ihr entgeltet nun mein Leid:
Ihr habt uns hier erschlagen manchen Ritter k?hn im Streit.” (2373)
Er schlug Hildebranden, dass man wohl vernahm
Balmungen sausen, den Siegfrieden nahm
Hagen der K?hne, als er den Helden schlug.
Da wehrte sich der Alte: Er war auch streitbar genug. (2374)
Dietrichens Recke eine breite Waffe schwang
Auf den Held von Tronje, die scharf den Stahl durchdrang;
Doch konnt er nicht verwunden Gunthers Untertan.
Da schlug ihm wieder Hagen durch einen Harnisch wohlgetan. (2375)
Als der alte Hildebrand die Wunde recht empfand,
Besorgt' er gr??ern Schaden noch von Hagens Hand:
Den Schild warf auf den R?cken der in Dietrichs Bann:
Mit der starken Wunde der Held vor Hagen entrann. (2376)
Da lebt' auch von allen den Degen niemand mehr
Als Gunther und Hagen, die beiden Recken hehr.
Da ging mit Blut beronnen der alte Hildebrand:
Er brachte leide M?re als er Dietrichen fand. (2377)
Tief bek?mmert sitzen fand er da den Mann.
Noch gr??ern Leides Kunde nun der F?rst gewann;
Er sah Hildebranden in seinem Harnisch rot:
Da fragt' er nach dem Grunde, wie ihm die Sorge gebot. (2378)
“Nun sagt mir, Meister Hildebrand, wie seid ihr so nass
Von dem Reckenblute, oder wer tat euch das?
Ihr habt wohl mit den G?sten gestritten in dem Saal?
Ihr lie?t es billig bleiben, wie ich so dringend befahl.” (2379)
Er sprach zu seinem Herren: “Hagen tat es mir:
Der schlug mir in dem Hause diese Wunden hier,
Als ich von dem Recken zu wenden mich begann;
Kaum dass ich mit dem Leben noch vor dem Teufel entrann.” (2380)
Da sprach der Vogt von Berne: “Gar Recht ist euch geschehn,
Da ihr mich h?rtet Freundschaft den Recken zugestehn,
Und doch den Frieden brachet, den ich ihnen bot:
W?rs mir nicht ewig Schande, so b??tet ihrs mit dem Tod.” (2381)
“Nun z?rnt mir, Herr Dietrich, darob nicht allzu sehr:
An mir und meinen Freunden ist der Schade gar zu schwer.
Wir wollten R?dger gerne tragen aus dem Saal:
Das wollten uns nicht g?nnen die welchen Gunther befahl.” (2382)
“O weh mir dieses Leides! Ist R?diger doch tot?
Das ist der gr??te Jammer in aller meiner Not.
Die edle Gotlinde ist meiner Basen Kind:
O weh der armen Waisen, die dort zu Bechlaren sind.” (2383)
Herzeleid und Kummer schuf ihm da sein Tod;
Da hub er an zu weinen, den Helden zwang die Not:
“O weh der treuen Hilfe, die mir an ihm erlag,
K?nig Etzels Degen, den ich nie verschmerzen mag. (2384)
“M?gt ihr, Meister Hildebrand, mir nicht die M?re sagen,
Wie der Recke hei?e, der ihn hat erschlagen?”
Er sprach: “Das tat mit Kr?ften der starke Gernot;
Doch von R?dgers H?nden fand der Degen auch den Tod.” (2385)
Er sprach zu Hildebranden: “So sagt meinem Bann,
Dass sie sich eilends waffnen, so geh ich selbst hinan;
Und befehlt, dass sie mir bringen mein lichtes Streitgewand:
Ich selber will nun fragen die Helden aus Burgondenland.” (2386)
Da sprach Meister Hildebrand: “Wer soll mit euch gehn?
Dei euch am Leben blieben, die seht ihr vor euch stehn:
Das bin ich ganz alleine: Die andern, die sind tot.”
Da erschrak er ob der M?re, es schuf ihm wahrhafte Not, (2387)
Dass er auf Erden nimmer so gro?es Leid gewann.
Er sprach: “Und sind erstorben all die mir untertan,
So hat mein Gott vergessen, ich armer Dieterich!
Ich herrscht ein reicher K?nig hehr einst und gewaltiglich.” (2388)
Wieder sprach da Dietrich: “Wie konnt es nur geschehn,
Dass alle sterben mussten, die Helden ausersehn,
Vor den Streitm?den, die doch gelitten Not?
Mein Ungl?ck schufs alleine, sonst verschonte sie der Tod! (2389)
Wenn dann mein Unheil wollte, es sollte sich begeben,
So sprecht, blieb von den G?sten einer noch am Leben?”
Da sprach Meister Hildebrand: “Gott wei? es, niemand mehr
Als Hagen ganz alleine und Gunther der K?nig hehr.” (2390)
“O weh, du lieber Wolfhart, und hab ich dich verloren,
So mag mich bald gereuen, dass ich je ward geboren.
Siegstab und Wolfwein und auch Wolfbrand:
Wer soll mir denn helfen in der Amelungen Land? (2391)
Helferich der K?hne, und ist auch der erschlagen,
Gerbart und Wichart: Wann h?r ich auf zu klagen?
Das ist f?r alle Freude mein allerletzter Tag;
O weh mir, dass vor Leide niemand doch ersterben mag!” (2392)
39. Abenteuer
Wie Gunther, Hagen und Kriemhild erschlagen wurden
Da suchte sich Herr Dietrich selber sein Gewand;
Ihm half, dass er sich waffnete, der alte Hildebrand.
Da klagte so gewaltig der kraftvolle Mann,
Dass von seiner Stimme das Haus zu sch?ttern begann. (2393)
Doch gewann er wieder den rechten Heldenmut.
Gewaffnet ward im Grimme bald der Degen gut;
Seinen Schild den festen nahm er an die Hand:
Sie gingen bald von dannen, er und Meister Hildebrand. (2394)
Da sprach von Tronje Hagen: “Dort seh ich zu uns gehn
Dietrich den Herren; der will uns wohl bestehn
Nach dem gro?en Leide, das wir ihm angetan.
Nun soll man heute schauen, wen man den Besten nennen kann. (2395)
Und d?nkt sich denn von Berne der Degen Dieterich
Gar so starkes Leibes und so f?rchterlich,
Und will ers an uns r?chen was ihm ist geschehn,”
Also sprach Hagen, “ich bin wohl Mann ihn zu bestehn.” (2396)
Die Rede h?rte Dietrich und Meister Hildebrand.
Er kam wo er die Recken beide stehen fand
Au?en vor dem Hause, gelehnt an den Saal:
Sein Schild den guten setzte Dietrich zu Tal. (2397)
Im leidvollen Sorgen hub da Dietrich an:
“Gunther, reicher K?nig, wie habt ihr so getan
An mir Heimatlosem? Was tat ich euch wohl je,
Dass alles meines Trostes ich nun verwaiset mich seh? (2398)
Ihr fandet nicht Gen?ge an der gro?en Not
Als ihr uns R?digeren, den Helden, schluget tot:
Nun raubtet ihr mir alle, die mir sind untertan.
Wohl h?tt ich solchen Leides euch Degen nimmer getan. (2399)
Gedenket an euch selber und an euer Leid,
Eurer Freunde Sterben und all die Not im Streit,
Ob es euch guten Recken nicht betr?bt den Mut;
O weh, wie so wehe mir der Tod R?dgers tut. (2400)
Solch Leid geschah auf Erden niemanden je.
Ihr gedachtet wenig an mein und euer Weh.
Miene Freuden alle liegen von euch erschlagen;
Wohl kann ich meine Freunde nimmermehr genug beklagen.” (2401)
“Wir sind wohl nicht so schuldig,” sprach Hagen dagegen.
“Zu diesem Hause kamen alle eure Degen
Mit gro?em Flei? gewaffnet in einer breiten Schar;
Man hat euch wohl die M?re nicht so gesagt, wie sie war.” (2402)
“Was soll ich anders glauben? Mir sagt Hildebrand:
Euch baten meine Recken vom Amelungenland,
Ihr solltet ihnen R?dgern geben aus dem Saal;
Da botet ihr Gesp?tte nur meinen Recken her zu Tal.” (2403)
Da sprach der Vogt vom Rheine: “Sie wollten R?dgern tragen.
Sagten sie, von hinnen: Das lie? ich da versagen,
Etzeln zum Trotze, nicht aber deinem Bann,
Bis Wolfhart der Degen darob zu schelten begann.” (2404)
Da sprach der Held von Berne: “Es muss nun also sein:
Gunther, edler K?nig, bei aller Tugend dein,
Vergilt mir nun das Herzeleid, das mir von dir geschehn.
Vers?hn es, k?hner Ritter, so lass ichs ungerochen gehn. (2405)
“Ergibt dich mir zum Geisel mit Hagen deinem Mann;
So will ich dich besch?tzen so gut ich immer kann,
Dass dir bei den Heunen hier niemand Leides tut:
Du sollst an mir erfahren, dass ich getreu bin und gut.” (2406)
“Das verh?te Gott vom Himmel,” sprach Hagen dagegen,
“Dass sich dir ergeben sollten zwei Degen,
Die noch in Waffenwehre dir entgegen stehn,
Und denen es leicht w?re ihren Feinden zu entgehn.” (2407)
“Ihr sollt es nicht verweigern,” sprach da Dieterich,
“Gunther und Hagen, ihr habt so bitterlich
Beide mir betr?bet das Herz und auch den Mut,
Wollt ihr mir das verg?ten, dass ihr es billiglich tut. (2408)
“Ich geb euch meine Treue und reich euch meine Hand,
Dass ich mit euch reiten will heim in euer Land:
Ich geleit euch wohl nach Ehren, ich st?rbe denn den Tod,
Und will um euch vergessen all meiner schmerzhaften Not.” (2409)
“Steht ab von dem Begehren,” sprach wieder Hagen;
“Es w?rd uns wenig ehren, w?r von uns zu sagen,
Dass zwei so k?hne Degen sich ergeben eurer Hand:
Sieht man bei euch doch niemand als alleine Hildebrand.” (2410)
Da sprach Meister Hildebrand: “Gott wei? Herr Hagen,
Der Frieden, den Herr Dietrich euch hat angetragen,
Es kommt noch an die Stunde, dass ihr ihn n?hmet gern:
Nun l?sst euch wohlbehagen diese S?hne meines Herrn.” (2411)
“Auch n?hm ich eh den Frieden,” sprach Hagen dagegen,
“Eh ich mit Schimpf und Schande so vor einem Degen
Entliefe, Meister Hildebrand, als ihr habt hier getan:
Ich w?hnte doch, ihr st?ndet vor Feinden besser euern Mann.” (2412)
Zur Antwort gab ihm Hildebrand: “Was verweiset ihr mir das?”
Wer wars der auf dem Schilde vor dem Wasgensteine sa?,
Als ihm von Spanien Walther so viel der Freunde schlug?
Wohl habt ihr an euch selber noch zu r?gen genug.” (2413)
Da sprach der Degen Dietrich: “Wie ziemt solchen Degen
Sich mit Worten schelten wie alte Weiber pflegen?
Ich verbiet es, Meister Hildebrand, sprecht hier nicht mehr:
Mich heimatlosen Recken zwingt gro?e Beschwer. (2414)
“Lasst h?ren, Recke Hagen,” sprach da Dietrich,
“Was sprachet ihr zusammen, ihr Helden tugendlich,
Als ihr mich gewaffnet sahet zu euch gehn?
Ihr sagtet, ihr alleine wolltet mich im Streit bestehn.” (2415)
“Das wird euch niemand leugnen,” sprach Hagen der Degen,
“Wohl will ichs hier versuchen mit Kraftvollen Schl?gen,
Es sei denn mir zerbreche das Nibelungenschwert:
Mich entr?stet, dass zu Geiseln ihr uns beide habt begehrt.” (2416)
Als da Dietrich h?rte Hagens grimmen Mut,
Den Schild behende zuckte der schnelle Degen gut.
Wie rasch ihm von der Stiege entgegen Hagen sprang!
Niblungens Schwert das gute auf Dietrichen laut erklang. (2417)
Da wusste wohl Herr Dietrich, das der k?hne Mann
Grimmen Mutes fechte; zu schirmen sich begann
Der Degen von Berne vor f?rchterlichen Schl?gen.
Wohl erkannt er Hagen, diesen zierlichen Degen. (2418)
Auch scheut' er Balmungen, eine Waffe stark genug;
Nur unterweilen Dietrich mit Kunst entgegenschlug,
bis er von Tronje Hagen im Streite doch bezwang:
Er schlug ihm eine Wunde, die war tief und auch lang. (2419)
Da gedachte Dietrich: “Dich schw?chte lange Not;
Mir br?cht es wenig Ehre, g?b ich dir hier den Tod.
So will ich nur versuchen, ob ich dich zwingen kann
Als Geisel mir zu folgen.” Das ward mit Sorgen getan. (2420)
Den Schild lie? er fallen: Seine St?rke, die war gro?;
Hagen von Tronje mit den Armen er umschloss.
So wurde da bezwungen von ihm der k?hne Mann.
Gunther der Edle darob zu trauern begann. (2421)
Hagnen band da Dietrich und f?hrt' ihn wo er fand
Die edle K?nigstochter und gab in ihrer Hand
Den allerk?hnsten Recken, der je die Waffen trug:
Nach ihrem starken Leide ward sie da fr?hlich genug. (2422)
Da neigte sich dem Degen vor Freuden Etzels Weib:
“Nun sei dir immer selig das Herz und auch der Leib;
Du hast mir wohl verg?tet alle meine Not:
Ich will dirs immer danken, es verh?t es denn der Tod.” (2423)
Da sprach der Degen Dietrich: “Nun lasset ihn am Leben,
Edle K?nigstochter: Es mag sich wohl begeben,
Dass euch sein Dienst verg?tet das Leid das er euch tat.
Er soll es nicht entgelten, dass ihr ihn gebunden saht.” (2424)
Da lie? sie Hagen f?hren in ein Haftgemach,
Wo niemand ihn erschaute und er verschlossen lag.
Gunter der edle K?nig hub da zu rufen an:
“Wo blieb der Held von Berne? Er hat mir Leides getan.” (2425)
Da ging ihm entgegen der Herre Dieterich.
Gunthers Kr?fte waren stark und ritterlich;
Er vers?umte sich nicht l?nger, er rannte vor den Saal:
Von ihrer beider Schwertern erhob sich m?chtiger Schall. (2426)
So viel des Lobs sich Dietrich erwarb seit Jahren her,
In seinem Zorne tobte Gunther allzusehr.
Er war nach seinem Leide von Herzen Feind dem Mann:
Ein Wunder musst es hei?en, dass da Herr Dietrich entrann. (2427)
Sie waren alle beide so stark und mutesvoll,
Dass von ihren Schl?gen Pallas und Turm erscholl,
als sie mit Schwertern hieben auf die Helme gut:
Da zeigte K?nig Gunther einen herrlichen Mut. (2428)
Doch zwang ihn der von Berne, wie Hagen erst geschah.
Das Blut man aus dem Panzer dem Helden flie?en sah
Von einem scharfen Schwerte; das trug Herr Dieterich;
Doch wehrte sich Herr Gunther, so m?d er war, ritterlich. (2429)
Der K?nig war gebunden von Dietrichens Hand,
Wie nimmer K?nge sollten leiden solch ein Band.
Er dachte, lie? er ledig Gunthern und seinen Mann,
Wem sie begegnen m?chten, der m?sste den Tod empfahn. (2430)
Dietrich von Berne nahm ihn bei der Hand,
Er f?hrt' ihn hin gebunden, wo er Kriemhilden fand.
Sie sprach: “Willkommen, Gunther, ein Degen auserkannt.” –
“Nun lohn euch Gott, Kriemhilde, wenn hierzu euch Treue mahnt.” (2431)
Er sprach: “Ich m?sst euch danken, viel liebe Schwester mein,
Wenn euer Gru? in Gnade geschehen k?nnte sein;
Ich wei? euch aber, K?nigin, so zornig von Mut,
Dass ihr mir und Hagen solchen Gru? im Spotte tut.” (2432)
Da sprach der Held von Berne: “Viel edles K?nigsweib,
Man brachte nie als Geiseln so guter Ritter Leib
Als ich, hehre Fraue, hier bring in eure Hut;
Nun komme meine Freundschaft den Heimatlosen zu Gut.” (2433)
Sie sprach, sie t?t es gerne. Da ging Dieterich
Mit weinenden Augen von den Helden tugendlich.
Da r?chte sich entsetzlich K?nig Etzels Weib:
Den auserw?hlten Degen nahm sie Leben und Leib. (2434)
Sie lie? sie gesondert in Gef?ngnis legen,
Dass sich ihr Leben nicht wiedersahn die Degen,
Bis sie ihres Bruders Haupt vor Hagen trug:
Da ward Kriemhildens Rache an beiden grimmig genug. (2435)
Da ging die K?nigstochter hin wo sie Hagen sah;
Wie feindselig sprach sie zu dem Recken da:
“Wollt ihr mir wiedergeben was ihr mir habt genommen,
So m?gt ihr wohl noch lebend heim zu den Burgonden kommen.” (2436)
Da sprach der grimme Hagen: “Die Bitt ist gar verloren,
Viel edle K?nigstochter. Den Eid hab ich geschworen,
Dass ich den Hort nicht zeige so lange noch am Leben
Meiner Herren einer: Drum wird er niemand gegeben.” (2437)
“Ich bring es an ein Ende,” sprach das edle Weib.
Ihrem Bruder nehmen lie? sie da Leben und Leib;
Man schlug das Haupt immer nieder:
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Doch m?ssen wir es lassen, weil er den Streit uns verbot.” (2335)
Da sprach der Fiedelspieler: “Der f?rchtet sich zu viel,
Der was man ihm verbietet alles lassen will:
Das kann ich nimmer hei?en rechten Heldenmut.”
Die Rede d?uchte Hagen von seinem Heergesellen gut. (2336)
“Wollt ihr den Spott nicht lassen,” fiel ihm Wolfhart ein,
“Ich verstimm euch so die Saiten, dass ihr noch am Rhein,
Wenn je ihr heimreitet, habt davon zu sagen.
Euer ?berheben mag ich mit Ehren nicht ertragen.” (2337)
Da sprach der Fiedelspieler: “Wenn ihr den Saiten mein
Die guten T?ne raubtet, eures Helmes Schein
M?sste tr?be werden dabei von meiner Hand,
Wie ich auch reiten m?ge in der Burgonden Land.” (2338)
Da wollt er zu ihm springen; doch war nicht frei die Bahn:
Hildebrand sein Oheim hielt ihn mit Kr?ften an:
“Ich sehe, du willst w?ten in deinem dummen Zorn:
Nun h?tten wir auf immer meines Herrn Huld verlorn.” (2339)
“Lasst los den Leuen, Meister, er ist so verwegen;
Doch kommt er mir zu nahe,” sprach Volker der Degen,
“H?tt er mit seinen H?nden die ganze Welt erschlagen,
Ich schlag ihn, dass er ein Widerwort nimmer wieder wei? zu sagen.” (2340)
Darob erz?rnte heftig den Bernern der Mut.
Den Schild r?ckte Wolfhart, ein schneller Degen gut:
Gleich einem wilden Leuen lief er auf ihn an;
Die Schar seiner Freunde ihm rasch zu folgen begann. (2341)
Mit weiten Spr?ngen setzt' er bis vor des Saales Wand,
Doch ereilt' ihn vor der Stiege der alte Hildebrand:
Er sollte vor ihm selber nicht kommen in den Streit.
Zu ihrem Willen fanden sie die G?ste gern bereit. (2342)
Zu Hagen von Tronje sprang Meister Hildebrand:
Man h?rte Schwerter klingen beiden an der Hand.
Sie waren sehr im Zorne das zeigte sich geschwind:
Von der Helden Schwertern ging ein feuerroter Wind. (2343)
Doch wurden sie geschieden in des Streites Not,
Das taten die von Berne wie ihr Mut gebot.
Da wandte sich von Hagen Meister Hildebrand:
Da kam der starke Wolfhart auf den k?hnen Volker gerannt. (2344)
Er schlug den Fiedelspieler auf des Helmes Schein,
Dass des Schwertes Sch?rfe drang auf die Spangen ein.
Das vergalt mit Kr?ften der k?hne Fiedelmann;
Da schlug er Wolfharten, dass er zu straucheln begann. (2345)
Feuers aus den Panzern hieben sie genug;
Grimmen Hass jedweder zu dem andern trug.
Da schied sie von Berne der Degen Wolfwein;
W?r er kein Held gewesen, so konnt es nimmermehr sein. (2346)
Gunther der Degen mit kampfbereiter Hand
Empfing die starken Helden aus Amelungenland.
Geiselher der Herre, die lichten Helme gut
Macht' er in dem Sturme manchem nass und rot von Blut. (2347)
Dankwart, Hagens Bruder, war ein grimmer Mann:
Was er zuvor im Streite Herrliches getan
An K?nig Etzels Recken, schien alles nur ein Wind:
Nun erst begann zu toben des k?hnen Aldrians Kind. (2348)
Ritschart und Gerbart, Helfrich und Wichart,
In manchen St?rmen hatten die selten sich gespart:
Das lie?en sie wohl schauen die in Gunthers Lehn.
Da sah man Wolfbranden auch im Sturme herrlich gehn. (2349)
Da focht als ob er w?te der alte Hildebrand.
Viel gute Recken mussten vor Wolfhartens Hand
Auf den Tod getroffen sinken in das Blut:
So r?chten R?dgers Wunden diese Recken k?hn und gut. (2350)
Da focht der Herzog Siegstab wie ihm der Mut gebot:
Hei! Was guter Helme brach in des Sturmes Not
Den Feinden gegen?ber Dietrichens Schwestersohn!
Er konnt in dem Sturme nicht gewaltiger drohn. (2351)
Volker der starke, als er das ersah,
Wie Siegstab der k?hne aus harten Panzern da
B?che Blutes lockte, der Held geriet in Zorn:
Er sprang ihm hin entgegen: Gar bald da hatte verlorn (2352)
Von dem Fiedelspieler das Leben Siegestab:
Volker ihm solche Proben seiner K?nste gab,
Er fiel von seinem Schwerte nieder in den Tod.
Der alte Hilbrand r?chte das wie ihm sein Eifer gebot. (2353)
“O weh des lieben Herren,” sprach Meister Hildebrand,
“Der uns hier erschlagen liegt von Volkers Hand:
Nun soll der Fiedelspieler auch l?nger nicht gedeihn.”
Hildebrand der k?hne, wie mocht er grimmiger sein? (2354)
Da schlug er so auf Volker, dass von des Helmes Band
Die Splitter allw?rts stoben bis zu des Saales Wand,
Vom Helm und auch vom Schilde, dem k?hnen Fiedelmann:
Davon der starke Volker nun auch sein Ende gewann. (2355)
Als Dietrichs Heergesinde zu dem Streite drang,
Da schlug es, dass in St?cke mancher Panzer sprang,
Und man der Schwerter Enden hoch fliegen sah
Sie holten aus den Helmen hei?e B?che Blutes da. (2356)
Da sah von Tronje Hagen Volker den Degen tot:
Das war beim Hofgelage die allergr??te Not,
Die er gewonnnen hatte an Freund und Untertan:
O weh, wie grimmig Hagen den Freund zu r?chen begann! (2357)
“Des soll mir nicht genie?en der alte Hildebrand:
Mein Gehilfe liegt erschlagen von des Helden Hand Hand,
Der beste Heergeselle, den ich je gewann.”
Den Schild r?ckt' er h?her, so ging er hauend hindann. (2358)
Helfrich der starke Dankwarten schlug:
Geiselhern und Gunthern war es leid genug,
Als sie ihn fallen sahen in der starken Not;
Doch hatten sein H?nde wohl vergolten seinen Tod. (2359)
* So viel aus manchen Landen hier Volks versammelt war,
Viel F?rsten kraftger?stet gegen die kleine Schar,
W?ren die Christenleute nicht wider sie gewesen,
Durch ihre Tugend mochten sie vor allen Heiden wohl genesen. (2360)
Derweilen schuf sich Wolfhart hin und wieder Bahn.
Alles niederhauend was Gunthern untertan;
Er machte nun schon dreimal die Runde durch den Saal:
Da fiel vor seinen H?nden gar mancher Recke zu Tal. (2361)
Da rief der Herre Geiselher Wolfharten an:
“O weh, dass ich so grimmen Feind je gewann!
K?hner Ritter edel, nun wende dich hieher!
Dem helf ich an ein Ende, ich ertrag es l?nger nicht mehr.” (2362)
Zu Geiselhern wandte sich Wolfhart in den Streit.
Da schlugen sich die Recken wohl manche Wunde weit;
Mit solchem Ungest?me er zu dem K?nig drang,
Dass unter seinen F??en ?bers Haupt das Blut ihm sprang. (2363)
Mit schnellen grimmen Schl?gen der sch?nen Ute Kind
Empfing da Wolfharten, den Helden hoch gesinnt.
Wie stark auch war der Degen, er konnte nicht gedeihn.
Ein so junger K?nig mochte nimmer k?hner sein. (2364)
Da schlug er Wolfharten durch einen Harnisch gut,
Dass ihm aus der Wunde niederschoss das Blut:
Er verwundete zum Tode den in Dietrichs Bann;
Wohl musst er sein ein Recke, der solche Werke getan. (2365)
Als der k?hne Wolfhart die Wund an sich empfand,
Den Schild lie? er fallen: Da schwang er in der Hand
Eine starke Waffe; scharf war die genug:
Durch Helm und Panzerringe der Held da Geiselhern schlug. (2366)
Das grimme Ende hatten die zwei sich angetan.
Da lebte niemand weiter von Dietrichens Bann.
Hildebrand der Alte Wolfharten fallen sah:
F?rwahr, vor seinem Tode solch Leid ihm nimmer geschah. (2367)
Gestorben waren alle die aus Gunthers Land
Und Dietrichens Helden. Dahin ging Hildebrand,
Wo Wolfhart war gefallen nieder in sein Blut:
Er umschloss mit Armen diesen Recken k?hn und gut. (2368)
Ihn aus dem Haus zu tragen m?ht' er erst sich sehr:
Er musst ihn liegen lassen, er war ihm allzu schwer.
Da blickt' aus dem Blute der todwunde Mann;
Er sah wohl, dass sein Oheim ihn gerne tr?ge hindann. (2369)
Da sprach der Todwunde: “Viel lieber Oheim mein,
Mir kann zu dieser Stunde eure Hilfe nicht gedeihn:
Nun h?tet euch vor Hagen, f?rwahr, ich rat euch gut:
Er tr?gt in seinem Herzen einen grimmigen Mut. (2370)
Und wollen meine Freunde im Tode mich beklagen,
Den n?chsten und den besten sollt ihr von mir sagen,
Dass sie nicht um mich weinen, das tu nimmer Not;
Von K?nigsh?nden fand ich hier einen herrlichen Tod. (2371)
Ich hab auch so mein Sterben vergolten hier im Saal,
Das schafft noch der Frauen der guten Ritter Qual.
Wills jemand von euch wissen, dem m?gt ihr immer sagen:
Von meiner Hand alleine liegen hundert wohl erschlagen.” (2372)
Da gedachte Hagen wieder an den Fiedelmann,
Dem der k?hne Hildebrand das Leben abgewann:
Da sprach er zu dem Degen: “Ihr entgeltet nun mein Leid:
Ihr habt uns hier erschlagen manchen Ritter k?hn im Streit.” (2373)
Er schlug Hildebranden, dass man wohl vernahm
Balmungen sausen, den Siegfrieden nahm
Hagen der K?hne, als er den Helden schlug.
Da wehrte sich der Alte: Er war auch streitbar genug. (2374)
Dietrichens Recke eine breite Waffe schwang
Auf den Held von Tronje, die scharf den Stahl durchdrang;
Doch konnt er nicht verwunden Gunthers Untertan.
Da schlug ihm wieder Hagen durch einen Harnisch wohlgetan. (2375)
Als der alte Hildebrand die Wunde recht empfand,
Besorgt' er gr??ern Schaden noch von Hagens Hand:
Den Schild warf auf den R?cken der in Dietrichs Bann:
Mit der starken Wunde der Held vor Hagen entrann. (2376)
Da lebt' auch von allen den Degen niemand mehr
Als Gunther und Hagen, die beiden Recken hehr.
Da ging mit Blut beronnen der alte Hildebrand:
Er brachte leide M?re als er Dietrichen fand. (2377)
Tief bek?mmert sitzen fand er da den Mann.
Noch gr??ern Leides Kunde nun der F?rst gewann;
Er sah Hildebranden in seinem Harnisch rot:
Da fragt' er nach dem Grunde, wie ihm die Sorge gebot. (2378)
“Nun sagt mir, Meister Hildebrand, wie seid ihr so nass
Von dem Reckenblute, oder wer tat euch das?
Ihr habt wohl mit den G?sten gestritten in dem Saal?
Ihr lie?t es billig bleiben, wie ich so dringend befahl.” (2379)
Er sprach zu seinem Herren: “Hagen tat es mir:
Der schlug mir in dem Hause diese Wunden hier,
Als ich von dem Recken zu wenden mich begann;
Kaum dass ich mit dem Leben noch vor dem Teufel entrann.” (2380)
Da sprach der Vogt von Berne: “Gar Recht ist euch geschehn,
Da ihr mich h?rtet Freundschaft den Recken zugestehn,
Und doch den Frieden brachet, den ich ihnen bot:
W?rs mir nicht ewig Schande, so b??tet ihrs mit dem Tod.” (2381)
“Nun z?rnt mir, Herr Dietrich, darob nicht allzu sehr:
An mir und meinen Freunden ist der Schade gar zu schwer.
Wir wollten R?dger gerne tragen aus dem Saal:
Das wollten uns nicht g?nnen die welchen Gunther befahl.” (2382)
“O weh mir dieses Leides! Ist R?diger doch tot?
Das ist der gr??te Jammer in aller meiner Not.
Die edle Gotlinde ist meiner Basen Kind:
O weh der armen Waisen, die dort zu Bechlaren sind.” (2383)
Herzeleid und Kummer schuf ihm da sein Tod;
Da hub er an zu weinen, den Helden zwang die Not:
“O weh der treuen Hilfe, die mir an ihm erlag,
K?nig Etzels Degen, den ich nie verschmerzen mag. (2384)
“M?gt ihr, Meister Hildebrand, mir nicht die M?re sagen,
Wie der Recke hei?e, der ihn hat erschlagen?”
Er sprach: “Das tat mit Kr?ften der starke Gernot;
Doch von R?dgers H?nden fand der Degen auch den Tod.” (2385)
Er sprach zu Hildebranden: “So sagt meinem Bann,
Dass sie sich eilends waffnen, so geh ich selbst hinan;
Und befehlt, dass sie mir bringen mein lichtes Streitgewand:
Ich selber will nun fragen die Helden aus Burgondenland.” (2386)
Da sprach Meister Hildebrand: “Wer soll mit euch gehn?
Dei euch am Leben blieben, die seht ihr vor euch stehn:
Das bin ich ganz alleine: Die andern, die sind tot.”
Da erschrak er ob der M?re, es schuf ihm wahrhafte Not, (2387)
Dass er auf Erden nimmer so gro?es Leid gewann.
Er sprach: “Und sind erstorben all die mir untertan,
So hat mein Gott vergessen, ich armer Dieterich!
Ich herrscht ein reicher K?nig hehr einst und gewaltiglich.” (2388)
Wieder sprach da Dietrich: “Wie konnt es nur geschehn,
Dass alle sterben mussten, die Helden ausersehn,
Vor den Streitm?den, die doch gelitten Not?
Mein Ungl?ck schufs alleine, sonst verschonte sie der Tod! (2389)
Wenn dann mein Unheil wollte, es sollte sich begeben,
So sprecht, blieb von den G?sten einer noch am Leben?”
Da sprach Meister Hildebrand: “Gott wei? es, niemand mehr
Als Hagen ganz alleine und Gunther der K?nig hehr.” (2390)
“O weh, du lieber Wolfhart, und hab ich dich verloren,
So mag mich bald gereuen, dass ich je ward geboren.
Siegstab und Wolfwein und auch Wolfbrand:
Wer soll mir denn helfen in der Amelungen Land? (2391)
Helferich der K?hne, und ist auch der erschlagen,
Gerbart und Wichart: Wann h?r ich auf zu klagen?
Das ist f?r alle Freude mein allerletzter Tag;
O weh mir, dass vor Leide niemand doch ersterben mag!” (2392)
39. Abenteuer
Wie Gunther, Hagen und Kriemhild erschlagen wurden
Da suchte sich Herr Dietrich selber sein Gewand;
Ihm half, dass er sich waffnete, der alte Hildebrand.
Da klagte so gewaltig der kraftvolle Mann,
Dass von seiner Stimme das Haus zu sch?ttern begann. (2393)
Doch gewann er wieder den rechten Heldenmut.
Gewaffnet ward im Grimme bald der Degen gut;
Seinen Schild den festen nahm er an die Hand:
Sie gingen bald von dannen, er und Meister Hildebrand. (2394)
Da sprach von Tronje Hagen: “Dort seh ich zu uns gehn
Dietrich den Herren; der will uns wohl bestehn
Nach dem gro?en Leide, das wir ihm angetan.
Nun soll man heute schauen, wen man den Besten nennen kann. (2395)
Und d?nkt sich denn von Berne der Degen Dieterich
Gar so starkes Leibes und so f?rchterlich,
Und will ers an uns r?chen was ihm ist geschehn,”
Also sprach Hagen, “ich bin wohl Mann ihn zu bestehn.” (2396)
Die Rede h?rte Dietrich und Meister Hildebrand.
Er kam wo er die Recken beide stehen fand
Au?en vor dem Hause, gelehnt an den Saal:
Sein Schild den guten setzte Dietrich zu Tal. (2397)
Im leidvollen Sorgen hub da Dietrich an:
“Gunther, reicher K?nig, wie habt ihr so getan
An mir Heimatlosem? Was tat ich euch wohl je,
Dass alles meines Trostes ich nun verwaiset mich seh? (2398)
Ihr fandet nicht Gen?ge an der gro?en Not
Als ihr uns R?digeren, den Helden, schluget tot:
Nun raubtet ihr mir alle, die mir sind untertan.
Wohl h?tt ich solchen Leides euch Degen nimmer getan. (2399)
Gedenket an euch selber und an euer Leid,
Eurer Freunde Sterben und all die Not im Streit,
Ob es euch guten Recken nicht betr?bt den Mut;
O weh, wie so wehe mir der Tod R?dgers tut. (2400)
Solch Leid geschah auf Erden niemanden je.
Ihr gedachtet wenig an mein und euer Weh.
Miene Freuden alle liegen von euch erschlagen;
Wohl kann ich meine Freunde nimmermehr genug beklagen.” (2401)
“Wir sind wohl nicht so schuldig,” sprach Hagen dagegen.
“Zu diesem Hause kamen alle eure Degen
Mit gro?em Flei? gewaffnet in einer breiten Schar;
Man hat euch wohl die M?re nicht so gesagt, wie sie war.” (2402)
“Was soll ich anders glauben? Mir sagt Hildebrand:
Euch baten meine Recken vom Amelungenland,
Ihr solltet ihnen R?dgern geben aus dem Saal;
Da botet ihr Gesp?tte nur meinen Recken her zu Tal.” (2403)
Da sprach der Vogt vom Rheine: “Sie wollten R?dgern tragen.
Sagten sie, von hinnen: Das lie? ich da versagen,
Etzeln zum Trotze, nicht aber deinem Bann,
Bis Wolfhart der Degen darob zu schelten begann.” (2404)
Da sprach der Held von Berne: “Es muss nun also sein:
Gunther, edler K?nig, bei aller Tugend dein,
Vergilt mir nun das Herzeleid, das mir von dir geschehn.
Vers?hn es, k?hner Ritter, so lass ichs ungerochen gehn. (2405)
“Ergibt dich mir zum Geisel mit Hagen deinem Mann;
So will ich dich besch?tzen so gut ich immer kann,
Dass dir bei den Heunen hier niemand Leides tut:
Du sollst an mir erfahren, dass ich getreu bin und gut.” (2406)
“Das verh?te Gott vom Himmel,” sprach Hagen dagegen,
“Dass sich dir ergeben sollten zwei Degen,
Die noch in Waffenwehre dir entgegen stehn,
Und denen es leicht w?re ihren Feinden zu entgehn.” (2407)
“Ihr sollt es nicht verweigern,” sprach da Dieterich,
“Gunther und Hagen, ihr habt so bitterlich
Beide mir betr?bet das Herz und auch den Mut,
Wollt ihr mir das verg?ten, dass ihr es billiglich tut. (2408)
“Ich geb euch meine Treue und reich euch meine Hand,
Dass ich mit euch reiten will heim in euer Land:
Ich geleit euch wohl nach Ehren, ich st?rbe denn den Tod,
Und will um euch vergessen all meiner schmerzhaften Not.” (2409)
“Steht ab von dem Begehren,” sprach wieder Hagen;
“Es w?rd uns wenig ehren, w?r von uns zu sagen,
Dass zwei so k?hne Degen sich ergeben eurer Hand:
Sieht man bei euch doch niemand als alleine Hildebrand.” (2410)
Da sprach Meister Hildebrand: “Gott wei? Herr Hagen,
Der Frieden, den Herr Dietrich euch hat angetragen,
Es kommt noch an die Stunde, dass ihr ihn n?hmet gern:
Nun l?sst euch wohlbehagen diese S?hne meines Herrn.” (2411)
“Auch n?hm ich eh den Frieden,” sprach Hagen dagegen,
“Eh ich mit Schimpf und Schande so vor einem Degen
Entliefe, Meister Hildebrand, als ihr habt hier getan:
Ich w?hnte doch, ihr st?ndet vor Feinden besser euern Mann.” (2412)
Zur Antwort gab ihm Hildebrand: “Was verweiset ihr mir das?”
Wer wars der auf dem Schilde vor dem Wasgensteine sa?,
Als ihm von Spanien Walther so viel der Freunde schlug?
Wohl habt ihr an euch selber noch zu r?gen genug.” (2413)
Da sprach der Degen Dietrich: “Wie ziemt solchen Degen
Sich mit Worten schelten wie alte Weiber pflegen?
Ich verbiet es, Meister Hildebrand, sprecht hier nicht mehr:
Mich heimatlosen Recken zwingt gro?e Beschwer. (2414)
“Lasst h?ren, Recke Hagen,” sprach da Dietrich,
“Was sprachet ihr zusammen, ihr Helden tugendlich,
Als ihr mich gewaffnet sahet zu euch gehn?
Ihr sagtet, ihr alleine wolltet mich im Streit bestehn.” (2415)
“Das wird euch niemand leugnen,” sprach Hagen der Degen,
“Wohl will ichs hier versuchen mit Kraftvollen Schl?gen,
Es sei denn mir zerbreche das Nibelungenschwert:
Mich entr?stet, dass zu Geiseln ihr uns beide habt begehrt.” (2416)
Als da Dietrich h?rte Hagens grimmen Mut,
Den Schild behende zuckte der schnelle Degen gut.
Wie rasch ihm von der Stiege entgegen Hagen sprang!
Niblungens Schwert das gute auf Dietrichen laut erklang. (2417)
Da wusste wohl Herr Dietrich, das der k?hne Mann
Grimmen Mutes fechte; zu schirmen sich begann
Der Degen von Berne vor f?rchterlichen Schl?gen.
Wohl erkannt er Hagen, diesen zierlichen Degen. (2418)
Auch scheut' er Balmungen, eine Waffe stark genug;
Nur unterweilen Dietrich mit Kunst entgegenschlug,
bis er von Tronje Hagen im Streite doch bezwang:
Er schlug ihm eine Wunde, die war tief und auch lang. (2419)
Da gedachte Dietrich: “Dich schw?chte lange Not;
Mir br?cht es wenig Ehre, g?b ich dir hier den Tod.
So will ich nur versuchen, ob ich dich zwingen kann
Als Geisel mir zu folgen.” Das ward mit Sorgen getan. (2420)
Den Schild lie? er fallen: Seine St?rke, die war gro?;
Hagen von Tronje mit den Armen er umschloss.
So wurde da bezwungen von ihm der k?hne Mann.
Gunther der Edle darob zu trauern begann. (2421)
Hagnen band da Dietrich und f?hrt' ihn wo er fand
Die edle K?nigstochter und gab in ihrer Hand
Den allerk?hnsten Recken, der je die Waffen trug:
Nach ihrem starken Leide ward sie da fr?hlich genug. (2422)
Da neigte sich dem Degen vor Freuden Etzels Weib:
“Nun sei dir immer selig das Herz und auch der Leib;
Du hast mir wohl verg?tet alle meine Not:
Ich will dirs immer danken, es verh?t es denn der Tod.” (2423)
Da sprach der Degen Dietrich: “Nun lasset ihn am Leben,
Edle K?nigstochter: Es mag sich wohl begeben,
Dass euch sein Dienst verg?tet das Leid das er euch tat.
Er soll es nicht entgelten, dass ihr ihn gebunden saht.” (2424)
Da lie? sie Hagen f?hren in ein Haftgemach,
Wo niemand ihn erschaute und er verschlossen lag.
Gunter der edle K?nig hub da zu rufen an:
“Wo blieb der Held von Berne? Er hat mir Leides getan.” (2425)
Da ging ihm entgegen der Herre Dieterich.
Gunthers Kr?fte waren stark und ritterlich;
Er vers?umte sich nicht l?nger, er rannte vor den Saal:
Von ihrer beider Schwertern erhob sich m?chtiger Schall. (2426)
So viel des Lobs sich Dietrich erwarb seit Jahren her,
In seinem Zorne tobte Gunther allzusehr.
Er war nach seinem Leide von Herzen Feind dem Mann:
Ein Wunder musst es hei?en, dass da Herr Dietrich entrann. (2427)
Sie waren alle beide so stark und mutesvoll,
Dass von ihren Schl?gen Pallas und Turm erscholl,
als sie mit Schwertern hieben auf die Helme gut:
Da zeigte K?nig Gunther einen herrlichen Mut. (2428)
Doch zwang ihn der von Berne, wie Hagen erst geschah.
Das Blut man aus dem Panzer dem Helden flie?en sah
Von einem scharfen Schwerte; das trug Herr Dieterich;
Doch wehrte sich Herr Gunther, so m?d er war, ritterlich. (2429)
Der K?nig war gebunden von Dietrichens Hand,
Wie nimmer K?nge sollten leiden solch ein Band.
Er dachte, lie? er ledig Gunthern und seinen Mann,
Wem sie begegnen m?chten, der m?sste den Tod empfahn. (2430)
Dietrich von Berne nahm ihn bei der Hand,
Er f?hrt' ihn hin gebunden, wo er Kriemhilden fand.
Sie sprach: “Willkommen, Gunther, ein Degen auserkannt.” –
“Nun lohn euch Gott, Kriemhilde, wenn hierzu euch Treue mahnt.” (2431)
Er sprach: “Ich m?sst euch danken, viel liebe Schwester mein,
Wenn euer Gru? in Gnade geschehen k?nnte sein;
Ich wei? euch aber, K?nigin, so zornig von Mut,
Dass ihr mir und Hagen solchen Gru? im Spotte tut.” (2432)
Da sprach der Held von Berne: “Viel edles K?nigsweib,
Man brachte nie als Geiseln so guter Ritter Leib
Als ich, hehre Fraue, hier bring in eure Hut;
Nun komme meine Freundschaft den Heimatlosen zu Gut.” (2433)
Sie sprach, sie t?t es gerne. Da ging Dieterich
Mit weinenden Augen von den Helden tugendlich.
Da r?chte sich entsetzlich K?nig Etzels Weib:
Den auserw?hlten Degen nahm sie Leben und Leib. (2434)
Sie lie? sie gesondert in Gef?ngnis legen,
Dass sich ihr Leben nicht wiedersahn die Degen,
Bis sie ihres Bruders Haupt vor Hagen trug:
Da ward Kriemhildens Rache an beiden grimmig genug. (2435)
Da ging die K?nigstochter hin wo sie Hagen sah;
Wie feindselig sprach sie zu dem Recken da:
“Wollt ihr mir wiedergeben was ihr mir habt genommen,
So m?gt ihr wohl noch lebend heim zu den Burgonden kommen.” (2436)
Da sprach der grimme Hagen: “Die Bitt ist gar verloren,
Viel edle K?nigstochter. Den Eid hab ich geschworen,
Dass ich den Hort nicht zeige so lange noch am Leben
Meiner Herren einer: Drum wird er niemand gegeben.” (2437)
“Ich bring es an ein Ende,” sprach das edle Weib.
Ihrem Bruder nehmen lie? sie da Leben und Leib;
Man schlug das Haupt immer nieder:
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