“Uns sollen deine Leute wohl befohlen sein;
Auch trau ich meinem Heile, du werdest selber gl?cklich sein.” (2232)
Da setzt' er auf die Waage die Seele wie den Leib:
Da begann zu weinen K?nig Etzels Weib.
Er sprach: “Ich muss euch halten den Eid, den ich getan:
O weh meiner Freunde! Gar ungern greif ich sie an.” (2233)
Man sah ihn von dem K?nig in gro?em Kummer gehn.
Da fand er in der N?he seine Recken stehn;
Er sprach: “Ihr sollt euch waffnen, ihr all in meinem Lehn:
Die k?hnen Burgonden, die muss ich leider bestehn.” (2234)
Sie geboten hin zu eilen, wo man die Waffen fand:
Da wurden ihre Helme und mancher Schildesrand
Von dem Ingesinde alsbald herbei getragen:
Bald h?rten leide M?re die stolzen Fremdlinge sagen. (2235)
Gewaffnet ward da R?diger mit f?nfhundert Mann;
Zw?lf Recken noch dar?ber zogen mit ihm heran.
Sie wollten Preis erwerben in des Sturmes Not:
Sie wussten nicht die M?re, dass ihnen nahe der Tod. (2236)
Man sah den Markgrafen unterm Helme gehn.
Scharfe Schwerter trugen die in R?dgers Lehn,
Dazu vor ihren H?nden die lichten Schilde breit:
Das sah der Fiedelspieler; dem war es uns?glich leid. (2237)
Da sah der junge Geiselher seinen Schw?her gehn
Mit aufgebundnem Helme. Wie mocht er da verstehn,
Wie er damit es meine, es sei denn treu und gut?
Da gewann der edle K?nig einen fr?hlichen Mut. (2238)
“Nun wohl mir solcher Freunde!”, sprach da Geiselher,
“Wie wir gewonnen haben auf der Fahrt hieher.
Meines Weibes willen ist uns Hilfe nah:
Lieb ist mir, meiner Treue, dass diese Heirat geschah.” (2239)
“Wei? nicht, wes ihr euch tr?stet,” sprach der Fiedelmann,
“Wann saht ihr wohl zur S?hne so viel der Helden nahn
Mit aufgebundnem Helme, die Schwerter in der Hand?
Er will an uns verdienen seine Burgen und sein Land.” (2240)
Bevor der Fiedelspieler das Wort gesprochen gar,
R?diger der edle schon vor dem Hause war.
Seinen Schild den guten setzt' er vor den Fu?:
Da musst er seinen Freunden versagen dienstbereiten Gru?. (2241)
Da rief der edle Markgraf hin?ber in den Saal:
“Ihr k?hnen Nibelungen, nun wehrt euch allzumal.
Ihr solltet mein genie?en, ihr entgeltet mein:
Einst waren wir befreundet: Der Treue will ich ledig sein.” (2242)
Da erschraken dieser M?re die Notbedr?ngten sehr.
Es ward davon der Freude bei niemanden mehr,
Dass sie bestreiten wollte, dem jeder Liebe trug:
Sie hatten von den Feinden schon Leid erfahren genug. (2243)
“Das verh?te Gott vom Himmel!”, sprach Gunther der Degen.
“Dass ihr eurer Freundschaft also tut entgegen
Und der gro?en Treue, worauf uns sann der Mut:
Ich will euch wohl vertrauen, dass ihr das nimmermehr tut.” (2244)
“Es ist nicht mehr zu wenden,” sprach der k?hne Mann,
“Ich muss mit euch streiten, wie ich den Schwur getan.
Nun wehrt euch, k?hne Helden, so lieb euch seid er Leib:
Mir wollt es nicht erlassen des K?nigs Etzel Weib.” (2245)
“Ihr widersagt uns allzu sp?t,” sprach der K?nig hehr.
“Nun m?g euch Gott vergelten, viel edler R?diger,
Die Treue und die Liebe, die ihr uns habt getan,
Wenn ihr bis an das Ende auch halten wolltet daran. (2246)
“Wir wolltens immer danken was ihr uns habt gegeben,
Ich und meine Freunde, lie?et ihr uns leben:
Ihr gabt uns hehre Gaben, als ihr uns f?hret her
Ins Heunenland zu Etzeln: Bedenket das, edler R?diger.” (2247)
“Wie gern ich euch das g?nnte!”, sprach R?diger der Degen,
“Wenn ich euch meiner Gabe die F?lle d?rfte w?gen
Nach meinem Wohlgefallen; wie gerne t?t ich das,
So mir es nicht erw?rbe der edeln K?nigin Hass!” (2248)
“Lasst ab, edler R?diger,” sprach da Gernot,
“Nie ward ein Wirt gefunden, der es den G?sten bot
So freundlich und so g?tlich als uns von euch geschehn:
Des sollt ihr auch genie?en, so wir lebendig entgehn.” (2249)
“Das wollte Gott,” sprach R?diger, “viel edler Gernot,
“Dass ihr am Rheine w?ret, und ich w?re tot:
So rettet' ich die Ehre, da ich euch soll bestehn;
Es ist an fremden Degen von Freunden nie so arg geschehn.” (2250)
“Nun lohn euch Gott, Herr R?diger,” sprach da Gernot,
“Eure reiche Gabe. Mich reuet euer Tod,
Soll an euch verderben so tugendlicher Mut.
Hier trag ich eure Waffe, die ihr mir gabet, Degen gut. (2251)
Die hat mir nie versagt noch in aller dieser Not;
Es fiel vor ihrer Sch?rfe so mancher Ritter tot;
Sie ist stark und lauter, herrlich und gut:
Gewiss, so reiche Gabe nie wieder ein Recke tut. (2252)
Und ist euch nicht zu raten, und wollt ihr uns bestehn,
Erschlagt ihr mir die Freunde, die hier noch bei mir stehn,
Mit euerm Schwerte nehm ich Leben euch und Leib:
So reuet ihr mich, R?diger, und euer herrliches Weib.” (2253)
“Das wolle Gott, Herr Gernot, und m?chte das geschehn,
Dass hier nach euerm Willen alles k?nnt ergehn,
Und dass gerettet w?rde eurer Freunde Leib:
Euch sollten wohl vertrauen meine Tochter und mein Weib.” (2254)
Da sprach von Burgonden der sch?nen Ute Kind:
“Wie tut ihr so, Herr R?diger? Die mit mir kommen sind.
Die sind euch all gewogen; ihr greifet ?bel zu:
Eure sch?ne Tochter wollt ihr verwitwen allzufr?h. (2255)
Wenn ihr und eure Recken mich wollt im Streit bestehn,
Wie w?re das unfreundlich, wie wenig lie? es sehn,
Dass ich euch vertraute vor jedem andern Mann,
Als ich zu einem Weibe eure Tochter mir gewann.” (2256)
“Gedenkt eurer Treue, viel edler K?nig hehr,
Und schickt euch Gott von hinnen,” so sprach R?diger,
“So soll es nicht entgelten die liebe Tochter mein:
Bei aller F?rsten Tugend geruht ihr gn?dig zu sein.” (2257)
“So sollt ichs billig halten;” sprach Geiselher das Kind;
“Doch meine hohen Freunde, die noch im Saale sind,
Wenn die vor euch ersterben, so muss geschieden sein
Diese stete Freundschaft zu dir und der Tochter dein.” (2258)
“Nun m?ge Gott uns gnaden,” sprach der k?hne Mann.
Da hoben sie die Schilde, als wollten sie hinan
Zu streiten mit den G?sten in Kriemhildens Saal:
?berlaut rief Hagen da von der Stiege zu Tal: (2259)
“Noch harret eine Weile, viel edler R?diger.”
Also sprach da Hagen: “Wir reden erst noch mehr,
Ich und meine Herren, uns zwingt dazu die Not.
Was hilft es Etzeln, finden wir in der Fremde den Tod?” (2260)
“Ich steh in gro?er Sorge,” sprach wieder Hagen,
“Den Schild, den Frau Gotlinde mir gab zu tragen,
Den haben mir die Heunen zerhauen vor der Hand:
Ich bracht ihn doch mit Treue her in K?nig Etzels Land. (2261)
Dass es Gott vom Himmel verg?nnen wollte,
Dass ich so guten Schildes genie?en sollte
Als du hast vor den H?nden, viel edler R?diger:
So bed?rft ich in dem Sturme keiner Halsbergen mehr.” (2262)
“Gern wollt ich dir dienen mit meinem Schilde,
D?rft ich dir ihn bieten vor Kriemhilde.
Doch nimm ihn immer, Hagen, und trag ihn an der Hand:
Hei! D?rftest du ihn f?hren heim in der Burgonden Land!” (2263)
Als er den Schild zu geben so willig sich erbot,
Da wurden mancher Augen von hei?en Tr?nen rot.
Es war die letzte Gabe: Es durfte nimmermehr
Einem Degen Gabe bieten von Bechlaren R?diger. (2264)
Wie grimmig auch Hagen, wie zornig war sein Mut,
Ihn erbarmte doch die Gabe, die der Degen gut
So nahe seinem Ende noch an ihn getan.
Mancher edle Ritter mit ihm zu trauern begann. (2265)
“Nun lohn euch Gott vom Himmel, viel edler R?diger.
Es gibt eures Gleichen auf Erden nimmer mehr,
Der heimatlosen Degen so milde Gabe gebe:
So m?ge Gott gebieten, dass eure Tugend immer lebe. (2266)
O weh mir diese M?re,” sprach wieder Hagen,
“Wir hatten Herzensschwere genug zu tragen:
Das m?sse Gott erbarmen, gilts uns mit Freunden Streit!”
Da sprach der Markgraf wieder: “Das ist mir inniglich leid.” (2267)
“Nun lohn ich euch die Gabe, viel edler R?diger:
Was immer widerfahre diesen Recken hehr,
Es soll euch nicht ber?hren im Streite meine Hand,
Ob ihr sie all erschl?get, die von der Burgonden Land.” (2268)
Da neigte sich ihm dankend der gute R?diger.
Sie weinten allenthalben: Dass nicht zu wenden mehr
Dieser Herzensjammer, das war eine gro?e Not.
Der Vater aller Tugend fand an R?diger den Tod. (2269)
Da sprach von der Stiege Volker der Fiedelmann:
“Da mein Geselle Hagen euch bot den Frieden an;
So biet ich auch so steten euch von meiner Hand;
Das habt ihr wohl verdienet, da wir kamen in das Land. (2270)
Ihr sollt, viel edler Markgraf, mein Bote werden hier:
Diese roten Spangen gab Frau Gotlinde mir,
Dass ich sie tragen sollte bei dieser Lustbarkeit:
Ihr m?gt sie selber schauen, dass ihr des mein Zeuge seid.” (2271)
“Wollt es Gott der Reiche,” sprach da R?diger,
“Dass euch die Markgr?fin noch geben d?rfte mehr.
Die M?re sag ich gerne der lieben Trauten mein,
Seh ich gesund sie wieder: Des sollt ihr au?er Zweifel sein.” (2272)
Nach diesem Angeloben den Schild hob R?diger,
Sein Mut begann zu toben: Nicht l?nger s?umt' er mehr;
Auf lief er zu den G?sten wohl einem Helden gleich:
Viel kraftvolle Schl?ge schlug da dieser Markgraf reich. (2273)
Da wichen ihm die beiden, Volker und Hagen, weit,
Wie ihm verhei?en hatten die Recken k?hn im Streit;
Noch traf er bei der T?re so manchen K?hnen an,
Dass R?diger die Feindschaft mit gro?en Sorgen begann. (2274)
Aus Mordgierde lie?en in das Haus ihn ein
Gernot und Gunther; das mochten Helden sein.
Zur?ck wich da Geiselher; f?rwahr, es war ihm leid:
Er hoffte noch zu leben, drum mied er R?digern im Streit. (2275)
Da sprangen zu den Feinden die in R?dgers Lehn,
Man sah sie hohen Mutes bei ihrem Herren gehn.
Schneidende Waffen trugen sie an der Hand:
Da brachen viel der Helme und mancher sch?ne Schildesrand. (2276)
Da schlugen auch die M?den manchen harten Schlag
Auf die von Bechlaren, der tief und eben brach
Durch die festen Panzer und drang bis auf das Blut:
Sie taten in dem Sturme viel Wunder herrlich und gut. (2277)
Das edle Heergesinde war nun in dem Saal;
Volker und Hagen, die sprangen hin zumal:
Sie gaben niemand Frieden als dem einen Mann;
Das blut von ihren Hieben von den Helmen nieder rann. (2278)
Wie da der Schwerter Tosen so furchtbar erklang,
Dass unter ihren Schl?gen das Schildgesp?ng zersprang!
Die Schildsteine rieselten nieder in das Blut;
Da fochten sie so grimmig wie man es nie wieder tut. (2279)
Der Vogt von Bechlaren schuf hin und her sich Bahn,
Wie einer der mit Kr?ften im Sturme werben kann;
Des Tages ward an R?diger herrlich offenbar,
Dass er ein Recke w?re k?hn und ohne Tadel gar. (2280)
Hier standen diese Degen, Gunther und Gerenot,
Sie schlugen in dem Streite viel der Helden tot;
Geiselhern und Dankwart am Heile wenig lag:
Da brachten sie gar manchen hin zu seinem j?ngsten Tag. (2281)
Wohl erwies da R?diger, dass er stark genug,
K?hn und wohl gewaffnet; hei! Was er Helden schlug!
Das sah ein Burgonde, dem schuf es Zorn und Not:
Davon begann zu nahen des edeln R?digers Tod. (2282)
Gernot der starke rief den Helden an.
Er sprach zum Markgrafen: “Ihr wollt von unserm Bann
Niemand leben lassen, viel edler R?diger:
Das schmerzt mich ohne Ma?en; ich ertrag es l?nger nicht mehr. (2283)
“Nun mag euch eure Gabe zu Unstatten kommen,
Da ihr mir der Freunde habt so viel benommen.
Nun bietet mir die Stirne, ihr edler k?hner Mann:
Eure Gabe wird verdienet so gut ich immer nur kann.” (2284)
Bevor da der Markgraf zu ihm gedrungen war,
Ward noch getr?bt vom Blute manch lichter Harnisch klar.
Da liefen sich einander die Ehrbegiergen an:
Jedweder sich zu schirmen vor starken Wunden begann. (2285)
Ihre Schwerter waren schneidig, es schirmte nichts dagegen.
Da schlug Gernoten R?diger der Degen
Durch den steinharten Helm, dass niederfloss das Blut:
Das vergalt ihm balde dieser Ritter k?hn und gut. (2286)
Da schwang er R?dgers Gabe, die ihm in H?nden lag:
Wie wund er war zum Tode, er schlug ihm einen Schlag
Durch des Helmes B?nder und durch den festen Schild,
Davon ersterben musste der gute R?diger mild. (2287)
Nie ward so reicher Gabe so schlimm gelohnet mehr
Da fielen beid erschlagen Gernot und R?diger,
Im Sturme gleicherma?en von beider K?mpfer Hand.
Da erst ergrimmte Hagen, als er den gro?en Schaden fand. (2288)
Da sprach der Held von Tronje: “Es ist uns schlimm bekommen
So gro?en Schaden haben wir an den zwein genommen,
Dass wir ihn nie verwinden, noch auch ihr Volk und Land.
Uns Heimatlosen bleiben nun R?dgers Helden zu Pfand.” (2289)
* Da wollte keiner weiter von dem andern was ertragen;
Mancher ward danieder unverletzt geschlagen,
Der wohl noch w?r genesen: Ob ihm war solcher Drang,
Weil heil er sonst gewesen, dass er im Blute doch ertrank. (2290)
“Weh mir um den Bruder! Der fiel hier in den Tod:
Was mir zu allen Stunden f?r leide M?re droht!
Auch muss mich immer reuen der edle R?diger:
Der Schad ist beidenthalben und gro?en Jammers Beschwer.” (2291)
Als der junge Geiselher sah seinen Bruder tot,
Die da im Saale waren, die mussten leiden Not.
Der Tod warb um Beute unter R?dgers Heer:
Deren von Bechlaren entging kein einziger mehr. (2292)
Gunther und Hagen und auch Geiselher,
Dankwart und Volker, die guten Degen hehr,
Die gingen zu der Stelle wo man die Toten fand:
Wie j?mmerlich da weinten diese Helden auserkannt! (2293)
“Uns raubt der Tod die Besten,” sprach Geiselher das Kind.
“Nun lasset euer Weinen und gehn wir an den Wind,
Dass sich die Panzer k?hlen uns streitm?den Degen:
Es will nicht Gott vom Himmel, dass wir l?nger leben m?gen.” (2294)
Den sitzen, den sich lehnen, sah man manchen Mann.
Sie waren wieder m??ig; die in R?dgers Bann
Waren all erlegen; verhallt war Drang und Sto?.
Die Stille w?hrte lange, bis es Etzeln verdross. (2295)
“O weh dieser Dienste!”, sprach des K?nigs Weib.
“Er ist nicht so getreue, dass unsrer Feinde Leib
Des entgelten m?sste von R?digers Hand:
Er will sie wiederbringen in der Burgonden Land. (2296)
“Was hilft uns, K?nig Etzel, dass wir an ihn vertan
Wes er nur begehrte? Er hat nicht wohl getan:
Der uns r?chen sollte will der S?hne pflegen.”
Da gab ihr Volker Antwort, dieser zierliche Degen: (2297)
“Dem ist nicht also leider, viel edles K?nigsweib;
Und d?rft ich L?gen strafen ein so hehres Weib,
So h?ttet ihr recht teuflisch auf R?diger gelogen:
Er und seine Degen sind um die S?hne gar betrogen. (2298)
“So williglich vollbracht er was der K?nig ihm gebot,
Dass er und sein Gesinde hier fielen in den Tod.
Nun seht euch um, Kriemhilde, wem ihr gebieten wollt:
Euch war bis an sein Ende R?diger getreu und hold. (2299)
“Wollt ihr das nicht glauben, so schaut es selber an.”
Zu ihrem Herzeleide ward es da getan:
Man trug den Held erschlagen hin wo ihn der K?nig sah.
K?nig Etzels Degen so leid wohl nimmer geschah. (2300)
Als sie den Markgrafen tot sahen vor sich tragen,
Da verm?cht euch kein Schreiber zu deuten noch zu sagen
Die ungeb?rdge Klage so von Weib als Mann,
Die sich von Herzenjammer allda zu zeigen begann. (2301)
K?nig Etzels Jammer ward so stark und voll,
Wie eines L?wen Stimme dem reichen K?nig scholl
Der Wehruf der Klage und auch dem K?nigsweib:
Sie weinten ?berm??ig um des guten R?diger Leib. (2302)
38. Abenteuer
Wie Dietrichens Recken erschlagen wurden
Der Jammer allenthalben zu solchem Ma?e schwoll,
Dass von dem Wehrufe Pallas und Turm erscholl.
Da vernahm es auch ein Berner aus Dietrichens Bann:
Der schweren Botschaft willen, wie kam er eilig heran! (2303)
Er sprach zu dem F?rsten: “H?rt mich, Herr Dieterich,
Was ich je erlebte, so herzensj?mmerlich
H?rt ich niemals klagen als ich jetzt vernahm:
Ich f?rchte, dass der K?nig nun selber zu der Hochzeit kam. (2304)
“Wie w?ren sonst die Leute all in solcher Not?
Der K?nig oder Kriemhild, davon ward eins dem Tod
Von den k?hnen G?sten in ihrem Zorn gesellt;
Es weint ?berm??ig gar mancher zierliche Held.” (2305)
Da sprach der Vogt von Berne: “Ihr Getreun in meinem Bann,
Seid nicht allzu schnelle: Was hier auch ward getan
Von den Heimatlosen, sie zwang dazu die Not:
Nun lasst sie des genie?en, dass ich ihnen Frieden bot.” (2306)
Da sprach der k?hne Wolfhart: “Lasst mich zum Saale gehn,
Der M?re nachzufragen was da ist geschehn:
Ich will euch dann berichten, viel lieber Herre mein,
Wenn ich es dort erkunde, was der Klage Grund m?ge sein.” (2307)
Da sprach der Herre Dietrich: “Wenn man sich Zorns versieht,
Und ungest?mes Fragen zur Unzeit dann geschieht,
Das betr?bt den Recken leicht den hohen Mut
Darum will ich, Wolfhart, nicht dass ihr die Frage tut.” (2308)
Da schickt' er Helfrichen hinaus, den edeln Mann,
Ob er erkunden m?ge bei K?nig Etzels Bann
Oder bei den G?sten, was da sei geschehn.
Man hatte nie bei Leuten so gro?en Jammer gesehn. (2309)
Der Bote fragte balde: “Was ist hier geschehn?”
Da sprach darunter einer: “Nun musst uns gar zergehn
Der Trost, der uns geblieben noch war in Heunenland:
Hier liegt erschlagen R?diger von der Burgonden Hand. (2310)
Nicht einer ist entronnen, der mit ihm ging hinein.”
Das konnte Helfrichen nimmer leider sein.
Nie h?rt' er ?blere M?re als er hier empfing:
Mit weinenden Augen der Bote hin zu Dietrich ging. (2311)
“Was bringt ihr uns f?r Kunde?”, sprach da Dieterich;
“Was weint ihr so heftig, Degen Helferich?”
Da sprach der edle Recke: “Wohl hab ich Grund zu klagen:
R?dger liegt, der Gute von den Burgonden erschlagen.” (2312)
Da sprach der Held von Berne: “Das wolle nimmer Gott:
Eine starke Rache w?r es und des Teufels Spott.
Wie h?tt an ihnen R?diger verdient solchen Sold?
Ich wei? zu wohl die Kunde, er ist den Fremdlingen hold.” (2313)
Da versetzte Wolfhart: “Und w?r es doch geschehn,
So m?sst es ihnen allen an das Leben gehn.
Wenn wirs ertragen wollten, es br?cht uns Schand und Spott,
Da uns so gro?e Dienste der gute R?diger bot.” (2314)
Der Vogt von Amelungen erfragt' es gern noch mehr.
Er sa? in einem Fenster, ihm war das Herz so schwer.
Da lie? er Hildebranden zu den G?sten gehn,
Von ihnen zu erfragen was da w?re geschehn. (2315)
Der sturmk?hne Recke, Meister Hildebrand,
Weder Schild noch Waffen trug er an der Hand.
Er wollte ganz in Frieden zu den G?sten gehn:
Von seiner Schwester Kinde musst er sich getadelt sehn. (2316)
Da sprach der grimme Wolfhart: “Geht ihr dahin so blo?,
So kommt ihr ungescholten nimmer wieder los:
Ihr kehrt mit gro?en Schanden zur?ck von eurer Fahrt;
Geht ihr dahin in Waffen, so seid ihr besser bewahrt.” (2317)
Da g?rtete der Alte sich nach des Jungen Rat.
Eh ers inne wurde standen in ihrem Staat
Alle Recken Dietrichs, die Schwerter in der Hand.
Leid war das dem Helden, er h?tt es gern noch abgewandt. (2318)
Er frug, wohin sie wollten: Wie wollen mit euch hin:
Ob von Tronje Hagen auch dann wohl ist so k?hn,
Mit Spott zu euch zu reden wie ihm zu tun gef?llt?”
Als er die Rede h?rte, erlaubt' es ihnen der Held. (2319)
Da sah der k?hne Volker wohl gewaffnet gehn
Die Recken von Berne in Dietrichens Lehn,
Die Schwerter umgeg?rtet, die Schilde vor der Hand:
Er sagt' es seinen Herren aus der Burgonden Land. (2320)
Da sprach der Fiedelspieler: “Von dorther seh ich nahn
Recht in Feindesweise die in Dietrichs Bann,
Gewaffnet unter Helmen: Sie wollen uns bestehn.
Nun wird es an das ?ble mit uns Fremdlingen gehn.” (2321)
Es w?hrte nicht mehr lange, so kam auch Hildebrand:
Er setzte vor die F??e seinen Schildesrand
Und begann zu fragen die in Gunthers Bann:
“O weh, ihr guten Helden, was hat euch R?diger getan? (2322)
Mich hat mein Herre Dietrich her zu euch gesandt,
Ob erschlagen liege, Helden, von eurer Hand
Dieser edle Markgraf wie man uns gab Bescheid?
Wir k?nnten nicht verwinden also schweres Herzeleid. (2323)
Da sprach von Tronje Hagen: “Die M?r ist nicht erlogen
So gern ichs euch auch g?nnte, w?rt ihr damit betrogen,
R?digern zu Liebe: Dann w?r er noch am Leben,
Um welchen Fraun und M?nner Klage nie genug erhoben.” (2324)
Als sie das vernahmen, R?diger sei tot,
Da beklagten ihn die Recken wie die Treue das gebot.
Dietrichens Recken sah man die Tr?nen gehn
?ber Bart zum Kinne; viel Leid war ihnen geschehn. (2325)
Da sprach der Herzog Siegstab aus dem Bernerland:
“O weh, dass all die Liebe hier ein Ende fand,
Die uns erwiesen R?diger nach unsers Leides Tagen:
Der Trost der Heimatlosen liegt von euch Helden hier erschlagen.” (2326)
Da sprach von Amelungen der Degen Wolfwein:
“Und s?h ich heut erschlagen den eignen Vater mein,
Nicht mehr m?cht ich weinen als um seinen Leib:
O weh, wer soll nun tr?sten des guten Markgrafen Weib?” (2327)
Da sprach im Zornmute der Degen Wolfhart:
“Wer leitet nun die Recken auf mancher Heeresfahrt,
Wie von dem Markgrafen so oft geschehen ist?
O weh, viel edler R?diger, dass du uns so verloren bist!” (2328)
Helfrich und Wolfbrand und auch Helmnot
Mit allen ihren Freunden beweinten seinen Tod.
Da mochte nicht mehr fragen vor Seufzen Hildebrand;
Er sprach: “Nun tut, ihr Degen, warum mein Herr uns hergesandt. (2329)
“Gebt uns den toten R?diger aus dem Saal,
An dem all unsre Freude erlitt den Jammerfall.
Lasst uns ihm hier vergelten was er an uns getan
Mit so gro?er Treue, und an manchem andern Mann. (2330)
Wir sind hier Fremdlinge wie R?diger der Degen.
Wie lang lasst ihr uns warten? Lasst uns ihn aus den Wegen
Tragen, und im Tode lohnen noch dem Mann:
Wir h?tten es wohl billig bei seinem Leben getan.” (2331)
Da sprach der K?nig Gunther: “Nie war ein Dienst so gut
Als den ein Freund dem Freunde nach dem Tode tut.
Das nenn ich stete Treue, wer das leisten kann:
Ihr lohnet ihm billig, er hat euch Liebes getan.” (2332)
“Wie lange sollen wir flehen?”, sprach Wolfhart der Degen.
“Da unser Trost der Beste erlag von euern Schl?gen,
Und wir ihn nun leider nicht l?nger m?gen haben,
Lasst uns ihn hinnen bringen, dass wir den Recken begraben.” (2333)
Zur Antwort gab ihm Volker: “Niemand bringt ihn euch:
Holt ihn aus dem Hause, wo der Degen reich
Mit tiefen Todeswunden niedersank ins Blut:
So sind es volle Dienste, die ihr an R?digern tut.” (2334)
Da sprach der k?hne Wolfhart: “Gott wei?, Herr Fiedelmann,
Ihr d?rft uns nicht noch reizen; ihr habt uns Leid getan.
D?rft ichs vor meinem Herren, so k?
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