А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  A-Z

 

(984)
Der B?r in die K?che von dem L?rm geriet;
Hei! Was er von dem Feuer der K?chenknechte schied!
Ger?ckt ward mancher Kessel, zerzerret mancher Brand;
Hei! Was man guter Speisen in der Asche liegen fand! (985)
Da sprangen von den Sitzen die Herren und ihr Bann.
Der B?r begann zu z?rnen; der K?nig wies sie an
Der Hunde Schar zu l?sen, die an den Seilen lag;
Und w?r es wohl geendet, sie h?tten fr?hlichen Tag. (986)
Mit Bogen und mit Spie?en, man vers?umte sich nicht mehr,
Liefen hin die Schnellen, wo da ging der B?r;
Doch wollte niemand schie?en, von Hunden wars zu voll.
So laut ward das Get?se, dass rings der Bergwald erscholl. (987)
Der B?r begann zu fliehen vor der Hunde Zahl;
Ihm konnte niemand folgen als Kriemhilds Gemahl.
Er erlief ihn mit dem Schwerte, zu Tod er ihn da schlug,
wieder zu dem Feuer das Gesind den B?ren trug. (988)
Da sprachen die es sahen, er w?r ein starker Mann.
Die stolzen Jagdgesellen rief man zu Tisch heran:
Auf sch?nem Anger sa?en ihrer da genug.
Hei! Was man Ritterspeise vor die stolzen J?ger trug! (989)
Die Schenken waren s?umig, sie brachten nicht den Wein:
So gut bedient mochten sonst Helden nimmer sein.
W?ren ihrer manche nicht so falsch dabei,
So w?ren wohl die Recken aller Schanden bar und frei. (990)
Da sprach K?nig Siegfried: “Mich verwundert sehr,
Man bringt uns aus der K?che doch so viel daher,
Was bringen uns die Schenken nicht dazu den Wein?
Pflegt man so der J?ger, will ich nicht Jagdgeselle sein. (991)
“Ich h?tt es wohl verdienet, bed?chte man mich gut.”
Von seinem Tisch der K?nig sprach mit falschem Mut:
“Man soll euch k?nftig b??en, was heut uns muss entgehn;
Die Schuld liegt an Hagen, der will uns verdursten sehn.” (992)
Da sprach von Tronje Hagen: “Lieber Herre mein,
Ich w?hnte, das Birschen sollte heute sein
In dem Spechtsharte: Den Wein sandt ich dahin.
Heut gibt es nichts zu trinken; doch vermeid ichs k?nftighin.” (993)
Da sprach der Niederl?nder: “Ich sag euch wenig Dank:
Man sollte sieben S?umer mit Met und Lautertrank
Mir hergesendet haben; konnte das nicht sein,
So h?tte man uns besser gesiedelt n?her dem Rhein.” (994)
* Des wurde da nicht inne der verratne k?hne Mann,
Dass man solche T?cke wider ihn hier spann.
Er war in hoher Tugend alles Falsches bar;
Seines Todes musst entgelten dem es nie ein Frommen war. (995)
Da sprach von Tronje Hagen: “Ihr edeln Ritter schnell,
Ich wei? hier in der N?he einen k?hlen Quell:
Dass ihr mir nicht z?rnet, da rat ich hinzugehn.”
Der Rat war manchem Degen zu gro?er Sorge geschehn. (996)
Siegfried den Recken zwang des Durstes Not;
Den Tisch er wegzur?cken so zeitiger gebot:
Er wollte vor die Berge zu dem Brunnen gehn.
Da war der Rat aus Arglist von den Recken geschehn. (997)
Man hie? das Wild aufs?umen und f?hren in das Land,
Das da verhauen hatte Siegfriedens Hand.
Wer es auch sehen mochte, sprach Ehr und Ruhm ihm nach:
Hagen seine Treue sehr an Siegfrieden brach. (998)
Als sie von dannen wollten zu der Linde breit,
Da sprach von Tronje Hagen: “Ich h?rte jederzeit,
Es k?nne Niemand folgen Kriemhilds Gemahl,
Wenn er rennen wolle; hei! Schauten wir doch das einmal!” (999)
Da sprach von Niederlanden Siegfried der Degen k?hn:
“Das m?gt ihr wohl versuchen: Wollt ihr mit mir hin
Zur Wette nach dem Brunnen? Wenn der Lauf geschieht,
Soll der gewonnen haben, welchen man gewinnen sieht.” (1000)
“Wohl, lasst es uns versuchen,” sprach Hagen der Degen.
Da sprach der starke Siegfried: “So will ich mich legen
Hier zu euern F??en nieder in das Gras.”
Als er das erh?rte, wie lieb war K?nig Gunthern das! (1001)
Da sprach der k?hne Degen: “Noch mehr will ich euch sagen
All meine Ger?te will ich mit mir tragen,
Den Speer samt dem Schilde, dazu mein Birschgewand.”
Das Schwert und den K?cher er um die Glieder schnell sich band. (1002)
Abzogen sie die Kleider von dem Leibe da;
In zwei wei?en Hemden man beide stehen sah.
Wie zwei wilde Panther liefen sie durch den Klee;
Man sah bei dem Brunnen den k?hnen Siegfried doch eh. (1003)
Den Preis in allen Dingen vor manchem man ihm gab.
Da l?s't er schnell die Waffe, den K?cher legt' er ab,
Den starken Wurfspie? lehnt' er an den Lindenast:
Bei des Brunnens Flu?e stand der herrliche Gast. (1004)
Siegfriedens Tugenden waren gut und gro?.
Den Schild legt' er nieder, wo der Brunnen floss:
Wie sehr ihn auch d?rstete, der Held nicht eher trank
Bis der Wirt getrunken: Daf?r gewann er ?beln Dank. (1005)
Der Brunnen war lauter, k?hl und auch gut;
Da neigte sich Gunther hernieder zu der Flut.
Als er getrunken hatte, erhob er sich hindann
Also h?tt auch gerne der k?hne Siegfried getan. (1006)
Da entgalt er seiner Tugend; den Bogen und das Schwert
Trug Hagen beiseite von dem Degen wert.
Dann sprang er schnell zur?cke, wo er den Wurfspie? fand
Und sah nach einem Zeichen an des K?hnen Gewand. (1007)
Als Siegfried der K?nig aus dem Brunnen trank,
Schoss er ihm durch das Kreuze, dass aus der Wunde sprang
Das Blut seines Herzens hoch an Hagens Staat.
Kein Held begeht wieder also gro?e Missetat. (1008)
Den Wurfspie? im Herzen lie? er ihn stecken tief:
Wie im Fliehen Hagen da so grimmig lief,
So lief er wohl auf Erden nie vor einem Mann!
Als sich der starke Siegfried der gro?en Wunde besann, (1009)
Der Held in wildem Toben von dem Brunnen sprang;
Ihm ragte von den Schultern eine Speerstange lang.
Nun w?hnt' er da zu finden Bogen oder Schwert,
So h?tt er Lohn Herrn Hagen wohl nach Verdienste gew?hrt. (1010)
Als der Todwunde das Schwert nicht wieder fand,
Da blieb ihm nichts weiter als der Schildesrand.
Den hob er von dem Brunnen und rannte Hagnen an;
Da konnt ihm nicht entrinnen K?nig Gunthers Untertan. (1011)
Wie wund er war zum Tode, so kr?ftig doch er schlug,
Dass von dem Schilde nieder rieselte genug
Des edeln Gesteins; der Schild zerbrach auch fast!
So gern gerochen h?tte sich der herrliche Gast. (1012)
Gestrauchelt war da Hagen von seiner Hand zu Tal;
Der Anger von den Schl?gen erscholl im Wiederhall.
H?tt er sein Schwert in H?nden, so w?r es Hagens Tod.
Sehr z?rnte der Verwundete, es zwang ihn wahrhafte Not. (1013)
Seine Farbe war erblichen, er konnte nicht mehr stehn.
Seines Leibes St?rke musste ganz zergehn,
Da er des Todes Zeichen in lichter Farbe trug.
Er ward hernach beweinet von sch?nen Frauen genug. (1014)
Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann:
Das Blut von seiner Wunde stromweis nieder rann.
Da begann er die zu schelten, ihn zwang die gro?e Not,
Die da geraten hatten mit Untreue seinen Tod. (1015)
Da sprach der Todwunde: “Weh, ihr b?sen Zagen,
Was helfen meine Dienste, da ihr mich habt erschlagen?
Ich war euch stets gewogen und sterbe nun daran:
Ihr habt an euern Freunden leider ?bel getan. (1016)
Die sind dadurch bescholten, was ihrer auch geborn
Wird nach diesem Tage: Ihr habt euern Zorn
Allzu sehr gerochen an dem Leben mein.
Mit Schanden geschieden sollt ihr von guten Recken sein.” (1017)
Hinliefen all die Ritter, wo er erschlagen lag:
Es war ihrer vielen ein freudeloser Tag.
Wer irgend Treue kannte, von dem ward er beklagt:
Das hatt auch wohl um alle verdient der Degen unverzagt. (1018)
Der K?nig von Burgonden beklagt' auch seinen Tod.
Da sprach der Todwunde: “Das tut nimmer Not,
Dass der um Schaden weinet, durch den man ihn gewann:
Er verdient gro? Schelten, er h?tt es besser nicht getan.” (1019)
Da sprach der grimme Hagen: “Ich wei? nicht, was euch reut:
Nun hat zumal ein Ende unser sorglich Leid.
Nun mags nicht manchen geben, der uns darf bestehn;
Wohl mir, dass seiner Herrschaft durch mich ein End ist geschehn.” (1020)
“Ihr m?gt euch leichtlich r?hmen,” sprach der von Niederland;
“H?tt ich die m?rderische Weis an euch erkannt,
Vor euch h?tt ich behalten Leben wohl und Leib.
Mich dauert nichts auf Erden als Frau Kriemhilde mein Weib. (1021)
“Auch mag es Gott erbarmen, dass ich gewann den Sohn,
Der nun auf alle Zeiten bescholten ist davon,
Dass seine Freunde jemand meuchlerisch erschlagen:
H?tt ich Zeit und Weile, das m?sst ich billig beklagen. (1022)
* Niemand je auf Erden gr??ern Mord begann,”
Sprach er zu dem K?nige, “als ihr an mir getan:
Ich erhielt euch unbescholten in gro?er Angst und Not;
Ihr habt mir schlimm vergolten, dass ich so wohl es euch bot.” (1023)
Da sprach im Jammer weiter der todwunde Held:
“Wollt ihr, edler K?nig, noch je auf dieser Welt
An jemand gutes ?ben, so lasst befohlen sein
Auf Treue und auf Gnaden euch die liebe Traute mein. (1024)
Lasst sie des genie?en, dass sie eure Schwester sei:
Bei aller F?rsten Tugend, steht ihr mit Treue bei!
Mein m?gen lange harren mein Vater und sein Bann:
Es ward am lieben Freunde nimmer ?bler getan.” (1025)
* Er kr?mmte sich in Schmerzen, wie ihm die Not gebot
Und sprach aus jammerndem Herzen: “Mein mordlicher Tod
Mag euch noch gereuen in der Zukunft Tagen:
Glaubt mir in rechter Treue, dass ihr euch selber habt erschlagen.” (1026)
Die Blumen allenthalben waren vom Blute nass.
Da rang er mit dem Tode, nicht lange tat er das,
Denn des Todes Waffe schnitt immer allzu sehr.
Auch musste bald ersterben dieser Degen k?hn und hehr. (1027)
* Von demselben Brunnen, wo Siegfried ward erschlagen,
Sollt ihr die rechte Wahrheit von mir h?ren sagen.
Vor dem Odenwalde ein Dorf liegt Odenheim:
Da flie?et noch der Brunnen, es kann da kein Zweifel sein. (1028)
Als die Herren sahen, der Degen sei tot,
Sie legten ihn auf einen Schild, der war von Golde rot:
Da gingen sie zu Rate, wie es sollt ergehn,
Dass es verhohlen bliebe, es sei von Hagen geschehn. (1029)
Da sprachen ihrer viele: “Ein Unfall ist geschehn;
Ihr sollt es alle hehlen und einer Rede stehn:
Als er allein ritt jagen, der Kriemhilde Mann,
Da schlugen ihn die Sch?cher, als er fuhr durch den Tann.” (1030)
Da sprach von Tronje Hagen: “Ich bring ihn in das Land:
Mich soll es nicht k?mmern, wird es ihr auch bekannt,
Die so betr?ben konnte Brunhildens hohen Mut;
Ich werde wenig fragen wie sie nun weinet und tut.” (1031)
Da harrten sie des Abends und fuhren ?berrhein:
Es mochte nie von Helden so schlimm gejaget sein.
Ihr Beutewild beweinte noch manches edle Weib,
Sein musste bald entgelten viel guter Weigande Leib. (1032)

17. Abenteuer
Wie Siegfried beklagt und begraben ward

Von gro?em ?bermute m?gt ihr nun h?ren sagen
Und gr?sslicher Rache. Bringen lie? Hagen
Den erschlagnen Siegfried von Nibelungenland
Vor eine Kemenate, worin sich Kriemhild befand. (1033)
Er lie? ihn ihr verstohlen legen vor die T?r,
Dass sie ihn finden m?sste, wenn morgen sie herf?r
Zu der Mette ginge lange vor dem Tag,
Deren Frau Kriemhilde wohl selten eine verlag. (1034)
Da h?rte man wie immer zum M?nster das Gel?ut:
Die sch?ne Kriemhilde weckte manche Maid.
Ein Licht hie? sie sich bringen und auch ihr Gewand;
Da kam der K?mmrer einer hin wo er Siegfrieden fand. (1035)
Er sah ihn rot von Blute, all sein Gewand war nass:
Dass sein Herr es w?re, mit Nichten wusst er das.
Da trug er in die Kammer das Licht in seiner Hand,
Bei dem Frau Kriemhilde die leide M?re befand. (1036)
Als sie mit ihren Frauen zur Kirche wollte gehn,
“Fraue,” sprach der K?mmrer, “ihr m?gt noch stille stehn:
Es liegt vor dem Gemache ein Ritter tot geschlagen.”
“O weh,” sprach Kriemhilde, “was willst du solche Botschaft sagen?” (1037)
Eh sie noch selbst gesehen es sei ihr lieber Mann,
An die Frage Hagens zu denken sie begann,
Wie er ihn sch?tzen m?ge: da ahnte sie ihr Leid.
Mit seinem Tod entsagte sie aller Lust und Fr?hlichkeit. (1038)
Sie sank zu der Erden, kein Wort mehr sprach sie da;
Die sch?ne Freudenlose man da liegen sah.
Kriemhildens Jammer wurde gro? und voll;
Sie schrie mit solchen Kr?ften, dass all die Kammer erscholl. (1039)
Da sprach das Gesinde: “Ists nicht ein fremder Mann?”
Das Blut ihr aus dem Munde vor Herzensjammer rann.
Sie sprach: “Nein, Siegfried ist es, mein geliebter Mann:
Brunhild hats geraten und Hagen hat es getan.” (1040)
Sie lie? sich hingeleiten wo sie den Helden fand,
Sein sch?nes Haupt erhob sie mit ihrer wei?en Hand.
So rot er war von Blute, sie hatt ihn gleich erkannt:
Da lag zu gro?em Jammer der Held von Nibelungenland. (1041)
Da rief in Trauert?nen die K?nigin mild:
“O weh mir dieses Leides! Nun ist dir doch dein Schild
Mit Schwertern nicht verhauen: Dich f?llte Meuchelmord.
W?sst ich wers vollbrachte, ich wollt es r?chen immerfort.” (1042)
All ihr Ingesinde wehklagte laut und schrie
Mir seiner lieben Fraue; heftig schmerzte sie
Der Tod des edeln Herren, der da war verlorn.
Gar ?bel hatte Hagen gerochen Brunhildens Zorn. (1043)
Da sprach die Jammerhafte: “Nun mag einer gehn,
Und mir in Eile wecken die in Siegfrieds Lehn.
Ihr sollt auch Siegmunden meinen Jammer sagen,
Ob er mir helfen wolle den k?hnen Siegfried beklagen.” (1044)
Da lief ein Bote balde wo er sie schlafen fand,
Siegfriedens Helden von Nibelungenland.
Mit seinen leiden M?ren ihre Freud er ihnen nahm;
Sie wollten es nicht glauben, bis man das Weinen vernahm. (1045)
Dahin auch kam der Bote wo der K?nig lag.
Siegmund der Herre keines Schlafes pflag:
Er f?hlte wohl im Herzen voraus, was ihm geschehn
Und dass er Siegfrieden nimmer sollte wiedersehn. (1046)
“Wacht auf, K?nig Siegmund, es hie? mich zu euch gehn
Kriemhilde, meine Fraue: Der ist ein Leid geschehn,
Das ihr vor allen Leiden wohl das Herz versehrt;
Das sollt ihr klagen helfen, da es auch euch widerf?hrt.” (1047)
Auf richtete sich Siegmund: “Was ist es, was sie klagt,
Die sch?ne Kriemhilde, das Leid, das du gesagt?”
Da sprach der Bote weinend: “Ich muss es euch wohl sagen:
Es liegt von Niederlanden der k?hne Siegfried erschlagen.” (1048)
Da sprach K?nig Siegmund: “Lasst das Scherzen sein,
Und so b?se M?re, bei der Liebe mein!
Und sagt es niemand wieder, dass er sei erschlagen,
Denn ich konnt es nie genug bis an mein Ende beklagen.” (1049)
“Wollt ihr mir nicht glauben, was ich euch gesagt,
So m?gt ihr selber h?ren wie Kriemhilde klagt,
Und all ihr Ingesinde um Siegfriedens Tor.”
Gar sehr erschrak da Siegmund, es schuf ihm wahrhafte Not. (1050)
Mit hundert seiner Mannen er von dem Bette sprang.
Sie zuckten zu den H?nden die scharfen Waffen lang;
Zu dem Wehruf liefen sie jammersvoll heran.
Da kamen tausend Recken in des k?hnen Siegfried Bann. (1051)
Wo sie in Jammerlauten die Frauen h?rten klagen:
Da meint' ein Teil, sie m?ssten doch billig Kleider tragen.
Wohl mochten sie vor Jammer der Sinne Macht nicht haben:
Es lag eine gro?e Schwere in ihrem Herzen begraben. (1052)
Da kam der K?nig Siegmund hin wo er Kriemhild fand.
Er sprach: “O weh der Reise hieher in dieses Land!
Wer hat euch euern Gatten, wer hat mir selbst mein Kind
So m?rderisch entrissen, wenn wir bei guten Freunden sind?” (1053)
“Wenn ich den nur kennte,” sprach die K?nigin,
“Hold w?rd ihm nimmer mein Herz noch mein Sinn:
Ich wollt es so vergelten, dass all die Freunde sein
Um meinetwillen sollten in w?hrender Klage sein.” (1054)
Siegmund der K?nig den F?rsten umschloss;
Da ward von seinen Freunden der Jammer also gro?,
Dass von dem starken Wehruf Pallas und Saal
Und die Stadt zu Wormes rings erscholl im Wiederhall. (1055)
Da konnte niemand tr?sten Siegfriedens Weib.
Man zog aus den Kleidern seinen sch?nen Leib,
Man wusch ihm seine Wunde und legt' ihn auf die Bahr;
Wie weh vor gro?em Jammer seinen Leuten da war! (1056)
Da sprachen seine Recken aus Nibelungenland:
“Immer ihn zu r?chen ist willig unsre Hand.
Er ist in diesem Hause der es hat getan.”
Da eilten sich zu waffnen die Degen in Siegfrieds Bann. (1057)
Die Auserw?hlten kamen mit ihren Schilden her,
Elfhundert Recken; die hatt in seinem Heer
Siegmund der Reiche: Seines Sohnes Tod
H?tt er gern gerochen, wie seine Treue das gebot. (1058)
Sie wussten nicht, mit wem sie zu streiten sollten gehn,
Wenn es nicht Gunther w?re und die in seinem Lehn,
Mit welchen Herr Siegfried zur Jagd ritt jenen Tag.
Kriemhild sah sie gewaffnet: Das war ihr ander Ungemach. (1059)
Wie gro? auch war ihr Jammer, wie stark auch ihre Not,
Sie besorgte doch so heftig der Nibelungen Tod
Von ihrer Br?der Mannen, dass sie dawider sprach:
Sie warnten sie in Liebe, wie immer Freund mit Freunden pflag. (1060)
Da sprach die Jammersreiche: “Mein K?nig Siegmund,
Was wollt ihr beginnen? Euch ist wohl nicht kund:
Es hat der K?nig Gunther so manchen k?hnen Mann:
Ihr wollt euch all verderben, greift ihr diese Recken an.” (1061)
Mit aufgehobnen Schwerten tat ihnen Streiten Not.
Die edle K?nigstochter, sie hat und auch gebot
Dass es meiden sollten die Recken allbereit:
Sie wollten es nicht lassen: Das war ihr gar ein Herzeleid. (1062)
Sie sprach: “Mein K?nig Siegmund, steht damit noch an,
Bis es sich besser f?get: So will ich meinen Mann
Euch immer r?chen helfen. Der mir ihn hat benommen,
Wird er mir bewiesen, dem muss es noch zu Schaden kommen. (1063)
“Es sind der ?berm?tigen hier am Rheine viel,
Dass ich euch zum Streite jetzt nicht raten will:
Sie haben wider einen wohl an drei?ig Mann;
M?g ihnen Gott vergelten was sie uns haben getan. (1064)
“Bleibet hier im Hause und tragt mit mir das Leid
Bis es beginnt zu tagen, ihr Helden allbereit:
Dann helft ihr mir besargen meinen lieben Mann.”
Da sprachen die Degen: “Liebe Frau, das sei getan.” (1065)
Es k?nnt euch des Wunders ein Ende Niemand sagen,
Die Ritter und die Frauen, wie man sie h?rte klagen
Bis man des Jammerrufes ward in der Stadt gewahr.
Die edeln B?rgersleute eilten sich und kamen dar. (1066)
Sie klagten mit den G?sten, sie schmerzte der Verlust.
Was Siegfried verbrochen war ihnen unbewusst,
Weshalb der edle Recke Leben lie? und Leib.
Da weinte mit den Frauen manchen guten B?rgers Weib. (1067)
Schmiede hie? man eilen und schaffen einen Sarg
Von Silber und von Golde, m?chtig und stark,
Und hie? ihn wohl beschlagen mit Stahle, der war gut.
Da war allen Leuten gar sehr beschweret der Mut. (1068)
Die Nacht war vergangen, man sagt', es wollte tagen:
Da lie? die edle Fraue zu dem M?nster tragen
Siegfried den Herren, ihren lieben Mann.
Mit ihr gingen weinend was sie der Freunde gewann. (1069)
Da sie zum M?nster kamen, wie manche Glocke klang!
Man h?rte allenthalben manchen Pfaffen Sang.
Da kam der K?nig Gunther herzu mit seinem Bann
Und auch der grimme Hagen: Sie h?ttens kl?ger nicht getan. (1070)
Er sprach: “Liebe Schwester, o weh des Leides dein,
Dass wir nicht ledig m?gen so gro?en Schadens sein!
Wir m?ssen immer klagen um Siegfriedens Leib.”
“Daran tut ihr Unrecht,” sprach das jammerhafte Weib. (1071)
“Wenn euch das betr?bte, so w?r es nicht geschehn.
Ihr hattet mein vergessen, das muss ich wohl gestehn,
Als ich geschieden wurde, von meinem lieben Mann.
Wollte Gott vom Himmel, ihr h?ttet mir das getan.” (1072)
Sie hielten sich am Leugnen. Kriemhilde da begann:
Wer unschuldig sein will, leicht ist es dargetan,
Er darf nur zu der Bahre hier vor dem Volke gehn:
Da mag man gleich zur Stelle sich der Wahrheit versehn. (1073)
Das ist ein gro?es Wunder, wie es noch oft geschieht,
Wenn man den Mordbefleckten bei dem Toten sieht,
So bluten ihm die Wunden, wie es auch jetzt geschah;
Daher man nun der Untat sich zu Hagen versah. (1074)
Die Wunden flossen wieder so stark als je vorher.
Die erst so heftig klagten, die weinten nun noch mehr.
Da sprach K?nig Gunther: “Nun h?rt die Wahrheit an:
Ihn erschlugen Sch?cher: Hagen hat es nicht getan.” (1075)
“Mir sind diese Sch?cher,” sprach sie, “wohl bekannt:
Nun lass es Gott noch r?chen von seiner Freunde Hand!
Gunther und Hagen, ihr habt es wohl getan.”
Da wollten wieder streiten die Degen in Siegfrieds Bann. (1076)
Da sprach aber Kriemhild: “Ertragt mit mir die Not.”
Da kamen auch die beiden, wo sie ihn fanden tot,
Gernot ihr Bruder und Geiselher das Kind:
Sie beklagten ihn in Wahrheit; ihr Augen wurden tr?nenblind. (1077)
Da weinten sie von Herzen um Kriemhildens Mann.
Man wollte Messe singen. Zum M?nster heran
Gingen allenthalben, beides, Mann und Weib.
Die ihn doch leicht verschmerzten, weinten um Siegfrieds Leib. (1078)
Geiselher und Gernot, die sprachen: “Schwester mein,
Nun tr?ste dich des Todes, es muss nun also sein;
Wir wollen dirs ersetzen so lange wir leben.”
Da wusst ihr doch niemand auf Erden Trostes zu geben. (1079)
Sein Sarg war geschmiedet wohl um den hohen Tag;
Man hob ihn von der Bahre, worauf der Tote lag.
Da wollt ihn noch die Fraue nicht lassen begraben:
Drob mussten alle Leute gro?en Kummer noch haben. (1080)
In kostbare Zeuge man den Toten wand.
Gewiss dass man da niemand ohne Tr?nen fand.
Da klagt' aus vollem Herzen Ute das edle Weib,
Und all ihr Ingesinde um Siegfrieds herrlichen Leib. (1081)
Als das Volk vernommen, dass man im M?nster sang
Und ihn besargt hatte, da hob sich gro?er Drang;
Um seiner Seele willen was man da Opfer trug!
Er hatte bei den Feinden doch guter Freunde genug. (1082)
Kriemhild die arme zu den K?mmerlingen sprach:
“Ihr sollt um meinetwillen leiden Ungemach:
Die ihm Gutes g?nnen und mir blieben hold,
Um Siegfriedens Seele verteilt an diese sein Gold.” (1083)
Da war kein Kind so kleine, mocht es Verstand nur haben
Das nicht zum Opfer ginge eh er ward begraben.
Wohl an hundert Messen man des Tages sang;
Von Siegfriedens Freunden hob sich da m?chtiger Drang, (1084)
Als die gesungen waren verlief die Menge sich
Da sprach Frau Kriemhilde: “Ihr sollt nicht einsam mich
Heunt bewachen lassen den auserw?hlten Degen:
Es ist an seinem Leibe all meine Freude gelegen. (1085)
“Drei Tag und drei N?chte will ich verwachen dran,
Bis ich mich ers?ttige an meinem lieben Mann.
Vielleicht dass Gott gebietet, dass mich auch rafft der Tod:
So w?re wohl beendet der armen Kriemhilde Not.” (1086)
Zu den Herbergen gingen die Leute von der Stadt
Die Pfaffen und die M?nche sie zu verweilen bat
Und all das Ingesinde, das des Helden pflag:
Sie hatten ?ble N?chte und gar m?hselgen Tag. (1087)
Ohne Trank und Speise verblieb da mancher Mann
Wers nicht gern entbehrte, dem ward kundgetan,
Man g?
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