nden einen schwinden Schwertesschlag,
Dass vor des Tisches F??e sein Haupt niederflog:
Es war ein ?bler Dienstlohn, den er dem Hofmeister wog. (2025)
Er sah vor Etzels Tische einen Fiedelmann:
Hagen in seinem Zorne schritt rasch zu ihm heran.
Er schlug ihm auf der Geige herab die rechte Hand:
“Das habe f?r die Botschaft in der Burgonden Land.” (2026)
“O weh meine H?nde!”, hub da Werbel an,
“Herr Hagen von Tronje, was hab ich euch getan?
Ich kam in gro?er Treue in eurer Herren Land:
Wie kl?ng ich nun die T?ne, da ich verloren die Hand?” (2027)
Hagen fragte wenig, geigt er auch nimmer mehr.
Da ?bt' er in dem Hause die grimme Mordlust sehr
An K?nig Etzels Recken, deren er viel erschlug:
Da bracht er in dem Hause zu Tod der Recken genug. (2028)
Volker der Schnelle von dem Tische sprang,
Sein Fiedelbogen kr?ftig an seiner Hand erklang.
Da fiedelte gewaltig Gunthers Fiedelmann:
Hei! Was er sich zu Feinden der k?hnen Heunen gewann! (2029)
Auch sprangen von den Tischen die drei K?nge hehr.
Sie hofften es zu schlichten, eh Schadens w?rde mehr:
Doch strebten ihre Kr?fte umsonst dawider an,
Da Volker mit Hagen so sehr zu w?ten begann, (2030)
Da sah der Vogt vom Rheine, er scheide nicht den Streit:
Da schlug der K?nig selber manche Wunde weit
Durch die lichten Panzer den argen Feinden sein:
Er war ein schneller Degen, das lie? er offenbar sein. (2031)
Da kam auch zu dem Streite der starke Gernot:
Der schlug dem Heunenvolke manchen Helden tot
Mit dem scharfen Schwerte, das R?diger ihm gab;
Damit bracht er manchen von Etzels Recken ins Grab. (2032)
Der j?ngste Sohn Utens auch zu dem Streite sprang,
Seine Waffe herrlich durch die Helme drang
K?nig Etzels Recken aus dem Heunenland:
Da tat viel gro?e Wunder des k?hnen Geiselher Hand. (2033)
Wie k?hn sie alle waren, die F?rsten und ihr Bann,
Dennoch sah man Volkern den andern all voran
Bei den starken Feinden; er war ein Degen gut:
Er f?rderte mit Willen manchen nieder in das Blut. (2034)
Auch wehrten sich gewaltig die in Etzels Lehn:
Man sah die G?ste fechtend auf und nieder gehn
Mit den lichten Schwertern durch des K?nigs Saal.
Da vernahm man allenthalben vom Wehruf m?chtigen Schall. (2035)
Da wollten die da drau?en zu ihren Freunden drin:
Sie fanden an der Stiege gar wenigen Gewinn;
Da wollten die da drinnen gerne vor die T?r:
Dankwart lie? keinen nicht hinein noch herf?r. (2036)
Drum hob sich an der Pforte ein ungest?mer Drang
Und von Schwerthieben auf Helmen lauter Klang.
Da kam der k?hne Dankwart in eine gro?e Not:
Sein Bruder trug da Sorge, wie ihm die Treue gebot. (2037)
Da rief mit lauter Stimme Hagen Volkern an;
“Seht ihr dort, Geselle, vor manchem Heunenmann
Meinen Bruder stehen unter starken Schl?gen?
Freund! Sch?tzet mir den Bruder, wir verlieren sonst den Degen.” (2038)
Der Spielmann gab zur Antwort: “Wohl, es soll geschehn.”
Da begann er fiedelstreichend durch den Saal zu gehn:
Ein hartes Schwert nicht selten an seiner Hand erklang.
Vom Rhein die Recken sagten daf?r ihm gr??lichen Dank. (2039)
Volker der k?hne zu Dankwarten sprach:
“Ihr habt erlitten heute gro?es Ungemach!
Mich hat euer Bruder, ich soll euch helfen gehn:
Wollt ihr nun drau?en bleiben, so will ich innerhalben stehn.” (2040)
Dankwart der schnelle stand au?erhalb der T?r:
So wehrt' er von der Stiege wer immer trat daf?r.
Man h?rte Waffen hallen den Helden an der Hand:
So tat auch innerhalben Volker von Burgondenland. (2041)
Der k?hne Spielmann rief ihm ?ber die Menge zu:
“Der Saal ist wohl verschlossen, Freund Hagen, seid in Ruh:
Es ist so gut verschr?nket K?nig Etzels T?r
Von zweier Helden H?nden, die gehn wohl tausend Riegeln f?r.” (2042)
Als von Tronje Hagen die T?re sah in Hut,
Den Schild warf auf den R?cken der erlauchte Degen gut;
Nun begann er erst zu r?chen was ihm war geschehn.
Da durften seine Feinde sich des Lebens nicht versehn. (2043)
Als der Vogt von Berne das Wunder recht ersah,
Wie Hagen der Starke zerbrach die Helme da,
Der Amelungen K?nig sprang auf eine Bank;
Er sprach: “Hier schenket Hagen den allersauersten Trank.” (2044)
Der Wirt war sehr in Sorgen, wie ihn zwang die Not;
Was schlug man lieber Freunde vor seinen Augen tot!
Er selbst war kaum geborgen vor seiner Feinde Schar:
Er sa? in gro?en ?ngsten: Was half ihm, dass er K?nig war? (2045)
Kriemhilde die reiche rief Dietrichen zu:
“Hilf mir von der Stell, edler Ritter du,
Bei aller F?rsten Tugend aus Amelungenland;
Denn erreicht mich Hagen, hab ich den Tod an der Hand.” (2046)
“Wie soll ich euch helfen,” sprach Herr Dieterich,
“Edle K?nigstochter? Ich sorge selbst um mich.
Es sind so sehr erz?rnet die in Gunthers Bann,
Dass ich in dieser Stunde niemand wohl befrieden kann.” (2047)
“Nicht also, Herr Dietrich, edler Ritter gut:
Lass einmal heut erscheinen deinen tugendreichen Mut:
Bringe mich von hinnen, oder ich bleibe tot.
Hilf mir und dem K?nig aus dieser angstvollen Not.” (2048)
“Ich will es versuchen ob euch zu helfen ist;
Doch sah ich wahrlich nimmer in langer Tage Frist
So bitterlich erz?rnet manchen Ritter gut:
Ich sehe durch die Helme von Schwestern springen das Blut.” (2049)
Mit Kraft begann zu rufen der Ritter auserkorn,
Dass seine Stimme hallte wie ein B?ffelhorn
Und dass die weite Veste sch?tterte von dem Sto?.
Dietrichens St?rke, die war ?ber Ma?en gro?. (2050)
Da h?rte K?nig Gunther rufen diesen Mann
In dem harten Sturme: Zu lauschen hub er an.
Er sprach: “Dietrichs Stimme ist in mein Ohr gekommen:
Ihm haben unsre Degen hier wohl jemand benommen. (2051)
“Ich seh ihn auf dem Tische winken mit der Hand.
Ihr M?nner und Freunde von Burgondenland,
Haltet ein mit Streiten: Lasst h?ren erst und sehn,
Was von meinen Mannen hier dem Degen sei geschehn. (2052)
Als so der K?nig Gunther bat und auch gebot,
Da senkten sie die Schwerter in des Streites Not.
Das war Gewalt bewiesen, dass niemand da mehr schlug.
Er fragte den von Berne um die M?re schnell genug. (2053)
Er sprach: “Viel edler Dietrich, was ist euch hier geschehn
Von meinen Freunden? Ihr sollt mich willig sehn:
Zur S?hn und zur Bu?e bin ich euch gern bereit.
Was euch jemand t?te, das war mir inniglich leid.” (2054)
Da sprach der Degen Dietrich: “Mir ist nichts geschehn;
Lasst mich mit euerm Frieden aus dem Hause gehn
Von diesem schweren Streite mit dem Gesinde mein:
Daf?r will ich euch wahrlich immer dienstbeflissen sein.” (2055)
“Was m?sst ihr also flehen?”, sprach da Wolfhart,
Es h?lt der Fiedelspieler die T?r nicht so verwahrt:
Wir ?ffnen sie so m?chtig, dass man ins Freie kann.”
“Schweige,” sprach Herr Dietrich, “du hast den Teufel getan.” (2056)
Da sprach K?nig Gunther: “Den Urlaub geb ich gleich:
F?hret aus dem Hause so viel ihr wollt mit euch,
Ohne meine Feinde: Die sollen hier bestehn.
Durch sie ist mir viel Leides hier bei den Heunen geschehn.” (2057)
Als das der Berner h?rte, mit einem Arm umschloss
Er die edle K?nigin, ihre Angst war gro?;
Da f?hrt' er an dem andern Etzeln aus dem Haus.
Auch folgten Dietrichen vieler stolzer Degen hinaus. (2058)
Da sprach der Markgraf, der edle R?diger:
“Soll aber aus dem Hause noch kommen jemand mehr,
Der euch gerne dienet, wohlan, so macht mirs kund:
So walte steter Frieden in getreuer Freunde Bund.” (2059)
Zur Antwort gab ihm Geiselher von Burgondenland:
“Einigkeit und Friede sei euch von uns bekannt;
Ihr haltet stete Treue und die in euerm Lehn:
Ihr sollt mit euern Freunden ohne Furcht von hinnen gehn.” (2060)
Als R?diger der Degen r?umte Etzels Saal,
F?nfhundert oder dr?ber, die folgten ihm zumal.
Das ward aus gro?er Treue von den Herren getan;
Wodurch der K?nig Gunther bald gro?en Schaden gewann. (2061)
Da sah ein Heunenrecke K?nig Etzeln gehn
Neben Dietrichen: Des wollt er Frommen sehn.
Dem gab der Fiedelspieler einen solchen Schlag,
Dass gleich vor Etzels F??en ihm das Haupt am Boden lag. (2062)
Als der Wirt des Landes kam vor des Hauses Tor,
Da wandt er sich und blickte zu Volkern empor.
“O weh mir dieser G?ste! Das ist grimme Not:
Dass alle meine Recken vor ihnen finden den Tod! (2063)
“Weh dieses Hofgelages!”, sprach der K?nig hehr;
“Da drinnen ficht einer, der hei?et Volker,
Gleich einem wilden Eber und ist ein Fiedelmann:
Ich dank es meinem Heile, dass ich dem Teufel entrann. (2064)
“Seine Weisen lauten ?bel, seine Striche sind rot;
Wohl schlagen seine T?ne mir manchen Helden tot.
Ich wei? nicht was uns vorwirft derselbe Fiedelmann,
Dass ich in meinem Leben so leiden Gast nicht gewann.” (2065)
* Zu den Herbergen gingen die beiden Recken hehr,
Dietrich von Berne und Markgraf R?diger.
Sie wollten gerne beide des Streits entledigt sein,
Und geboten ihren Degen, dass sie den Zwist sollten scheun. (2066)
* Und h?tten die Burgonden des Leides sich versehn,
Das ihnen von den beiden noch sollte geschehn,
Sie w?ren aus dem Hause so leicht nicht gekommen,
Eh sie eine Strafe von den K?hnen h?tten genommen. (2067)
Sie hatten die sie wollten entlassen aus dem Saal;
Da hob sich innerhalben ein f?rchterlicher Schall.
Die G?ste r?chten bitter ihr Leid und ihr Schmach;
Volker der K?hne, hei! Was er Helme zerbrach! (2068)
Sich wandte zu dem Schalle Gunther der K?nig hehr:
“H?rt ihr die T?ne, Hagen, die dort Volker
Mit den Heunen fiedelt, wenn wer zur T?re trat?
Es ist ein roter Anstrich, den er am Fiedelbogen hat.” (2069)
“Es reut mich ohne Ma?en,” sprach Hagen dagegen,
“Dass ich je mich scheiden musste von dem Degen:
Ich war sein Geselle, er der Geselle mein,
Und kommen wir von hinnen, wir wollens noch in Treue sein. (2070)
“Nun schaut, hehrer K?nig, der Volker ist dir hold:
Wie flei?ig er verdienet dein Silber und dein Gold!
Sein Fiedelbogen schneidet durch den harten Stahl,
Er wirft von den Helmen die lichten Zierden zu Tal. (2071)
“Ich sah nie einen Fiedler so stolz und herrlich stehn
Als diesen Tag von Volker dem Degen ist geschehn.
Seine Weisen hallen durch Helm und Schildesrand:
Gute Rosse soll er reiten und tragen herrlich Gewand.” (2072)
So viel der Heunendegen auch waren in dem Saal,
Nicht einer blieb am Leben von ihnen allzumal.
Da war der Schall beschwichtigt, als niemand bleib zum Streit:
Die k?hnen Recken legten da ihre Schwerter beiseit. (2073)
34. Abenteuer
Wie sie die Toten aus dem Saale warfen
Da setzten sich die Herren aus M?digkeit zu Tal.
Volker und Hagen die gingen vor den Saal
?ber den Schild sich lehnend in ihrem ?bermut:
Da pflagen launger Reden diese beiden Helden gut. (2074)
Da sprach von Burgonden Geiselher der Degen:
“Noch d?rft ihr lieben Freunde nicht der Ruhe pflegen;
Ihr sollt erst die Leichen aus dem Hause tragen:
Wir werden noch bestanden, das will ich wahrlich euch sagen. (2075)
“Sie sollen untern F??en uns hier nicht l?nger liegen.
Bevor im Sturm die Heunen m?gen uns besiegen,
Wir haun noch manche Wunde, die mir gar sanfte tut:
Des hab ich,” sprach da Geiselher, “einen willigen Mut.” (2076)
“O wohl wir solches Herren,” sprach Hagen dagegen,
“Der Rat geziemte niemand als einem solchen Degen,
Wie unsern jungen Herren wir diesen Tag gesehn:
Ihr Burgonden m?get alle drob in Freuden stehn.” (2077)
Da folgten sie dem Rate und trugen vor die T?r
Siebentausend Tote, die warfen sie daf?r;
Vor des Saales Stiege fielen sie zu Tal:
Da erhoben ihre Freunde mit Jammern kl?glichen Schall. (2078)
Darunter war noch mancher nur so m??ig wund,
K?m ihm gute Pflege, er w?rde noch gesund;
Doch von dem hohen Falle fand er nun den Tod:
Das klagten ihre Freunde: Es zwang sie wahrhafte Not. (2079)
Da sprach der Fiedelspieler, Volker gar unverzagt:
“Nun sah ich doch, man hat mir die Wahrheit gesagt:
Die Heunen sind feige, sie klagen wie ein Weib,
Statt dass sie pflegen sollten der Schwerverwundeten Leib.” (2080)
Da mocht ein Markgraf w?hnen, er mein es ernst und gut:
Der Verwandten einen sah er gefallen in das Blut;
Er dacht ihn wegzutragen und wollt ihn schon umfahn:
Den schoss ob ihm zu Tode dieser k?hne Fiedelmann. (2081)
Eine gro?e Flucht erhob sich, als das die andern sahn
Sie begannen all zu fluchen demselben Fiedelmann.
Einen Spie? vom Boden nahm er, der war scharf und hart,
Der von einem Heunen zu ihm herauf geschossen ward. (2082)
Den schoss er durch die Veste von sich kr?ftiglich
?ber ihre H?upter. Das Volk Etzels wich
Erschreckt von seinem Wurfe weiter von dem Saal;
Vor seinen starken Kr?ften die Leute bangten ?berall. (2083)
Da stand vor dem Hause manch tausend Mann.
Volker und Hagen huben zu reden an
Mit Etzeln dem K?nig in hohem ?bermut;
Das schuf bald gro?e Sorge diesen Helden k?hn und gut. (2084)
“Wohl w?r es,” sprach da Hagen, “Des Volkes Trost im Leib,
Wenn die Herren f?chten voran in Sturm und Streit,
Wie von meinen Herren hier ein jeder tut:
Die hauen durch die Helme, dass von den Schwertern flie?t das Blut.” (2085)
So k?hn war Herr Etzel, er fasste seinen Schild:
“Nun h?tet eures Lebens,” sprach da Kriemhild,
“Und bietet Gold den Recken auf der Schilde Rand,
Denn erreicht euch Hagen, ihr habt den Tod an der Hand.” (2086)
So k?hn war der K?nig, er wollt in den Streit,
Wozu so reiche F?rsten nun selten sind bereit.
Man musste bei den Riemen des Schildes ihn halten an.
Hagen der grimme ihn mehr zu h?hnen begann: (2087)
“Eine ferne Sippschaft war es,” sprach Hagen gleich zur Hand
“Die Etzeln und Siegfried zusammen einst verband;
Er minnte Kriemhilden eh sie gesehen dich:
B?ser K?nig Etzel, was r?tst du denn wider mich?” (2088)
Diese Rede h?rte die edle K?nigin.
Dar?ber ward unmutig Kriemhild in ihrem Sinn,
Dass er sie schelten durfte vor K?nig Etzels Bann:
Wider die G?ste hub sie aufs neu zu werben an. (2089)
Sie sprach: “Wer den Hagen von Tronje mir erschl?gt
Und mir sein Haupt als Gabe her zur Stelle tr?gt,
Mit rotem Golde f?ll ich ihm Etzels Schildesrand,
Auch geb ich ihm zum Lohne viel gute Burgen und Land.” (2090)
“Ich wei? nicht was sie zaudern,” sprach der Fiedelmann,
“Niemals haben Helden so verzagt getan,
Wenn man bieten h?rte so hohen Ehrensold.
Wohl sollt ihnen Etzel nimmer wieder werden hold. (2091)
“Die hier mit Schimpf und Schanden essen des K?nigs Brot,
Und ihn nun verlassen in der gr??ten Not,
Deren seh ich manchen so recht verzagt da stehn,
Und tun doch so verwogen; sie k?nnen nie der Schmach entgehn.” (2092)
* Der reiche Etzel hatte Jammer und Not:
Er beklagte seiner Mannen und Freude bittern Tod;
Von manchen Landen standen ihm Recken viel zur Seit,
Die weinten mit dem K?nige sein gewaltiges Leid. (2093)
* Da gedachten wohl die Besten: “Wahr ist was Volker sagt.”
Von niemand doch von allen ward es so schwer beklagt,
Als von Markgraf Iring, dem Herrn aus D?nenland;
Was sich nach kurzer Weile wohl nach der Wahrheit befand. (2094)
35. Abenteuer
Wie Iring erschlagen ward
Da rief der Markgraf Iring aus der D?nen Land:
“Ich habe nun auf Ehre meine Sinne lang gewandt,
Auch ist von mir das Beste wohl oft im Sturm geschehn;
Bringt mir meine Waffen: So will ich Hagen bestehn.” (2095)
“Das muss ich widerraten,” hub da Hagen an,
“Sonst m?ssen vor mir weichen die in Etzels Bann:
Springen eurer zweie oder drei in den Saal,
Die send ich wohl verhauen die Stiege wieder zu Tal.” (2096)
“Ich wills darum nicht lassen,” rief Iring wieder hin:
“Ich versuchte wohl schon fr?her was gleiche Wagnis schein.
Wohl will ich mit dem Schwerte allein zu dir hinan:
Was hilft dir das Br?sten, das du mit Reden hast getan?” (2097)
Da wurde bald gewaffnet der Degen Iring,
Und von Th?ringen Irnfried, ein k?hner J?ngling,
Und Hawart der starke wohl mit tausend Mann:
Sie wollten Iring helfen, was auch der Degen begann. (2098)
Da sah der Fiedelspieler ein gewaltig Herr,
Das mit Iringen gewaffnet zog daher.
Sie trugen aufgebunden die lichten Helme gut.
Da ward dem k?hnen Volker dar?ber zornig zu Mut: (2099)
“Seht ihr, Freund Hagen, dort Iringen gehn,
Der euch im Kampf gelobte alleine zu bestehn?
Wie ziemet Helden L?ge? F?rwahr ich tadl es sehr:
Es gehn mit ihm gewaffnet wohl tausend Recken oder mehr.” (2100)
“Nun bei?et mich nicht l?gen,” sprach der in Hawarts Bann,
“Ich will das Wort erf?llen, das ich euch kund getan.
Keiner Feigheit wegen soll es gebrochen sein:
Sei Hagen noch so f?rchterlich, ich besteh ihn ganz allein.” (2101)
Fu?f?llig bat Iring Freund und Untertan,
Dass sie ihn alleine dem Recken lie?en nahn.
Das taten sie ungerne, ihnen war zu wohl bekannt
Der ?berm?tge Hagen aus der Burgonden Land. (2102)
Da bat er sie so lange bis es doch geschah.
Als das Ingesinde ihn so entschlossen sah,
Und dass er rang nach Ehre, da lie?en sie ihn gehn:
Da ward von den beiden ein grimmes Streiten gesehn. (2103)
Iring der D?ne hielt hoch empor den Speer,
Sich deckte mit dem Schilde der teure Degen hehr:
So lief er auf im Sturme zu Hagen vor den Saal;
Da erhub sich von den Degen ein gewaltiger Schall. (2104)
Da schossen sie die Spie?e kr?ftig aus der Hand
Durch die festen Schilde auf ihr licht Gewand,
Dass die Speerstangen hoch in die L?fte flogen;
Da griffen zu den Schwertern die grimmen Degen verwogen. (2105)
Hagen war, der k?hne, von Mut und Kr?ften voll;
Doch schlug nach ihm Iring, dass rings das Haus erscholl:
Pallas und T?rme erhallten von den Schl?gen.
Es konnte seinen Willen doch nicht vollf?hren der Degen. (2106)
Iring lie? Hagnen unverwundet stehn:
Auf den Fiedelspieler begann er los zu gehn.
Er w?hnt', er k?nn ihn zwingen mit seinen starken Schl?gen:
Doch wusste sich zu schirmen dieser zierliche Degen. (2107)
Da schlug der Fiedelspieler, dass auf das Schildes Rand
Das Gesp?nge wirbelte von Volkers starker Hand.
Den lie? er wieder stehen; er war ein ?bler Mann:
Da lief er auf Gunther, den Burgondenk?nig, an. (2108)
Doch war da jedweder zum Streite stark genug:
Wie Gunther auf Iring und der auf jenen schlug,
Was lockte nicht aus Wunden das flie?ende Blut;
Ihre R?stung wehrt es, die war zu fest und zu gut. (2109)
Gunthern lie? er stehen und lief Gernoten an;
Das Feuer aus dem Harnisch er ihm zu haun begann.
Da h?tte von Burgonden der K?nig Gernot
Iring den k?hnen beinah gesandt in den Tod. (2110)
Da sprang er von dem F?rsten: Rasch war er genug:
Der Burgonden Viere der Held behend erschlug,
Das edeln Heergesindes aus Wormes an dem Rhein.
Dar?ber mochte Geiselher nicht wohl zorniger sein. (2111)
“Gott wei?, Herr Iring,” sprach Geiselher das Kind,
“Ihr sollt mir die entgelten, die hier erlegen sind
Vor euch in dieser Stunde.” Iringen lief er an
Und schlug den D?nenhelden, dass er zu straucheln begann. (2112)
Er schoss vor seinen H?nden nieder in das Blut,
Dass alle w?hnen mussten, es schl?g der Degen gut
Nie im Sturme wieder einen Schlag mit seinem Schwert:
Doch lag vor Geiselheren Iring da noch unversehrt. (2113)
Von des Helmes Krachen und von des Schwertes Klang
Waren seine Sinne so bet?ubt und krank,
Dass sich der k?hne Degen des Lebens nicht besann:
Das hatte mit den Kr?ften der starke Geiselher getan. (2114)
Als ihm aus dem Haupte das Schwirren jetzt entschwand,
Das von dem starken Schlage der Degen erst empfand,
Da gedacht er: “Ich lebe, und bin auch nirgend wund:
Nun ist mir erst die St?rke des k?hnen Geiselher kund!” (2115)
Er h?rte seine Feinde zu beiden Seiten stehn;
H?tten sie's geahnet, ihm w?re mehr geschehn:
Auch hatt er Geiselheren vernommen nahe bei:
Er sann wie mit dem Leben von hinnen zu kommen sei. (2116)
Wie hastig der Degen aus dem Blute sprang!
Er mochte seiner Schnelle wohl sagen gro?en Dank.
Da lief er aus dem Hause, wo er Hagen fand,
Und schlug ihm schnelle Schl?ge mit seiner kraftreichen Hand. (2117)
Da gedachte Hagen: “Du musst des Todes sein;
Sch?tzt dich nicht der Teufel, so kannst du nicht gedeihn.”
Doch traf Iring Hagnen durch des Helmes Hut:
Das tat der Held mit Maske; das war eine Waffe gut. (2118)
Als der grimme Hagen die Wand an sich empfand,
Ihm schwenkte sich gewaltig das Schwert in seiner Hand.
Da musste vor ihm weichen der Held in Hawarts Bann;
Hagen ihm die Stiege hinab zu folgen begann. (2119)
?bers Haupt den Schildrand der k?hne Iring schwang;
Und w?r dieselbe Stiege drei solcher Stiegen lang,
Derweile lie? ihn Hagen nicht schlagen einen Schlag:
Wie mancher rote Funke da auf seinem Helme lag! (2120)
Wieder zu den seinen kam Iring gesund.
Da wurde diese M?re bald Kriemhilden kund,
Was er im Streit dem Hagen von Tronje angetan;
Daf?r die K?nigstochter ihm sehr zu danken begann: (2121)
“Das lohne Gott dir, Iring, erlauchter Degen gut,
Du hast mir wohl getr?stet das Herz und auch den Mut:
Nun seh ich blutger?tet Hagens R?stgewand!”
Kriemhilde nahm vor Freuden ihm selbst den Schild aus der Hand. (2122)
“Ihr m?gt ihm m??ig danken;” sprach Hagen dagegen,
“Es nochmals zu versuchen ziemte wohl dem Degen,
Und k?m er dann zur?cke, er w?r ein k?hner Mann.
Die Wunde frommt euch wenig, die ich noch von ihm gewann. (2123)
“Dass ihr von meiner Wunde mir seht den Harnisch rot,
Das hat mich noch erbittert zu manches Mannes Tod;
Nun bin ich erst erz?rnet auf euch und manchen Mann:
Mir hat der Degen Iring gar wenig Schaden getan.” (2124)
Da stand dem Wind entgegen Iring von D?nenland;
Er k?hlte sich im Harnisch, den Helm er niederband.
Da priesen ihn die Leute f?r streitbar und gut;
Dar?ber trug der Markgraf nicht wenig hoch seinen Mut. (2125)
Da sprach Iring wieder: “Nun, Freunde, sollt ihr gehn
Und neue Waffen holen; ich will noch einmal sehn,
Ob ich bezwingen m?ge den ?berm?tgen Mann.”
Sein Schild war verhauen, einen bessern er gewann. (2126)
Gewaffnet ward der Recke bald in noch festre Wehr:
Er griff in seinem Zorne nach einem starken Speer,
Mit dem wollt er Hagnen zum andern Mal bestehn.
Darob ergrimmt' ihm Hagen, der k?hne Held ausersehn. (2127)
Nicht erwarten wollt ihn Hagen der Degen:
Mit Sch?ssen und mit Hieben lief er ihm entgegen
Die Steige bis zu Ende; zornig war sein Mut:
Da kam dem Degen Iring seine St?rke nicht zu gut. (2128)
Die schlugen durch die Schilde, dass es zu lohn begann
Mit feuerroten Winden.
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Dass vor des Tisches F??e sein Haupt niederflog:
Es war ein ?bler Dienstlohn, den er dem Hofmeister wog. (2025)
Er sah vor Etzels Tische einen Fiedelmann:
Hagen in seinem Zorne schritt rasch zu ihm heran.
Er schlug ihm auf der Geige herab die rechte Hand:
“Das habe f?r die Botschaft in der Burgonden Land.” (2026)
“O weh meine H?nde!”, hub da Werbel an,
“Herr Hagen von Tronje, was hab ich euch getan?
Ich kam in gro?er Treue in eurer Herren Land:
Wie kl?ng ich nun die T?ne, da ich verloren die Hand?” (2027)
Hagen fragte wenig, geigt er auch nimmer mehr.
Da ?bt' er in dem Hause die grimme Mordlust sehr
An K?nig Etzels Recken, deren er viel erschlug:
Da bracht er in dem Hause zu Tod der Recken genug. (2028)
Volker der Schnelle von dem Tische sprang,
Sein Fiedelbogen kr?ftig an seiner Hand erklang.
Da fiedelte gewaltig Gunthers Fiedelmann:
Hei! Was er sich zu Feinden der k?hnen Heunen gewann! (2029)
Auch sprangen von den Tischen die drei K?nge hehr.
Sie hofften es zu schlichten, eh Schadens w?rde mehr:
Doch strebten ihre Kr?fte umsonst dawider an,
Da Volker mit Hagen so sehr zu w?ten begann, (2030)
Da sah der Vogt vom Rheine, er scheide nicht den Streit:
Da schlug der K?nig selber manche Wunde weit
Durch die lichten Panzer den argen Feinden sein:
Er war ein schneller Degen, das lie? er offenbar sein. (2031)
Da kam auch zu dem Streite der starke Gernot:
Der schlug dem Heunenvolke manchen Helden tot
Mit dem scharfen Schwerte, das R?diger ihm gab;
Damit bracht er manchen von Etzels Recken ins Grab. (2032)
Der j?ngste Sohn Utens auch zu dem Streite sprang,
Seine Waffe herrlich durch die Helme drang
K?nig Etzels Recken aus dem Heunenland:
Da tat viel gro?e Wunder des k?hnen Geiselher Hand. (2033)
Wie k?hn sie alle waren, die F?rsten und ihr Bann,
Dennoch sah man Volkern den andern all voran
Bei den starken Feinden; er war ein Degen gut:
Er f?rderte mit Willen manchen nieder in das Blut. (2034)
Auch wehrten sich gewaltig die in Etzels Lehn:
Man sah die G?ste fechtend auf und nieder gehn
Mit den lichten Schwertern durch des K?nigs Saal.
Da vernahm man allenthalben vom Wehruf m?chtigen Schall. (2035)
Da wollten die da drau?en zu ihren Freunden drin:
Sie fanden an der Stiege gar wenigen Gewinn;
Da wollten die da drinnen gerne vor die T?r:
Dankwart lie? keinen nicht hinein noch herf?r. (2036)
Drum hob sich an der Pforte ein ungest?mer Drang
Und von Schwerthieben auf Helmen lauter Klang.
Da kam der k?hne Dankwart in eine gro?e Not:
Sein Bruder trug da Sorge, wie ihm die Treue gebot. (2037)
Da rief mit lauter Stimme Hagen Volkern an;
“Seht ihr dort, Geselle, vor manchem Heunenmann
Meinen Bruder stehen unter starken Schl?gen?
Freund! Sch?tzet mir den Bruder, wir verlieren sonst den Degen.” (2038)
Der Spielmann gab zur Antwort: “Wohl, es soll geschehn.”
Da begann er fiedelstreichend durch den Saal zu gehn:
Ein hartes Schwert nicht selten an seiner Hand erklang.
Vom Rhein die Recken sagten daf?r ihm gr??lichen Dank. (2039)
Volker der k?hne zu Dankwarten sprach:
“Ihr habt erlitten heute gro?es Ungemach!
Mich hat euer Bruder, ich soll euch helfen gehn:
Wollt ihr nun drau?en bleiben, so will ich innerhalben stehn.” (2040)
Dankwart der schnelle stand au?erhalb der T?r:
So wehrt' er von der Stiege wer immer trat daf?r.
Man h?rte Waffen hallen den Helden an der Hand:
So tat auch innerhalben Volker von Burgondenland. (2041)
Der k?hne Spielmann rief ihm ?ber die Menge zu:
“Der Saal ist wohl verschlossen, Freund Hagen, seid in Ruh:
Es ist so gut verschr?nket K?nig Etzels T?r
Von zweier Helden H?nden, die gehn wohl tausend Riegeln f?r.” (2042)
Als von Tronje Hagen die T?re sah in Hut,
Den Schild warf auf den R?cken der erlauchte Degen gut;
Nun begann er erst zu r?chen was ihm war geschehn.
Da durften seine Feinde sich des Lebens nicht versehn. (2043)
Als der Vogt von Berne das Wunder recht ersah,
Wie Hagen der Starke zerbrach die Helme da,
Der Amelungen K?nig sprang auf eine Bank;
Er sprach: “Hier schenket Hagen den allersauersten Trank.” (2044)
Der Wirt war sehr in Sorgen, wie ihn zwang die Not;
Was schlug man lieber Freunde vor seinen Augen tot!
Er selbst war kaum geborgen vor seiner Feinde Schar:
Er sa? in gro?en ?ngsten: Was half ihm, dass er K?nig war? (2045)
Kriemhilde die reiche rief Dietrichen zu:
“Hilf mir von der Stell, edler Ritter du,
Bei aller F?rsten Tugend aus Amelungenland;
Denn erreicht mich Hagen, hab ich den Tod an der Hand.” (2046)
“Wie soll ich euch helfen,” sprach Herr Dieterich,
“Edle K?nigstochter? Ich sorge selbst um mich.
Es sind so sehr erz?rnet die in Gunthers Bann,
Dass ich in dieser Stunde niemand wohl befrieden kann.” (2047)
“Nicht also, Herr Dietrich, edler Ritter gut:
Lass einmal heut erscheinen deinen tugendreichen Mut:
Bringe mich von hinnen, oder ich bleibe tot.
Hilf mir und dem K?nig aus dieser angstvollen Not.” (2048)
“Ich will es versuchen ob euch zu helfen ist;
Doch sah ich wahrlich nimmer in langer Tage Frist
So bitterlich erz?rnet manchen Ritter gut:
Ich sehe durch die Helme von Schwestern springen das Blut.” (2049)
Mit Kraft begann zu rufen der Ritter auserkorn,
Dass seine Stimme hallte wie ein B?ffelhorn
Und dass die weite Veste sch?tterte von dem Sto?.
Dietrichens St?rke, die war ?ber Ma?en gro?. (2050)
Da h?rte K?nig Gunther rufen diesen Mann
In dem harten Sturme: Zu lauschen hub er an.
Er sprach: “Dietrichs Stimme ist in mein Ohr gekommen:
Ihm haben unsre Degen hier wohl jemand benommen. (2051)
“Ich seh ihn auf dem Tische winken mit der Hand.
Ihr M?nner und Freunde von Burgondenland,
Haltet ein mit Streiten: Lasst h?ren erst und sehn,
Was von meinen Mannen hier dem Degen sei geschehn. (2052)
Als so der K?nig Gunther bat und auch gebot,
Da senkten sie die Schwerter in des Streites Not.
Das war Gewalt bewiesen, dass niemand da mehr schlug.
Er fragte den von Berne um die M?re schnell genug. (2053)
Er sprach: “Viel edler Dietrich, was ist euch hier geschehn
Von meinen Freunden? Ihr sollt mich willig sehn:
Zur S?hn und zur Bu?e bin ich euch gern bereit.
Was euch jemand t?te, das war mir inniglich leid.” (2054)
Da sprach der Degen Dietrich: “Mir ist nichts geschehn;
Lasst mich mit euerm Frieden aus dem Hause gehn
Von diesem schweren Streite mit dem Gesinde mein:
Daf?r will ich euch wahrlich immer dienstbeflissen sein.” (2055)
“Was m?sst ihr also flehen?”, sprach da Wolfhart,
Es h?lt der Fiedelspieler die T?r nicht so verwahrt:
Wir ?ffnen sie so m?chtig, dass man ins Freie kann.”
“Schweige,” sprach Herr Dietrich, “du hast den Teufel getan.” (2056)
Da sprach K?nig Gunther: “Den Urlaub geb ich gleich:
F?hret aus dem Hause so viel ihr wollt mit euch,
Ohne meine Feinde: Die sollen hier bestehn.
Durch sie ist mir viel Leides hier bei den Heunen geschehn.” (2057)
Als das der Berner h?rte, mit einem Arm umschloss
Er die edle K?nigin, ihre Angst war gro?;
Da f?hrt' er an dem andern Etzeln aus dem Haus.
Auch folgten Dietrichen vieler stolzer Degen hinaus. (2058)
Da sprach der Markgraf, der edle R?diger:
“Soll aber aus dem Hause noch kommen jemand mehr,
Der euch gerne dienet, wohlan, so macht mirs kund:
So walte steter Frieden in getreuer Freunde Bund.” (2059)
Zur Antwort gab ihm Geiselher von Burgondenland:
“Einigkeit und Friede sei euch von uns bekannt;
Ihr haltet stete Treue und die in euerm Lehn:
Ihr sollt mit euern Freunden ohne Furcht von hinnen gehn.” (2060)
Als R?diger der Degen r?umte Etzels Saal,
F?nfhundert oder dr?ber, die folgten ihm zumal.
Das ward aus gro?er Treue von den Herren getan;
Wodurch der K?nig Gunther bald gro?en Schaden gewann. (2061)
Da sah ein Heunenrecke K?nig Etzeln gehn
Neben Dietrichen: Des wollt er Frommen sehn.
Dem gab der Fiedelspieler einen solchen Schlag,
Dass gleich vor Etzels F??en ihm das Haupt am Boden lag. (2062)
Als der Wirt des Landes kam vor des Hauses Tor,
Da wandt er sich und blickte zu Volkern empor.
“O weh mir dieser G?ste! Das ist grimme Not:
Dass alle meine Recken vor ihnen finden den Tod! (2063)
“Weh dieses Hofgelages!”, sprach der K?nig hehr;
“Da drinnen ficht einer, der hei?et Volker,
Gleich einem wilden Eber und ist ein Fiedelmann:
Ich dank es meinem Heile, dass ich dem Teufel entrann. (2064)
“Seine Weisen lauten ?bel, seine Striche sind rot;
Wohl schlagen seine T?ne mir manchen Helden tot.
Ich wei? nicht was uns vorwirft derselbe Fiedelmann,
Dass ich in meinem Leben so leiden Gast nicht gewann.” (2065)
* Zu den Herbergen gingen die beiden Recken hehr,
Dietrich von Berne und Markgraf R?diger.
Sie wollten gerne beide des Streits entledigt sein,
Und geboten ihren Degen, dass sie den Zwist sollten scheun. (2066)
* Und h?tten die Burgonden des Leides sich versehn,
Das ihnen von den beiden noch sollte geschehn,
Sie w?ren aus dem Hause so leicht nicht gekommen,
Eh sie eine Strafe von den K?hnen h?tten genommen. (2067)
Sie hatten die sie wollten entlassen aus dem Saal;
Da hob sich innerhalben ein f?rchterlicher Schall.
Die G?ste r?chten bitter ihr Leid und ihr Schmach;
Volker der K?hne, hei! Was er Helme zerbrach! (2068)
Sich wandte zu dem Schalle Gunther der K?nig hehr:
“H?rt ihr die T?ne, Hagen, die dort Volker
Mit den Heunen fiedelt, wenn wer zur T?re trat?
Es ist ein roter Anstrich, den er am Fiedelbogen hat.” (2069)
“Es reut mich ohne Ma?en,” sprach Hagen dagegen,
“Dass ich je mich scheiden musste von dem Degen:
Ich war sein Geselle, er der Geselle mein,
Und kommen wir von hinnen, wir wollens noch in Treue sein. (2070)
“Nun schaut, hehrer K?nig, der Volker ist dir hold:
Wie flei?ig er verdienet dein Silber und dein Gold!
Sein Fiedelbogen schneidet durch den harten Stahl,
Er wirft von den Helmen die lichten Zierden zu Tal. (2071)
“Ich sah nie einen Fiedler so stolz und herrlich stehn
Als diesen Tag von Volker dem Degen ist geschehn.
Seine Weisen hallen durch Helm und Schildesrand:
Gute Rosse soll er reiten und tragen herrlich Gewand.” (2072)
So viel der Heunendegen auch waren in dem Saal,
Nicht einer blieb am Leben von ihnen allzumal.
Da war der Schall beschwichtigt, als niemand bleib zum Streit:
Die k?hnen Recken legten da ihre Schwerter beiseit. (2073)
34. Abenteuer
Wie sie die Toten aus dem Saale warfen
Da setzten sich die Herren aus M?digkeit zu Tal.
Volker und Hagen die gingen vor den Saal
?ber den Schild sich lehnend in ihrem ?bermut:
Da pflagen launger Reden diese beiden Helden gut. (2074)
Da sprach von Burgonden Geiselher der Degen:
“Noch d?rft ihr lieben Freunde nicht der Ruhe pflegen;
Ihr sollt erst die Leichen aus dem Hause tragen:
Wir werden noch bestanden, das will ich wahrlich euch sagen. (2075)
“Sie sollen untern F??en uns hier nicht l?nger liegen.
Bevor im Sturm die Heunen m?gen uns besiegen,
Wir haun noch manche Wunde, die mir gar sanfte tut:
Des hab ich,” sprach da Geiselher, “einen willigen Mut.” (2076)
“O wohl wir solches Herren,” sprach Hagen dagegen,
“Der Rat geziemte niemand als einem solchen Degen,
Wie unsern jungen Herren wir diesen Tag gesehn:
Ihr Burgonden m?get alle drob in Freuden stehn.” (2077)
Da folgten sie dem Rate und trugen vor die T?r
Siebentausend Tote, die warfen sie daf?r;
Vor des Saales Stiege fielen sie zu Tal:
Da erhoben ihre Freunde mit Jammern kl?glichen Schall. (2078)
Darunter war noch mancher nur so m??ig wund,
K?m ihm gute Pflege, er w?rde noch gesund;
Doch von dem hohen Falle fand er nun den Tod:
Das klagten ihre Freunde: Es zwang sie wahrhafte Not. (2079)
Da sprach der Fiedelspieler, Volker gar unverzagt:
“Nun sah ich doch, man hat mir die Wahrheit gesagt:
Die Heunen sind feige, sie klagen wie ein Weib,
Statt dass sie pflegen sollten der Schwerverwundeten Leib.” (2080)
Da mocht ein Markgraf w?hnen, er mein es ernst und gut:
Der Verwandten einen sah er gefallen in das Blut;
Er dacht ihn wegzutragen und wollt ihn schon umfahn:
Den schoss ob ihm zu Tode dieser k?hne Fiedelmann. (2081)
Eine gro?e Flucht erhob sich, als das die andern sahn
Sie begannen all zu fluchen demselben Fiedelmann.
Einen Spie? vom Boden nahm er, der war scharf und hart,
Der von einem Heunen zu ihm herauf geschossen ward. (2082)
Den schoss er durch die Veste von sich kr?ftiglich
?ber ihre H?upter. Das Volk Etzels wich
Erschreckt von seinem Wurfe weiter von dem Saal;
Vor seinen starken Kr?ften die Leute bangten ?berall. (2083)
Da stand vor dem Hause manch tausend Mann.
Volker und Hagen huben zu reden an
Mit Etzeln dem K?nig in hohem ?bermut;
Das schuf bald gro?e Sorge diesen Helden k?hn und gut. (2084)
“Wohl w?r es,” sprach da Hagen, “Des Volkes Trost im Leib,
Wenn die Herren f?chten voran in Sturm und Streit,
Wie von meinen Herren hier ein jeder tut:
Die hauen durch die Helme, dass von den Schwertern flie?t das Blut.” (2085)
So k?hn war Herr Etzel, er fasste seinen Schild:
“Nun h?tet eures Lebens,” sprach da Kriemhild,
“Und bietet Gold den Recken auf der Schilde Rand,
Denn erreicht euch Hagen, ihr habt den Tod an der Hand.” (2086)
So k?hn war der K?nig, er wollt in den Streit,
Wozu so reiche F?rsten nun selten sind bereit.
Man musste bei den Riemen des Schildes ihn halten an.
Hagen der grimme ihn mehr zu h?hnen begann: (2087)
“Eine ferne Sippschaft war es,” sprach Hagen gleich zur Hand
“Die Etzeln und Siegfried zusammen einst verband;
Er minnte Kriemhilden eh sie gesehen dich:
B?ser K?nig Etzel, was r?tst du denn wider mich?” (2088)
Diese Rede h?rte die edle K?nigin.
Dar?ber ward unmutig Kriemhild in ihrem Sinn,
Dass er sie schelten durfte vor K?nig Etzels Bann:
Wider die G?ste hub sie aufs neu zu werben an. (2089)
Sie sprach: “Wer den Hagen von Tronje mir erschl?gt
Und mir sein Haupt als Gabe her zur Stelle tr?gt,
Mit rotem Golde f?ll ich ihm Etzels Schildesrand,
Auch geb ich ihm zum Lohne viel gute Burgen und Land.” (2090)
“Ich wei? nicht was sie zaudern,” sprach der Fiedelmann,
“Niemals haben Helden so verzagt getan,
Wenn man bieten h?rte so hohen Ehrensold.
Wohl sollt ihnen Etzel nimmer wieder werden hold. (2091)
“Die hier mit Schimpf und Schanden essen des K?nigs Brot,
Und ihn nun verlassen in der gr??ten Not,
Deren seh ich manchen so recht verzagt da stehn,
Und tun doch so verwogen; sie k?nnen nie der Schmach entgehn.” (2092)
* Der reiche Etzel hatte Jammer und Not:
Er beklagte seiner Mannen und Freude bittern Tod;
Von manchen Landen standen ihm Recken viel zur Seit,
Die weinten mit dem K?nige sein gewaltiges Leid. (2093)
* Da gedachten wohl die Besten: “Wahr ist was Volker sagt.”
Von niemand doch von allen ward es so schwer beklagt,
Als von Markgraf Iring, dem Herrn aus D?nenland;
Was sich nach kurzer Weile wohl nach der Wahrheit befand. (2094)
35. Abenteuer
Wie Iring erschlagen ward
Da rief der Markgraf Iring aus der D?nen Land:
“Ich habe nun auf Ehre meine Sinne lang gewandt,
Auch ist von mir das Beste wohl oft im Sturm geschehn;
Bringt mir meine Waffen: So will ich Hagen bestehn.” (2095)
“Das muss ich widerraten,” hub da Hagen an,
“Sonst m?ssen vor mir weichen die in Etzels Bann:
Springen eurer zweie oder drei in den Saal,
Die send ich wohl verhauen die Stiege wieder zu Tal.” (2096)
“Ich wills darum nicht lassen,” rief Iring wieder hin:
“Ich versuchte wohl schon fr?her was gleiche Wagnis schein.
Wohl will ich mit dem Schwerte allein zu dir hinan:
Was hilft dir das Br?sten, das du mit Reden hast getan?” (2097)
Da wurde bald gewaffnet der Degen Iring,
Und von Th?ringen Irnfried, ein k?hner J?ngling,
Und Hawart der starke wohl mit tausend Mann:
Sie wollten Iring helfen, was auch der Degen begann. (2098)
Da sah der Fiedelspieler ein gewaltig Herr,
Das mit Iringen gewaffnet zog daher.
Sie trugen aufgebunden die lichten Helme gut.
Da ward dem k?hnen Volker dar?ber zornig zu Mut: (2099)
“Seht ihr, Freund Hagen, dort Iringen gehn,
Der euch im Kampf gelobte alleine zu bestehn?
Wie ziemet Helden L?ge? F?rwahr ich tadl es sehr:
Es gehn mit ihm gewaffnet wohl tausend Recken oder mehr.” (2100)
“Nun bei?et mich nicht l?gen,” sprach der in Hawarts Bann,
“Ich will das Wort erf?llen, das ich euch kund getan.
Keiner Feigheit wegen soll es gebrochen sein:
Sei Hagen noch so f?rchterlich, ich besteh ihn ganz allein.” (2101)
Fu?f?llig bat Iring Freund und Untertan,
Dass sie ihn alleine dem Recken lie?en nahn.
Das taten sie ungerne, ihnen war zu wohl bekannt
Der ?berm?tge Hagen aus der Burgonden Land. (2102)
Da bat er sie so lange bis es doch geschah.
Als das Ingesinde ihn so entschlossen sah,
Und dass er rang nach Ehre, da lie?en sie ihn gehn:
Da ward von den beiden ein grimmes Streiten gesehn. (2103)
Iring der D?ne hielt hoch empor den Speer,
Sich deckte mit dem Schilde der teure Degen hehr:
So lief er auf im Sturme zu Hagen vor den Saal;
Da erhub sich von den Degen ein gewaltiger Schall. (2104)
Da schossen sie die Spie?e kr?ftig aus der Hand
Durch die festen Schilde auf ihr licht Gewand,
Dass die Speerstangen hoch in die L?fte flogen;
Da griffen zu den Schwertern die grimmen Degen verwogen. (2105)
Hagen war, der k?hne, von Mut und Kr?ften voll;
Doch schlug nach ihm Iring, dass rings das Haus erscholl:
Pallas und T?rme erhallten von den Schl?gen.
Es konnte seinen Willen doch nicht vollf?hren der Degen. (2106)
Iring lie? Hagnen unverwundet stehn:
Auf den Fiedelspieler begann er los zu gehn.
Er w?hnt', er k?nn ihn zwingen mit seinen starken Schl?gen:
Doch wusste sich zu schirmen dieser zierliche Degen. (2107)
Da schlug der Fiedelspieler, dass auf das Schildes Rand
Das Gesp?nge wirbelte von Volkers starker Hand.
Den lie? er wieder stehen; er war ein ?bler Mann:
Da lief er auf Gunther, den Burgondenk?nig, an. (2108)
Doch war da jedweder zum Streite stark genug:
Wie Gunther auf Iring und der auf jenen schlug,
Was lockte nicht aus Wunden das flie?ende Blut;
Ihre R?stung wehrt es, die war zu fest und zu gut. (2109)
Gunthern lie? er stehen und lief Gernoten an;
Das Feuer aus dem Harnisch er ihm zu haun begann.
Da h?tte von Burgonden der K?nig Gernot
Iring den k?hnen beinah gesandt in den Tod. (2110)
Da sprang er von dem F?rsten: Rasch war er genug:
Der Burgonden Viere der Held behend erschlug,
Das edeln Heergesindes aus Wormes an dem Rhein.
Dar?ber mochte Geiselher nicht wohl zorniger sein. (2111)
“Gott wei?, Herr Iring,” sprach Geiselher das Kind,
“Ihr sollt mir die entgelten, die hier erlegen sind
Vor euch in dieser Stunde.” Iringen lief er an
Und schlug den D?nenhelden, dass er zu straucheln begann. (2112)
Er schoss vor seinen H?nden nieder in das Blut,
Dass alle w?hnen mussten, es schl?g der Degen gut
Nie im Sturme wieder einen Schlag mit seinem Schwert:
Doch lag vor Geiselheren Iring da noch unversehrt. (2113)
Von des Helmes Krachen und von des Schwertes Klang
Waren seine Sinne so bet?ubt und krank,
Dass sich der k?hne Degen des Lebens nicht besann:
Das hatte mit den Kr?ften der starke Geiselher getan. (2114)
Als ihm aus dem Haupte das Schwirren jetzt entschwand,
Das von dem starken Schlage der Degen erst empfand,
Da gedacht er: “Ich lebe, und bin auch nirgend wund:
Nun ist mir erst die St?rke des k?hnen Geiselher kund!” (2115)
Er h?rte seine Feinde zu beiden Seiten stehn;
H?tten sie's geahnet, ihm w?re mehr geschehn:
Auch hatt er Geiselheren vernommen nahe bei:
Er sann wie mit dem Leben von hinnen zu kommen sei. (2116)
Wie hastig der Degen aus dem Blute sprang!
Er mochte seiner Schnelle wohl sagen gro?en Dank.
Da lief er aus dem Hause, wo er Hagen fand,
Und schlug ihm schnelle Schl?ge mit seiner kraftreichen Hand. (2117)
Da gedachte Hagen: “Du musst des Todes sein;
Sch?tzt dich nicht der Teufel, so kannst du nicht gedeihn.”
Doch traf Iring Hagnen durch des Helmes Hut:
Das tat der Held mit Maske; das war eine Waffe gut. (2118)
Als der grimme Hagen die Wand an sich empfand,
Ihm schwenkte sich gewaltig das Schwert in seiner Hand.
Da musste vor ihm weichen der Held in Hawarts Bann;
Hagen ihm die Stiege hinab zu folgen begann. (2119)
?bers Haupt den Schildrand der k?hne Iring schwang;
Und w?r dieselbe Stiege drei solcher Stiegen lang,
Derweile lie? ihn Hagen nicht schlagen einen Schlag:
Wie mancher rote Funke da auf seinem Helme lag! (2120)
Wieder zu den seinen kam Iring gesund.
Da wurde diese M?re bald Kriemhilden kund,
Was er im Streit dem Hagen von Tronje angetan;
Daf?r die K?nigstochter ihm sehr zu danken begann: (2121)
“Das lohne Gott dir, Iring, erlauchter Degen gut,
Du hast mir wohl getr?stet das Herz und auch den Mut:
Nun seh ich blutger?tet Hagens R?stgewand!”
Kriemhilde nahm vor Freuden ihm selbst den Schild aus der Hand. (2122)
“Ihr m?gt ihm m??ig danken;” sprach Hagen dagegen,
“Es nochmals zu versuchen ziemte wohl dem Degen,
Und k?m er dann zur?cke, er w?r ein k?hner Mann.
Die Wunde frommt euch wenig, die ich noch von ihm gewann. (2123)
“Dass ihr von meiner Wunde mir seht den Harnisch rot,
Das hat mich noch erbittert zu manches Mannes Tod;
Nun bin ich erst erz?rnet auf euch und manchen Mann:
Mir hat der Degen Iring gar wenig Schaden getan.” (2124)
Da stand dem Wind entgegen Iring von D?nenland;
Er k?hlte sich im Harnisch, den Helm er niederband.
Da priesen ihn die Leute f?r streitbar und gut;
Dar?ber trug der Markgraf nicht wenig hoch seinen Mut. (2125)
Da sprach Iring wieder: “Nun, Freunde, sollt ihr gehn
Und neue Waffen holen; ich will noch einmal sehn,
Ob ich bezwingen m?ge den ?berm?tgen Mann.”
Sein Schild war verhauen, einen bessern er gewann. (2126)
Gewaffnet ward der Recke bald in noch festre Wehr:
Er griff in seinem Zorne nach einem starken Speer,
Mit dem wollt er Hagnen zum andern Mal bestehn.
Darob ergrimmt' ihm Hagen, der k?hne Held ausersehn. (2127)
Nicht erwarten wollt ihn Hagen der Degen:
Mit Sch?ssen und mit Hieben lief er ihm entgegen
Die Steige bis zu Ende; zornig war sein Mut:
Da kam dem Degen Iring seine St?rke nicht zu gut. (2128)
Die schlugen durch die Schilde, dass es zu lohn begann
Mit feuerroten Winden.
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