Der in Hawarts Bann
Ward von Hagens Schwerte da gar ?bel wund:
Durch Helm und Schildrand drang es, er ward nicht wieder gesund. (2129)
Als der Degen Iring der Wunde ward gewahr,
Deckt' er mit dem Schilde den Helm ganz und gar.
Ihn deuchte voll der Schaden, den er von ihm gewann;
Bald tat ihm aber gr??ern der Degen noch in Gunthers Bann. (2130)
Einen Wurfspie? Hagen vor seinen F??en sah;
Auf Iring den D?nen schoss der Degen da,
Dass ihm die Stange aus dem Haupte stand:
Der Recken Hagen hatt ihm ein grimmes Ende gesandt. (2131)
Iring musste wieder zu den D?nen fliehn.
Eh man dem Degen konnte den Helm vom Haupte ziehn
Und ihn vom Speer befreien, erschien ihm schon der Tod.
Da weinten seine Freunde, es zwang sie wahrhafte Not. (2132)
Da kam die K?nigstochter auch zu ihm heran:
Iring den starken hub sie zu klagen an;
Sie beweinte seine Wunden, es war ihr grimmig leid.
Da sprach vor seinen Freunden dieser Recke k?hn im Streit: (2133)
“Lasst die Klage bleiben, viel hehre K?nigin.
Was hilft eurer Weinen? Mein Leben muss dahin
Schwinden aus den Wunden, die an mir offen stehn:
Der Tod will mich nicht l?nger euch und Etzeln dienen sehn.” (2134)
Zu Th?ringern und D?nen sprach er hingewandt:
“Die Gaben, so die K?nigin euch beut, soll eure Hand
Nicht zu erwerben trachten, ihr lichtes Gold so rot:
Und besteht ihr Hagen, so m?sst ihr schauen den Tod.” (2135)
Seine Farbe war erblichen, des Todes Zeichen trug
Iring der k?hne; ihnen war es leid genug.
Er konnte nicht gefunden der Held in Hawarts Lehn:
Da musst es an ein Streiten von den D?nenhelden gehn. (2136)
Irnfried und Hawart sprangen vor den Saal
Wohl mit tausend Helden: einen ungest?men Schall
Vernahm man allenthalben, kr?ftig und gro?.
Hei! Was man scharfer Speere auf zu den Burgonden schoss! (2137)
Irnfried der K?hne lief den Spielmann an,
Daher er gro?en Schaden von seiner Hand gewann:
Der edle Fiedelspieler den Landgrafen schlug
Durch den Helm den festen: Wohl war er grimmig genug. (2138)
Da schlug dem k?hnen Spielmann Irnfried einen Schlag,
Dass er des Panzers Ringe dem Helden zerbrach,
Und sich sein Harnisch f?rbte von Funken feuerrot:
Dennoch fiel der Landgraf von dem Spielmann in den Tod. (2139)
Zusammen waren Hagen und Hawart gekommen.
Da mochte Wunder schauen wer es wahrgenommen.
Die Schwerter fielen kr?ftig den Helden an der Hand:
Da musste Hawart sterben vor dem aus Burgondenland. (2140)
Die Th?ringer und D?nen sahn ihres Herren Tod:
Da hob sich vor dem Hause eine furchtbare Not;
Eh sie die T?r gewannen mit kraftreicher Hand,
Da ward noch verhauen mancher Helm und Schildesrand. (2141)
“Weichet,” sprach da Volker, “lasst sie zum Saale gehn;
Was sie im Sinne haben kann dennoch nicht geschehn.
Sie m?ssen all ersterben hier in kurzer Zeit:
Sie ernten mit dem Tode was ihnen Kriemhilde beut.” (2142)
Als die ?berm?tigen drangen in den Saal,
Da wurde manchem Helden das Haupt geneigt zu Tal,
Dass er ersterben musste von ihren starken Schl?gen.
Wohl stritt der k?hne Gernot, so tat auch Geiselher der Degen. (2143)
Tausend und Viere, die kamen in das Haus:
Da h?rte man erklingen den hellen Schwertersaus.
Bald wurden doch die Recken alle drin erschlagen:
Man mochte gro?e Wunder von den Burgonden sagen. (2144)
Da gab es eine Stille, als der L?rm verscholl!
Das Blut allenthalben durch die L?cken quoll
Zu den Rinnsteinen von den toten Degen:
Das taten die vom Rheine mit ihren kr?ftigen Schl?gen. (2145)
Da sa?en wieder ruhend die aus Burgondenland;
Sie legten mit den Waffen die Schilde von der Hand.
Da stand noch vor dem Hause der k?hne Fiedelmann,
Erwartend ob noch jemand zum Streite z?ge heran. (2146)
Der K?nig klagte heftig, dazu die K?nigin;
M?gdelein und Frauen h?rmten sich den Sinn.
Der Tod, w?hn ich, hatte sich wider sei verschworen;
Drum gingen durch die G?ste noch viel der Recken verloren. (2147)
36. Abenteuer
Wie die K?nigin den Saal verbrennen lie?
“Nun bindet ab die Helme;” sprach Hagen der Degen,
“Ich und mein Geselle der Wache wollen pflegen:
Versuchen es noch einmal die in Etzels Bann,
So warn ich meine Herren so schnell als ich immer kann.” (2148)
Da band den Helm vom Haupte mancher Ritter gut;
Sie setzten auf die Wunden sich nieder, die ins Blut
Waren zum Tode von ihrer Hand gekommen:
Da ward der edeln G?ste mit Erbittrung wahrgenommen. (2149)
Noch vor dem Abend schuf der K?nig hehr
Und Kriemhild die K?nigin, dass es der Helden mehr
Von Heunland noch versuchten; man sah vor ihnen stehn
Wohl noch zwanzigtausend: Die mussten nun zum Streite gehn. (2150)
Da hob ein hartes St?rmen auf zu den G?sten an.
Dankwart, Hagens Bruder, dieser schnelle Mann,
Sprang von seinen Herren zu den Feinden vor die T?r:
Man w?hnt', er sei erstorben, doch kam er heil noch hinf?r. (2151)
Das harte Streiten w?hrte bis es die Nacht benahm.
Da wehrten sich die G?ste wie Helden lobesam
Wider Etzels Recken den sommerlangen Tag:
Hei! Wie da vor ihnen manch guter Degen erlag! (2152)
Zu einer Sonnenwende geschah der gro?e Mord:
Ihres Herzens Jammer r?chte Kriemhild dort
An ihren n?chsten Freunden und noch an manchem Mann,
Wodurch der K?nig Etzel nie wieder Freude gewann. (2153)
* Sie hatte nicht gesonnnen auf solche M?rderschlacht:
Als sie den Streit begonnen hatte sie gedacht,
Hagen sollt alleine dabei sein Ende sehn;
Da schuf der b?se Teufel, ?ber alle musst es ergehn. (2154)
Der Tag war zerronnen; ihnen schuf die Sorge Not.
Sie gedachten, wie doch besser w?r ein kurzer Tod
Als sich so lang zu qu?len in ungef?gem Leid:
Da w?nschten einen Frieden die stolzen Ritter allbereit. (2155)
Sie hatten, dass der K?nig zu ihnen w?rd gebracht.
Die Helden, rot von Blute, schwarz von der Eisentracht,
Traten aus dem Hause und die drei K?nge hehr.
Sie wussten nicht, wem klagen ihres gro?en Leids Beschwer. (2156)
Etzel und Kriemhilde, die kamen beide hek;
Das Land war ihnen eigen, drum mehrte sich ihr Heer.
Er sprach zu den G?sten: “Sprecht, was begehrt ihr mein?
Wollt ihr Frieden haben? Das k?nnte nun schwerlich sein (2157)
Nach so gro?em Schaden als ihr mir habt getan.
Ihr sollt es nicht genie?en so lang ich atmen kann:
Mein Kind, das ihr erschluget und viel der Freunde mein;
Frieden und S?hne soll euch daf?r geweigert sein.” (2158)
Antwort gab ihm Gunther: “Uns zwang die gro?e Not;
All mein Gesinde lag von dem deinen tot
An der Herberge: Verdient ich solchen Sold?
Ich kam zu dir auf Treue und w?hnte, du w?rst mir hold.” (2159)
Da sprach von Burgonden Geiselher das Kind:
“Ihr Helden K?nig Etzels, die noch am Leben sind,
Wes zeiht ihr mich, ihr Recken? Was hat ich euch getan,
Der ich die Fahrt so g?tlich zu diesem Lande begann?” (2160)
Sie sprachen: “Deiner G?te ist all die Veste voll
Mit Jammer, gleich dem Lande; wir g?nnten dir es wohl,
W?rst du nie gekommen von Wormes ?berrhein:
Durch dich ist ganz verwaiset das Land und durch die Br?der dein.” (2161)
Da sprach zu dem K?nige Gernot der Degen gut:
“So soll euch Gott gebieten, dass ihr die Lieb uns tut:
Erschlagt uns Heimatlose, und lasst uns zu euch gehn
Hinunter ins Freie, gewiss, das w?rd euch l?blich stehn. (2162)
“Was uns geschehn k?nne, das lasst bald ergehn:
Ihr habt so viel Gesunde, die d?rfen uns bestehn
Und geben uns vom Streite M?den leicht den Tod:
Wie lange sollen wir Recken bleiben in so grimmer Not?” (2163)
Von K?nig Etzels Recken w?r es fast geschehn,
Dass sie die Helden lie?en vor den Pallas gehn.
Als das Kriemhild h?rte, es war ihr grimmig leid;
Da war den Heimatlosen mit Nichten Friede bereit. (2164)
“Nicht doch, ziere Recken, worauf euch sinnt der Mut,
Ich will euch treulich raten, dass ihr das nimmer tut,
Dass ihr die Mordgiergen lasst vor den Saal;
Sonst m?ssen eure Freunde vor ihnen sterben zumal. (2165)
Und lebten nur alleine die Utens S?hne sind,
Und k?men meine edeln Br?der an den Wind,
Dass sie die Panzer k?hlten, ihr alle w?rt verloren:
Es wurden k?hnre Degen noch nie auf Erden geboren.” (2166)
Da sprach der junge Geiselher: “Viel sch?ne Schwester mein,
Wie mocht ich mich versehn, dass du mich ?berrhein
Hieher geladen h?ttest zu so gro?er Not?
Wodurch wohl verdient' ich hier bei den Heunen den Tod? (2167)
Getreu war ich dir immer, tat Leid dir nimmermehr:
Ich ritt auch in dem Wahne zu diesem Hofe her,
Du w?rest mir gewogen, viel liebe Schwester mein.
Nun schenk uns deine Gnade: Es kann doch anders nicht sein.” (2168)
“Ich schenk euch keine Gnade, Ungnad ich selbst gewann:
Mir hat von Tronje Hagen so gro?es Leid getan
Daheim, und hier zu lande erschlug er mir mein Kind:
Sie sollens all entgelten, die mit euch hergekommen sind. (2169)
Wollt ihr mir aber Hagen allein zum Geisel geben,
So will ichs nicht versagen, dass ich euch lasse leben,
Denn eure Schwester bin ich, der gleichen Mutter Kind:
So red ich um die S?hne mit den Helden, die hier sind.” (2170)
“Verh?t es Gott vom Himmel,” sprach da Gernot,
“Und w?ren unser tausend, wir wollten alle tot
Vor deinen Freunden liegen eh wir den einen Mann
Dir als Geisel g?ben: Das wird nimmer getan.” (2171)
“Wir m?ssen doch ersterben,” sprach da Geiselher,
“So soll uns niemand scheiden von ritterlicher Wehr.
Wer gerne mit uns f?chte, wir sind noch immer hie:
Verriet ich meine Treue an einem Freunde doch nie.” (2172)
Da sprach der k?hne Dankwart: “Wie ziemte Schweigen mir?
Es steht mein Bruder Hagen noch nicht alleine hier.
Die uns Frieden weigern, m?gens noch beklagen:
Ihr sollt es inne werden: Das will ich wahrlich euch sagen.” (2173)
Da sprach die K?nigstochter: “Ihr Helden allbereit,
Nun geht der Stiege n?her und r?chet unser Leid,
Das will ich euch vergelten wie ich billig soll:
Den ?bermut Hagens, den benehm ich ihm wohl. (2174)
“L?sst keinen aus dem Hause der Degen allzumal.
So lass ich an vier Enden z?nden an den Saal:
So wird noch wohl gerochen all mein Herzeleid.”
K?nig Etzels Recken sah man bald dazu bereit. (2175)
Dir noch drau?en standen trieb man in den Saal
Mit Schl?gen und mit Sch?ssen; da gab es lauten Schall
Doch wollten sich nicht scheiden die F?rsten und ihr Heer:
Sie lie?en von der Treue zueinander nun nicht mehr. (2176)
Den Saal in Brand zu stecken gebot da Etzels Weib.
Da qu?lte man den Helden mit Feuersglut den Leib.
Das Haus vom Wind ergriffen geriet in hohen Brand:
Solcher Schrecken wurde wohl niemals Helden bekannt. (2177)
Darinnen riefen viele: “O weh dieser Not!
Da m?chten wir ja lieber im Sturme liegen tot.
Das m?ge Gott erbarmen; wie verlieren wir den Leib!
Wie grimmig r?cht ihr Z?rnen an uns des K?niges Weib!” (2178)
Da sprach darinnen einer: “Wir finden hier den Tod.
Was hat der Gru? geholfen, den uns der K?nig bot?
Mir tut vor starker Hitze der Durst so grimmig weh,
Ich f?rchte, mein Leben in diesen N?ten zergeh!” (2179)
Da begann von Tronje Hagen, der Ritter gut:
“Wen der Durst bezwingen will, der trinke hier das Blut,
Das ist in solcher Hitze besser noch als Wein;
Zu essen und zu trinken kann hier nichts anderes sein.” (2180)
Hinging der Recken einer, wo er einen Toten fand,
Er kniet' ihm zu der Wunde, den Helm er nieder band;
Da hub er an zu trinken das flie?ende Blut:
So wenig ers gewohnt war, er fand es k?stlich und gut. (2181)
“Nun lohn euch Gott, Herr Hagen,” sprach der m?de Mann,
“Dass ich durch eure Lehre so guten Trunk gewann:
Man schenkte mir noch selten einen bessern Wein.
Leb ich noch eine Weile, ich will euch stets gewogen sein.” (2182)
Als das die andern h?rten, es d?nkte ihn so gut,
Da kamen ihrer viele und tranken auch das Blut.
Davon gewann viel Kr?fte der guten Helden Leib:
Das entgalt an lieben Freunden bald manches waidliche Weib. (2183)
Das Feuer fiel gewaltig auf sie in den Saal:
Sie wandten mit den Schilden es von sich ab im Fall.
Der Rauch und auch die Hitze schmerzten sie gar sehr:
Also gro?er Jammer geschieht wohl Helden nimmer mehr. (2184)
Da sprach von Tronje Hagen: “Stellt euch an die Wand;
Lasst nicht die Br?nde fallen auf eurer Helme Band,
Und tretet mit den F??en sie tiefer in das Blut:
Eine ?ble Hochzeit ist es, zu der die K?nigin uns lud.” (2185)
Unter solchen N?ten zerronnen war die Nacht:
Noch hielt vor dem Hause der k?hne Spielmann Wacht
Und Hagen sein Geselle, gelehnt auf Schildesrand,
Noch gr??ern Leids gew?rtig vor denen aus Etzels Land. (2186)
* Dass der Saal gew?lbt war, half den G?sten sehr.
Dadurch bleiben ihrer am Leben desto mehr;
Nur dass sie an den Fenstern vom Feuer litten Not.
Da wehrten sich die Degen wie Mut und Ehre gebot. (2187)
Da sprach der Fiedelspieler: “Nun lasst uns in den Saal,
So w?hnen wohl die Heunen, wir seien allzumal
Von der Qual erstorben, die sie uns angetan:
Dann kommen doch noch manche zum Streit mit ihnen heran.” (2188)
Da sprach von Burgonden Geiselher das Kind:
“Mich d?nkt, es wolle tagen, sich hebt ein k?hler Wind.
Nun lass uns Gott vom Himmel noch liebre Zeit erleben!
Eine arge Hochzeit hat uns meine Schwester Kriemhild gegeben.” (2189)
Da sprach wieder einer: “Ich f?hle schon den Tag.
Wenn es denn uns Degen nicht besser werden mag,
So waffnet euch, ihr Recken, und wahret euern Leib:
Wohl naht uns ehstens wieder hier des K?nig Etzel Weib.” (2190)
Der Wirt mochte w?hnen, die G?ste w?ren tot
Von ihren Drangsalen und von des Feuers Not:
Da lebten drin so k?hner noch sechshundert Mann,
Dass wohl nie ein K?nig bessre Degen gewann. (2191)
Der Heimatlosen H?ter hatten wohl gesehn,
Dass noch die G?ste lebten, was ihnen auch geschehn
Zu Schaden war und Leibe, den Herrn und ihrem Lehn:
Man sah sie wohl geborgen im Saale auf und nieder gehn. (2192)
Man sagte Kriemhilden, noch viele lebten drin.
“Wie w?re das m?glich,” sprach die K?nigin,
“Dass noch einer lebte nach solcher Feuersnot?
Lieber will ich glauben, sie starben alle den Tod.” (2193)
Noch w?nschten zu entkommen die F?rsten und ihr Lehn,
Wenn noch jemand Gnade an ihnen lie? ergehn.
Die konnten sie nicht finden in der Heunen Land:
Da r?chten sie ihr Sterben mit gar williger Hand. (2194)
Noch fr?h am selben Morgen man ihnen Gr??e bot
Mit lautem Kriegsrufe: Wohl schuf das Helden Not.
Zu ihnen aufgeschossen ward mancher starke Speer:
Wie ritterlich sich wehrten diese Recken k?hn und hehr! (2195)
Dem Heergesinde Etzels war erregt der Mut,
Dass sie verdienen wollten Frau Kriemhildens Gut
Und alles willig leisten was der F?rst gebot:
Da musste mancher balde von ihnen schauen den Tod. (2196)
Man mochte von Verhei?en und Gaben Wunder sagen.
Sie lie? ihr Gold, das rote, auf Schilden vor sie tragen:
Sie gab es jedem willig, der es wollt empfahn.
Nie wurden wider Feinde so gro?e Sch?tze vertan. (2197)
Da traten in den Waffen viel Recken vor die T?r.
Da sprach der k?hne Volker: “Wir sind noch immer hier:
So gerne sah ich Helden zum Streite nimmer kommen
Als die das Gold des K?nigs und zu verderben genommen.” (2198)
Was soll ich weiter sagen? Wohl zw?lfhundert Degen
Versuchtens hin und wieder mit starken Schwertesschl?gen.
Da k?hlten mit den Wunden die G?ste wohl den Mut.
Kein Friede war zu hoffen, drum sah man flie?en das Blut (2199)
Aus tiefen Todeswunden, deren wurden viel geschlagen.
Nach seinen Freunden h?rte man jeglichen klagen;
Die K?hnen starben alle dem reichen K?nig hehr:
Da hatten liebe Freunde nach ihnen Leid und Beschwer. (2200)
37. Abenteuer
Wie R?diger erschlagen ward
Die Heimatlosen hatten am Morgen viel getan.
Der Gemahl Gotlindens kam zu Hof heran
Und sah auf beiden Seiten des gro?en Leids Beschwer:
Dar?ber weinte inniglich der vielgetreue R?diger. (2201)
“O weh, dass ich das Leben,” sprach der Held, “gewann,
Und diesem gro?en Jammer nun niemand wehren kann.
So gern ich Frieden sch?fe, der K?nig gehts nicht ein,
Da ihm das Unheil st?rker, immer st?rker bricht herein.” (2202)
Zu Dietrichen sandte der gute R?diger,
Ob sie's noch k?nnten wenden bei dem K?nig hehr?
Da entbot ihm der von Berne: “Wer m?chte widerstehn?
Es will der K?nig Etzel keine S?hne mehr sehn.” (2203)
Da sah ein Heunenrecke R?digern da stehn
Mit weinenden Augen, wie er ihn oft gesehn.
Er sprach zu der K?nigin: “Nun seht doch, wie er steht,
Den der K?nig Etzel vor allen andern hat erh?ht, (2204)
“Und dem doch alles dienet, die Leute wie das Land.
Wie sind so viel der Burgen an R?diger gewandt,
Deren er so manche von dem K?nig haben mag!
Er schlug in diesem Sturme noch keinen l?blichen Schlag. (2205)
“Mich d?nkt, ihn k?mmert wenig was uns hier geschieht,
Wenn er nach seinem Willen bei sich die F?lle sieht.
Man r?hmt, er w?re k?hner als jemand m?ge sein:
Das hat uns schlecht bewiesen in dieser Not der Augenschein.” (2206)
Mit traurigem Mute der vielgetreue Mann,
Als er die Rede h?rte, sah er den Heunen an.
Er dachte: “Des entgiltst du; du sagst ich sei verzagt:
Da hast du deine M?re zu laut bei Hofe gesagt.” (2207)
Er zwang die Faust zusammen, da lief er ihn an,
Und schlug mit solchen Kr?ften den heunischen Mann,
Dass er ihm vor die F??e niederst?rzte tot.
Da war nur gemehrt noch dem K?nig Etzel die Not. (2208)
“Fahr hin, verzagter B?sewicht,” sprach da R?diger,
“Ich hatte doch des Leides genug und der Beschwer:
Dass ich hier nicht fechte, was r?gst du mir das?
Wohl tr?g auch in den G?sten mit Grunde feindlichen Hass, (2209)
“Und alles was ich k?nnte t?t ich ihnen an,
H?tt ich nicht hieher gef?hrt die in Gunthers Bann;
Doch war ich ihr Geleite in meines Herren Land:
Drum darf sie nicht bestreiten meine unselge Hand.” (2210)
Da sprach zum Markgrafen Etzel der K?nig hehr:
“Wie habt ihr uns geholfen, viel edler R?diger!
Wir hatten doch der Toten so viel in diesem Land,
Dass wir nicht mehr bedurften: Mit Unrecht schlug ihn eure Hand.” (2211)
Da sprach der edle Ritter: “Er beschwerte mir den Mut,
Und hat mir bescholten die Ehre wie das Gut,
Des ich aus deinen H?nden so gro?e Gaben nahm,
Was nun dem L?genbolde gar ?bel zustatten kam.” (2212)
Du kam die K?nigstochter, die hat es auch gesehn
Was von des Helden Zorne dem Heunen war geschehn:
Sie beklagt' es schmerzlich, ihre Augen wurden nass.
Sie sprach zu R?digeren: “Womit verdienten wir das, (2213)
Dass ihr mir und dem K?nig noch mehrt unser Leid?
Ihr habt uns, edler R?diger, gelobt allezeit
Ihr wolltet f?r uns wagen die Ehre wie das Leben;
Auch h?rt ich viel der Recken den Preis des Mutes euch geben. (2214)
Ich mahn euch nun der Treue, die mir schwur eure Hand
Als ihr f?r Etzeln warbet, Ritter auserkannt:
Dass ihr mir dienen wolltet, bis an unsern Tod;
Des war mir armen Weibe noch nie so bitterlich Not.” (2215)
“Das ist ungelogen, ich schwur euch, edel Weib,
Ich wolle f?r euch wagen die Ehre wie den Leib;
Die Seele zu verlieren hab ich nicht geschworen.
Zu diesem Hofgelage bracht ich die F?rsten wohlgeboren.” (2216)
Sie sprach: “Gedenke, R?diger, der hohen Eide dein
Von deiner steten Treue, wie du den Schaden mein
Immer wolltest r?chen und wenden all mein Leid.”
Da sprach der Markgraf: “Ich war euch immer dienstbereit.” (2217)
Etzel der Reiche hub auch zu flehen an.
Sie boten sich zu F??en beide vor den Mann,
Dass man den guten Markgraf in gro?em Unmut sah;
Der vielgetreue Recke, jammervoll begann er da: (2218)
“O weh mir Gottesarmen, dass ich erlebt den Tag!
Wo aller meiner Ehren ich mich begeben mag,
Aller Zucht und Treue, die Gott mir angebot;
O weh Gott vom Himmel, dass mirs nicht wenden will der Tod! (2219)
Welches ich nun lasse das andre zu begehn,
So ist doch immer b?slich und arg von mir geschehn:
Und wenn ich beides lasse, so schilt mich alle Welt.
Nun m?ge mich erleuchten der mich dem Leben gesellt!” (2220)
Da baten ihn so lange der K?nig und sein Weib,
Dass bald viel Degen mussten verlieren den Leib
Unter R?dgers H?nden und selbst der Held erstarb.
Nun m?gt ihr bald vernehmen, welchen Jammer er erwarb. (2221)
Er wusste, dass nur Schaden und Unheil sein Gewinn.
Er h?tt es auch dem K?nig und der K?nigin
Gern versagen m?gen: Der Held besorgte sehr,
Schl?g er ihr einen, dass er der Welt ein Gr?uel w?r. (2222)
Da sprach zu dem K?nige der hochbeherzte Mann:
“Herr K?nig, nehmet wieder was ich von euch gewann,
Das Land mit den Burgen; bei mir soll nichts bestehn:
Ich will auf meinen F??en hinaus in das Elend gehn. (2223)
* “Ledig alles gutes r?um ich euer Land,
Mein Weib und meine Tochter nehm ich an die Hand,
Eh ich so ohne Treue entgegen ging' dem Tod:
Das hie? auf ?ble Weise verdienen euer Gold so rot.” (2224)
Da sprach der K?nig Etzel: “Wer aber helfe mir?
Mein Land samt den Leuten, das alles geb ich dir,
Dass du mich r?chest, R?diger, an den Feinden mein:
Du sollst an meiner Seiten ein gewaltger K?nig sein.” (2225)
Da sprach wieder R?diger: “Wie darf ich ihnen schaden?
Heim zu meinem Hause hab ich sie geladen;
Pflege, Trank und Speise ich ihnen g?tlich bot,
Dazu meine Gabe; und soll ich sie nun schlagen tot? (2226)
Die Leute m?gen w?hnen, ich sei zu verzagt.
Keiner meiner Dienste war ihnen je versagt,
Den F?rsten wohlgeboren und ihrem ganzen Bann:
Nun reut mich die Freundschaft, die ich an ihnen gewann. (2227)
“Geiselher dem Degen gab ich die Tochter mein.
Sie konnt auf Erden nimmer besser verwendet sein,
Seh ich auf Zucht und Ehre, auf Treue oder Gut:
Nie war ein junger K?nig von so tugendreichem Mut.” (2228)
Da sprach wieder Kriemhild: “Viel edler R?diger,
Nun lass dich erbarmen unsres Leids Beschwer,
Mein und auch des K?nigs: Gedenke wohl daran,
Dass kein Wirt auf Erden so leide G?ste noch gewann.” (2229)
Da sprach der Markgraf zu der K?nigin hehr:
“Heut muss mit dem Leben entgelten R?diger
Was ihr und auch der K?nig mir Liebes habt getan.
Daf?r muss ich nun sterben: Es steht nicht l?nger mehr an. (2230)
“Ich wei? wohl, dass noch heute meine Burgen und mein Land
Euch ledig werden m?ssen von dieser Helden Hand:
So befehl ich eurer Gnade mein Weib und auch mein Kind
Und all die Heimatlosen, die dort zu Bechlaren sind.” (2231)
“Nun lohne Gott dir, R?diger!”, der K?nig sprach da so:
Er und auch die K?nigin, sie wurden beide froh.
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Ward von Hagens Schwerte da gar ?bel wund:
Durch Helm und Schildrand drang es, er ward nicht wieder gesund. (2129)
Als der Degen Iring der Wunde ward gewahr,
Deckt' er mit dem Schilde den Helm ganz und gar.
Ihn deuchte voll der Schaden, den er von ihm gewann;
Bald tat ihm aber gr??ern der Degen noch in Gunthers Bann. (2130)
Einen Wurfspie? Hagen vor seinen F??en sah;
Auf Iring den D?nen schoss der Degen da,
Dass ihm die Stange aus dem Haupte stand:
Der Recken Hagen hatt ihm ein grimmes Ende gesandt. (2131)
Iring musste wieder zu den D?nen fliehn.
Eh man dem Degen konnte den Helm vom Haupte ziehn
Und ihn vom Speer befreien, erschien ihm schon der Tod.
Da weinten seine Freunde, es zwang sie wahrhafte Not. (2132)
Da kam die K?nigstochter auch zu ihm heran:
Iring den starken hub sie zu klagen an;
Sie beweinte seine Wunden, es war ihr grimmig leid.
Da sprach vor seinen Freunden dieser Recke k?hn im Streit: (2133)
“Lasst die Klage bleiben, viel hehre K?nigin.
Was hilft eurer Weinen? Mein Leben muss dahin
Schwinden aus den Wunden, die an mir offen stehn:
Der Tod will mich nicht l?nger euch und Etzeln dienen sehn.” (2134)
Zu Th?ringern und D?nen sprach er hingewandt:
“Die Gaben, so die K?nigin euch beut, soll eure Hand
Nicht zu erwerben trachten, ihr lichtes Gold so rot:
Und besteht ihr Hagen, so m?sst ihr schauen den Tod.” (2135)
Seine Farbe war erblichen, des Todes Zeichen trug
Iring der k?hne; ihnen war es leid genug.
Er konnte nicht gefunden der Held in Hawarts Lehn:
Da musst es an ein Streiten von den D?nenhelden gehn. (2136)
Irnfried und Hawart sprangen vor den Saal
Wohl mit tausend Helden: einen ungest?men Schall
Vernahm man allenthalben, kr?ftig und gro?.
Hei! Was man scharfer Speere auf zu den Burgonden schoss! (2137)
Irnfried der K?hne lief den Spielmann an,
Daher er gro?en Schaden von seiner Hand gewann:
Der edle Fiedelspieler den Landgrafen schlug
Durch den Helm den festen: Wohl war er grimmig genug. (2138)
Da schlug dem k?hnen Spielmann Irnfried einen Schlag,
Dass er des Panzers Ringe dem Helden zerbrach,
Und sich sein Harnisch f?rbte von Funken feuerrot:
Dennoch fiel der Landgraf von dem Spielmann in den Tod. (2139)
Zusammen waren Hagen und Hawart gekommen.
Da mochte Wunder schauen wer es wahrgenommen.
Die Schwerter fielen kr?ftig den Helden an der Hand:
Da musste Hawart sterben vor dem aus Burgondenland. (2140)
Die Th?ringer und D?nen sahn ihres Herren Tod:
Da hob sich vor dem Hause eine furchtbare Not;
Eh sie die T?r gewannen mit kraftreicher Hand,
Da ward noch verhauen mancher Helm und Schildesrand. (2141)
“Weichet,” sprach da Volker, “lasst sie zum Saale gehn;
Was sie im Sinne haben kann dennoch nicht geschehn.
Sie m?ssen all ersterben hier in kurzer Zeit:
Sie ernten mit dem Tode was ihnen Kriemhilde beut.” (2142)
Als die ?berm?tigen drangen in den Saal,
Da wurde manchem Helden das Haupt geneigt zu Tal,
Dass er ersterben musste von ihren starken Schl?gen.
Wohl stritt der k?hne Gernot, so tat auch Geiselher der Degen. (2143)
Tausend und Viere, die kamen in das Haus:
Da h?rte man erklingen den hellen Schwertersaus.
Bald wurden doch die Recken alle drin erschlagen:
Man mochte gro?e Wunder von den Burgonden sagen. (2144)
Da gab es eine Stille, als der L?rm verscholl!
Das Blut allenthalben durch die L?cken quoll
Zu den Rinnsteinen von den toten Degen:
Das taten die vom Rheine mit ihren kr?ftigen Schl?gen. (2145)
Da sa?en wieder ruhend die aus Burgondenland;
Sie legten mit den Waffen die Schilde von der Hand.
Da stand noch vor dem Hause der k?hne Fiedelmann,
Erwartend ob noch jemand zum Streite z?ge heran. (2146)
Der K?nig klagte heftig, dazu die K?nigin;
M?gdelein und Frauen h?rmten sich den Sinn.
Der Tod, w?hn ich, hatte sich wider sei verschworen;
Drum gingen durch die G?ste noch viel der Recken verloren. (2147)
36. Abenteuer
Wie die K?nigin den Saal verbrennen lie?
“Nun bindet ab die Helme;” sprach Hagen der Degen,
“Ich und mein Geselle der Wache wollen pflegen:
Versuchen es noch einmal die in Etzels Bann,
So warn ich meine Herren so schnell als ich immer kann.” (2148)
Da band den Helm vom Haupte mancher Ritter gut;
Sie setzten auf die Wunden sich nieder, die ins Blut
Waren zum Tode von ihrer Hand gekommen:
Da ward der edeln G?ste mit Erbittrung wahrgenommen. (2149)
Noch vor dem Abend schuf der K?nig hehr
Und Kriemhild die K?nigin, dass es der Helden mehr
Von Heunland noch versuchten; man sah vor ihnen stehn
Wohl noch zwanzigtausend: Die mussten nun zum Streite gehn. (2150)
Da hob ein hartes St?rmen auf zu den G?sten an.
Dankwart, Hagens Bruder, dieser schnelle Mann,
Sprang von seinen Herren zu den Feinden vor die T?r:
Man w?hnt', er sei erstorben, doch kam er heil noch hinf?r. (2151)
Das harte Streiten w?hrte bis es die Nacht benahm.
Da wehrten sich die G?ste wie Helden lobesam
Wider Etzels Recken den sommerlangen Tag:
Hei! Wie da vor ihnen manch guter Degen erlag! (2152)
Zu einer Sonnenwende geschah der gro?e Mord:
Ihres Herzens Jammer r?chte Kriemhild dort
An ihren n?chsten Freunden und noch an manchem Mann,
Wodurch der K?nig Etzel nie wieder Freude gewann. (2153)
* Sie hatte nicht gesonnnen auf solche M?rderschlacht:
Als sie den Streit begonnen hatte sie gedacht,
Hagen sollt alleine dabei sein Ende sehn;
Da schuf der b?se Teufel, ?ber alle musst es ergehn. (2154)
Der Tag war zerronnen; ihnen schuf die Sorge Not.
Sie gedachten, wie doch besser w?r ein kurzer Tod
Als sich so lang zu qu?len in ungef?gem Leid:
Da w?nschten einen Frieden die stolzen Ritter allbereit. (2155)
Sie hatten, dass der K?nig zu ihnen w?rd gebracht.
Die Helden, rot von Blute, schwarz von der Eisentracht,
Traten aus dem Hause und die drei K?nge hehr.
Sie wussten nicht, wem klagen ihres gro?en Leids Beschwer. (2156)
Etzel und Kriemhilde, die kamen beide hek;
Das Land war ihnen eigen, drum mehrte sich ihr Heer.
Er sprach zu den G?sten: “Sprecht, was begehrt ihr mein?
Wollt ihr Frieden haben? Das k?nnte nun schwerlich sein (2157)
Nach so gro?em Schaden als ihr mir habt getan.
Ihr sollt es nicht genie?en so lang ich atmen kann:
Mein Kind, das ihr erschluget und viel der Freunde mein;
Frieden und S?hne soll euch daf?r geweigert sein.” (2158)
Antwort gab ihm Gunther: “Uns zwang die gro?e Not;
All mein Gesinde lag von dem deinen tot
An der Herberge: Verdient ich solchen Sold?
Ich kam zu dir auf Treue und w?hnte, du w?rst mir hold.” (2159)
Da sprach von Burgonden Geiselher das Kind:
“Ihr Helden K?nig Etzels, die noch am Leben sind,
Wes zeiht ihr mich, ihr Recken? Was hat ich euch getan,
Der ich die Fahrt so g?tlich zu diesem Lande begann?” (2160)
Sie sprachen: “Deiner G?te ist all die Veste voll
Mit Jammer, gleich dem Lande; wir g?nnten dir es wohl,
W?rst du nie gekommen von Wormes ?berrhein:
Durch dich ist ganz verwaiset das Land und durch die Br?der dein.” (2161)
Da sprach zu dem K?nige Gernot der Degen gut:
“So soll euch Gott gebieten, dass ihr die Lieb uns tut:
Erschlagt uns Heimatlose, und lasst uns zu euch gehn
Hinunter ins Freie, gewiss, das w?rd euch l?blich stehn. (2162)
“Was uns geschehn k?nne, das lasst bald ergehn:
Ihr habt so viel Gesunde, die d?rfen uns bestehn
Und geben uns vom Streite M?den leicht den Tod:
Wie lange sollen wir Recken bleiben in so grimmer Not?” (2163)
Von K?nig Etzels Recken w?r es fast geschehn,
Dass sie die Helden lie?en vor den Pallas gehn.
Als das Kriemhild h?rte, es war ihr grimmig leid;
Da war den Heimatlosen mit Nichten Friede bereit. (2164)
“Nicht doch, ziere Recken, worauf euch sinnt der Mut,
Ich will euch treulich raten, dass ihr das nimmer tut,
Dass ihr die Mordgiergen lasst vor den Saal;
Sonst m?ssen eure Freunde vor ihnen sterben zumal. (2165)
Und lebten nur alleine die Utens S?hne sind,
Und k?men meine edeln Br?der an den Wind,
Dass sie die Panzer k?hlten, ihr alle w?rt verloren:
Es wurden k?hnre Degen noch nie auf Erden geboren.” (2166)
Da sprach der junge Geiselher: “Viel sch?ne Schwester mein,
Wie mocht ich mich versehn, dass du mich ?berrhein
Hieher geladen h?ttest zu so gro?er Not?
Wodurch wohl verdient' ich hier bei den Heunen den Tod? (2167)
Getreu war ich dir immer, tat Leid dir nimmermehr:
Ich ritt auch in dem Wahne zu diesem Hofe her,
Du w?rest mir gewogen, viel liebe Schwester mein.
Nun schenk uns deine Gnade: Es kann doch anders nicht sein.” (2168)
“Ich schenk euch keine Gnade, Ungnad ich selbst gewann:
Mir hat von Tronje Hagen so gro?es Leid getan
Daheim, und hier zu lande erschlug er mir mein Kind:
Sie sollens all entgelten, die mit euch hergekommen sind. (2169)
Wollt ihr mir aber Hagen allein zum Geisel geben,
So will ichs nicht versagen, dass ich euch lasse leben,
Denn eure Schwester bin ich, der gleichen Mutter Kind:
So red ich um die S?hne mit den Helden, die hier sind.” (2170)
“Verh?t es Gott vom Himmel,” sprach da Gernot,
“Und w?ren unser tausend, wir wollten alle tot
Vor deinen Freunden liegen eh wir den einen Mann
Dir als Geisel g?ben: Das wird nimmer getan.” (2171)
“Wir m?ssen doch ersterben,” sprach da Geiselher,
“So soll uns niemand scheiden von ritterlicher Wehr.
Wer gerne mit uns f?chte, wir sind noch immer hie:
Verriet ich meine Treue an einem Freunde doch nie.” (2172)
Da sprach der k?hne Dankwart: “Wie ziemte Schweigen mir?
Es steht mein Bruder Hagen noch nicht alleine hier.
Die uns Frieden weigern, m?gens noch beklagen:
Ihr sollt es inne werden: Das will ich wahrlich euch sagen.” (2173)
Da sprach die K?nigstochter: “Ihr Helden allbereit,
Nun geht der Stiege n?her und r?chet unser Leid,
Das will ich euch vergelten wie ich billig soll:
Den ?bermut Hagens, den benehm ich ihm wohl. (2174)
“L?sst keinen aus dem Hause der Degen allzumal.
So lass ich an vier Enden z?nden an den Saal:
So wird noch wohl gerochen all mein Herzeleid.”
K?nig Etzels Recken sah man bald dazu bereit. (2175)
Dir noch drau?en standen trieb man in den Saal
Mit Schl?gen und mit Sch?ssen; da gab es lauten Schall
Doch wollten sich nicht scheiden die F?rsten und ihr Heer:
Sie lie?en von der Treue zueinander nun nicht mehr. (2176)
Den Saal in Brand zu stecken gebot da Etzels Weib.
Da qu?lte man den Helden mit Feuersglut den Leib.
Das Haus vom Wind ergriffen geriet in hohen Brand:
Solcher Schrecken wurde wohl niemals Helden bekannt. (2177)
Darinnen riefen viele: “O weh dieser Not!
Da m?chten wir ja lieber im Sturme liegen tot.
Das m?ge Gott erbarmen; wie verlieren wir den Leib!
Wie grimmig r?cht ihr Z?rnen an uns des K?niges Weib!” (2178)
Da sprach darinnen einer: “Wir finden hier den Tod.
Was hat der Gru? geholfen, den uns der K?nig bot?
Mir tut vor starker Hitze der Durst so grimmig weh,
Ich f?rchte, mein Leben in diesen N?ten zergeh!” (2179)
Da begann von Tronje Hagen, der Ritter gut:
“Wen der Durst bezwingen will, der trinke hier das Blut,
Das ist in solcher Hitze besser noch als Wein;
Zu essen und zu trinken kann hier nichts anderes sein.” (2180)
Hinging der Recken einer, wo er einen Toten fand,
Er kniet' ihm zu der Wunde, den Helm er nieder band;
Da hub er an zu trinken das flie?ende Blut:
So wenig ers gewohnt war, er fand es k?stlich und gut. (2181)
“Nun lohn euch Gott, Herr Hagen,” sprach der m?de Mann,
“Dass ich durch eure Lehre so guten Trunk gewann:
Man schenkte mir noch selten einen bessern Wein.
Leb ich noch eine Weile, ich will euch stets gewogen sein.” (2182)
Als das die andern h?rten, es d?nkte ihn so gut,
Da kamen ihrer viele und tranken auch das Blut.
Davon gewann viel Kr?fte der guten Helden Leib:
Das entgalt an lieben Freunden bald manches waidliche Weib. (2183)
Das Feuer fiel gewaltig auf sie in den Saal:
Sie wandten mit den Schilden es von sich ab im Fall.
Der Rauch und auch die Hitze schmerzten sie gar sehr:
Also gro?er Jammer geschieht wohl Helden nimmer mehr. (2184)
Da sprach von Tronje Hagen: “Stellt euch an die Wand;
Lasst nicht die Br?nde fallen auf eurer Helme Band,
Und tretet mit den F??en sie tiefer in das Blut:
Eine ?ble Hochzeit ist es, zu der die K?nigin uns lud.” (2185)
Unter solchen N?ten zerronnen war die Nacht:
Noch hielt vor dem Hause der k?hne Spielmann Wacht
Und Hagen sein Geselle, gelehnt auf Schildesrand,
Noch gr??ern Leids gew?rtig vor denen aus Etzels Land. (2186)
* Dass der Saal gew?lbt war, half den G?sten sehr.
Dadurch bleiben ihrer am Leben desto mehr;
Nur dass sie an den Fenstern vom Feuer litten Not.
Da wehrten sich die Degen wie Mut und Ehre gebot. (2187)
Da sprach der Fiedelspieler: “Nun lasst uns in den Saal,
So w?hnen wohl die Heunen, wir seien allzumal
Von der Qual erstorben, die sie uns angetan:
Dann kommen doch noch manche zum Streit mit ihnen heran.” (2188)
Da sprach von Burgonden Geiselher das Kind:
“Mich d?nkt, es wolle tagen, sich hebt ein k?hler Wind.
Nun lass uns Gott vom Himmel noch liebre Zeit erleben!
Eine arge Hochzeit hat uns meine Schwester Kriemhild gegeben.” (2189)
Da sprach wieder einer: “Ich f?hle schon den Tag.
Wenn es denn uns Degen nicht besser werden mag,
So waffnet euch, ihr Recken, und wahret euern Leib:
Wohl naht uns ehstens wieder hier des K?nig Etzel Weib.” (2190)
Der Wirt mochte w?hnen, die G?ste w?ren tot
Von ihren Drangsalen und von des Feuers Not:
Da lebten drin so k?hner noch sechshundert Mann,
Dass wohl nie ein K?nig bessre Degen gewann. (2191)
Der Heimatlosen H?ter hatten wohl gesehn,
Dass noch die G?ste lebten, was ihnen auch geschehn
Zu Schaden war und Leibe, den Herrn und ihrem Lehn:
Man sah sie wohl geborgen im Saale auf und nieder gehn. (2192)
Man sagte Kriemhilden, noch viele lebten drin.
“Wie w?re das m?glich,” sprach die K?nigin,
“Dass noch einer lebte nach solcher Feuersnot?
Lieber will ich glauben, sie starben alle den Tod.” (2193)
Noch w?nschten zu entkommen die F?rsten und ihr Lehn,
Wenn noch jemand Gnade an ihnen lie? ergehn.
Die konnten sie nicht finden in der Heunen Land:
Da r?chten sie ihr Sterben mit gar williger Hand. (2194)
Noch fr?h am selben Morgen man ihnen Gr??e bot
Mit lautem Kriegsrufe: Wohl schuf das Helden Not.
Zu ihnen aufgeschossen ward mancher starke Speer:
Wie ritterlich sich wehrten diese Recken k?hn und hehr! (2195)
Dem Heergesinde Etzels war erregt der Mut,
Dass sie verdienen wollten Frau Kriemhildens Gut
Und alles willig leisten was der F?rst gebot:
Da musste mancher balde von ihnen schauen den Tod. (2196)
Man mochte von Verhei?en und Gaben Wunder sagen.
Sie lie? ihr Gold, das rote, auf Schilden vor sie tragen:
Sie gab es jedem willig, der es wollt empfahn.
Nie wurden wider Feinde so gro?e Sch?tze vertan. (2197)
Da traten in den Waffen viel Recken vor die T?r.
Da sprach der k?hne Volker: “Wir sind noch immer hier:
So gerne sah ich Helden zum Streite nimmer kommen
Als die das Gold des K?nigs und zu verderben genommen.” (2198)
Was soll ich weiter sagen? Wohl zw?lfhundert Degen
Versuchtens hin und wieder mit starken Schwertesschl?gen.
Da k?hlten mit den Wunden die G?ste wohl den Mut.
Kein Friede war zu hoffen, drum sah man flie?en das Blut (2199)
Aus tiefen Todeswunden, deren wurden viel geschlagen.
Nach seinen Freunden h?rte man jeglichen klagen;
Die K?hnen starben alle dem reichen K?nig hehr:
Da hatten liebe Freunde nach ihnen Leid und Beschwer. (2200)
37. Abenteuer
Wie R?diger erschlagen ward
Die Heimatlosen hatten am Morgen viel getan.
Der Gemahl Gotlindens kam zu Hof heran
Und sah auf beiden Seiten des gro?en Leids Beschwer:
Dar?ber weinte inniglich der vielgetreue R?diger. (2201)
“O weh, dass ich das Leben,” sprach der Held, “gewann,
Und diesem gro?en Jammer nun niemand wehren kann.
So gern ich Frieden sch?fe, der K?nig gehts nicht ein,
Da ihm das Unheil st?rker, immer st?rker bricht herein.” (2202)
Zu Dietrichen sandte der gute R?diger,
Ob sie's noch k?nnten wenden bei dem K?nig hehr?
Da entbot ihm der von Berne: “Wer m?chte widerstehn?
Es will der K?nig Etzel keine S?hne mehr sehn.” (2203)
Da sah ein Heunenrecke R?digern da stehn
Mit weinenden Augen, wie er ihn oft gesehn.
Er sprach zu der K?nigin: “Nun seht doch, wie er steht,
Den der K?nig Etzel vor allen andern hat erh?ht, (2204)
“Und dem doch alles dienet, die Leute wie das Land.
Wie sind so viel der Burgen an R?diger gewandt,
Deren er so manche von dem K?nig haben mag!
Er schlug in diesem Sturme noch keinen l?blichen Schlag. (2205)
“Mich d?nkt, ihn k?mmert wenig was uns hier geschieht,
Wenn er nach seinem Willen bei sich die F?lle sieht.
Man r?hmt, er w?re k?hner als jemand m?ge sein:
Das hat uns schlecht bewiesen in dieser Not der Augenschein.” (2206)
Mit traurigem Mute der vielgetreue Mann,
Als er die Rede h?rte, sah er den Heunen an.
Er dachte: “Des entgiltst du; du sagst ich sei verzagt:
Da hast du deine M?re zu laut bei Hofe gesagt.” (2207)
Er zwang die Faust zusammen, da lief er ihn an,
Und schlug mit solchen Kr?ften den heunischen Mann,
Dass er ihm vor die F??e niederst?rzte tot.
Da war nur gemehrt noch dem K?nig Etzel die Not. (2208)
“Fahr hin, verzagter B?sewicht,” sprach da R?diger,
“Ich hatte doch des Leides genug und der Beschwer:
Dass ich hier nicht fechte, was r?gst du mir das?
Wohl tr?g auch in den G?sten mit Grunde feindlichen Hass, (2209)
“Und alles was ich k?nnte t?t ich ihnen an,
H?tt ich nicht hieher gef?hrt die in Gunthers Bann;
Doch war ich ihr Geleite in meines Herren Land:
Drum darf sie nicht bestreiten meine unselge Hand.” (2210)
Da sprach zum Markgrafen Etzel der K?nig hehr:
“Wie habt ihr uns geholfen, viel edler R?diger!
Wir hatten doch der Toten so viel in diesem Land,
Dass wir nicht mehr bedurften: Mit Unrecht schlug ihn eure Hand.” (2211)
Da sprach der edle Ritter: “Er beschwerte mir den Mut,
Und hat mir bescholten die Ehre wie das Gut,
Des ich aus deinen H?nden so gro?e Gaben nahm,
Was nun dem L?genbolde gar ?bel zustatten kam.” (2212)
Du kam die K?nigstochter, die hat es auch gesehn
Was von des Helden Zorne dem Heunen war geschehn:
Sie beklagt' es schmerzlich, ihre Augen wurden nass.
Sie sprach zu R?digeren: “Womit verdienten wir das, (2213)
Dass ihr mir und dem K?nig noch mehrt unser Leid?
Ihr habt uns, edler R?diger, gelobt allezeit
Ihr wolltet f?r uns wagen die Ehre wie das Leben;
Auch h?rt ich viel der Recken den Preis des Mutes euch geben. (2214)
Ich mahn euch nun der Treue, die mir schwur eure Hand
Als ihr f?r Etzeln warbet, Ritter auserkannt:
Dass ihr mir dienen wolltet, bis an unsern Tod;
Des war mir armen Weibe noch nie so bitterlich Not.” (2215)
“Das ist ungelogen, ich schwur euch, edel Weib,
Ich wolle f?r euch wagen die Ehre wie den Leib;
Die Seele zu verlieren hab ich nicht geschworen.
Zu diesem Hofgelage bracht ich die F?rsten wohlgeboren.” (2216)
Sie sprach: “Gedenke, R?diger, der hohen Eide dein
Von deiner steten Treue, wie du den Schaden mein
Immer wolltest r?chen und wenden all mein Leid.”
Da sprach der Markgraf: “Ich war euch immer dienstbereit.” (2217)
Etzel der Reiche hub auch zu flehen an.
Sie boten sich zu F??en beide vor den Mann,
Dass man den guten Markgraf in gro?em Unmut sah;
Der vielgetreue Recke, jammervoll begann er da: (2218)
“O weh mir Gottesarmen, dass ich erlebt den Tag!
Wo aller meiner Ehren ich mich begeben mag,
Aller Zucht und Treue, die Gott mir angebot;
O weh Gott vom Himmel, dass mirs nicht wenden will der Tod! (2219)
Welches ich nun lasse das andre zu begehn,
So ist doch immer b?slich und arg von mir geschehn:
Und wenn ich beides lasse, so schilt mich alle Welt.
Nun m?ge mich erleuchten der mich dem Leben gesellt!” (2220)
Da baten ihn so lange der K?nig und sein Weib,
Dass bald viel Degen mussten verlieren den Leib
Unter R?dgers H?nden und selbst der Held erstarb.
Nun m?gt ihr bald vernehmen, welchen Jammer er erwarb. (2221)
Er wusste, dass nur Schaden und Unheil sein Gewinn.
Er h?tt es auch dem K?nig und der K?nigin
Gern versagen m?gen: Der Held besorgte sehr,
Schl?g er ihr einen, dass er der Welt ein Gr?uel w?r. (2222)
Da sprach zu dem K?nige der hochbeherzte Mann:
“Herr K?nig, nehmet wieder was ich von euch gewann,
Das Land mit den Burgen; bei mir soll nichts bestehn:
Ich will auf meinen F??en hinaus in das Elend gehn. (2223)
* “Ledig alles gutes r?um ich euer Land,
Mein Weib und meine Tochter nehm ich an die Hand,
Eh ich so ohne Treue entgegen ging' dem Tod:
Das hie? auf ?ble Weise verdienen euer Gold so rot.” (2224)
Da sprach der K?nig Etzel: “Wer aber helfe mir?
Mein Land samt den Leuten, das alles geb ich dir,
Dass du mich r?chest, R?diger, an den Feinden mein:
Du sollst an meiner Seiten ein gewaltger K?nig sein.” (2225)
Da sprach wieder R?diger: “Wie darf ich ihnen schaden?
Heim zu meinem Hause hab ich sie geladen;
Pflege, Trank und Speise ich ihnen g?tlich bot,
Dazu meine Gabe; und soll ich sie nun schlagen tot? (2226)
Die Leute m?gen w?hnen, ich sei zu verzagt.
Keiner meiner Dienste war ihnen je versagt,
Den F?rsten wohlgeboren und ihrem ganzen Bann:
Nun reut mich die Freundschaft, die ich an ihnen gewann. (2227)
“Geiselher dem Degen gab ich die Tochter mein.
Sie konnt auf Erden nimmer besser verwendet sein,
Seh ich auf Zucht und Ehre, auf Treue oder Gut:
Nie war ein junger K?nig von so tugendreichem Mut.” (2228)
Da sprach wieder Kriemhild: “Viel edler R?diger,
Nun lass dich erbarmen unsres Leids Beschwer,
Mein und auch des K?nigs: Gedenke wohl daran,
Dass kein Wirt auf Erden so leide G?ste noch gewann.” (2229)
Da sprach der Markgraf zu der K?nigin hehr:
“Heut muss mit dem Leben entgelten R?diger
Was ihr und auch der K?nig mir Liebes habt getan.
Daf?r muss ich nun sterben: Es steht nicht l?nger mehr an. (2230)
“Ich wei? wohl, dass noch heute meine Burgen und mein Land
Euch ledig werden m?ssen von dieser Helden Hand:
So befehl ich eurer Gnade mein Weib und auch mein Kind
Und all die Heimatlosen, die dort zu Bechlaren sind.” (2231)
“Nun lohne Gott dir, R?diger!”, der K?nig sprach da so:
Er und auch die K?nigin, sie wurden beide froh.
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