ihr Vater k?ssen: Da blickte sie ihn an:
Er d?uchte sie so furchtbar, sie h?tt es lieber nicht getan. (1714)
Doch musste sie es leisten wie ihr der Wirt gebot:
Gemischt ward ihre Farbe, bleich und wieder rot.
Sie k?sst' auch Dankwarten, darnach den Fiedelmann:
Seiner K?hnheit willen ward ihm das Gr??en getan. (1715)
Die junge Markgr?fin nahm bei der Hand
Geiselher den jungen von Burgondenland;
So nahm auch ihre Mutter Gunthern den k?hnen Mann.
Da gingen mit den Helden die Frauen fr?hlich hindann. (1716)
Der Wirt ging mit Gernoten in einen weiten Saal,
Die Ritter und die Frauen setzten sich zu Tal.
Da lie? man gleich den G?sten schenken guten Wein:
Besser mochten Helden nimmer wohl empfangen sein. (1717)
Mit liebem Blick der Augen sah da mancher an
R?digers Tochter, die war so wohlgetan.
Wohl kos't in seinem Sinne sie mancher Ritter gut:
Das mochte sie verdienen; sie trug gar hoch ihren Mut. (1718)
Sie dachten was sie wollten; doch konnt es nicht geschehn.
Man sah die guten Ritter hin und wieder sp?hn
Nach M?gdelein und Frauen; deren sa?en da genug.
Dem Wirt geneigten Willen der edle Fiedeler trug. (1719)
Da wurden sie geschieden wie Sitte war im Land:
Zu andern Zimmern gingen Ritter und Fraun zur Hand.
Man richtete die Tische in dem Saale weit
Und war den fremden G?sten zu allen Diensten bereit. (1720)
Den G?sten ging zu Ehren die edle Markgr?fin
Mit ihnen zu den Tischen; die Tochter lie? sie drinn
Bei den M?gdlein weilen, wo sie nach Sitte blieb:
Dass sie die nicht mehr sahen, das war den G?sten nicht lieb. (1721)
Als man getrunken hatte und gespeiset ?berall,
Da f?hrte man die Sch?nen wieder in den Saal.
Anmutge Reden wurden nicht gescheut,
Viel sprach deren Volker, ein Degen k?hn und allbereit. (1722)
Da sprach unverhohlen derselbe Fiedelmann:
“Viel reicher Markgraf, Gott hat an euch getan
Nach allen seinen Gnaden: Hat er euch doch gegeben
Ein Weib, ein so recht sch?nes, dazu ein wonnigliches Leben. (1723)
“Wenn ich ein K?nig w?re,” sprach der Fiedelmann,
“Und sollte Krone tragen, zum Weibe n?hm ich dann
Eure sch?ne Tochter: Die w?nschte sich mein Mut:
Sie ist minniglich zu schauen, dazu edel und gut.” (1724)
* Da sprach der Markgraf: “Wie m?chte das wohl sein,
Dass je ein F?rst begehrte der leiben Tochter mein?
Wir sind hier beide fremde, ich und auch mein Weib;
Was hilft die gro?e Sch?ne an der guten Jungfrau Leib?” (1725)
Da versetzte Gernot, der edle Degen gut:
“Und w?hlt ich eine Traute nach meines Herzens Mut,
So w?r ich solches Weibes von ganzer Seele froh.”
Da antwortet' ihm Hagen mit adliger Sitte so: (1726)
“Nun soll sich doch beweiben mein Herre Geiselher:
Es ist so hohen Stammes die Markgr?fin hehr,
Dass wir ihr gerne dienten, ich und sein ganzes Lehn,
Sollte sie unter Krone bei den Burgonden gehn.” (1727)
Diese Rede d?uchte R?digern gut,
Und auch Gotelinden; wohl freute sich ihr Mut.
Da schufen es die Helden, dass sie zum Weibe nahm
Geiselher der edle; der K?nig durft es ohne Scham. (1728)
Soll ein Ding sich f?gen, wer kann ihm widerstehn?
Man lie? die Jungfraue hin zu Hofe gehn.
Da schwur man ihm zu geben das wonnigliche Weib;
Da gelobt' auch er zu minnen ihren minniglichen Leib. (1729)
Man beschied der Jungfrau Burgen und auch Land.
Da sicherte mit Eiden des edeln K?nigs Hand
Und Gernot der Degen, es werde so getan.
Da sprach der Markgraf: “Da ich des Landes nicht gewann, (1730)
So will ich euch in Treuen immer bleiben hold.
Ich gebe meiner Tochter an Silber und an Gold
Was hundert Saumrosse nur immer m?gen tragen,
Dass es diesen Helden nach Ehren m?ge behagen.” (1731)
Da wurden nach der Sitte in einen Kreis gestellt
Die beiden Anverlobten. Mancher junge Held
Mit fr?hlichem Mute stand ihr da entgegen,
Er gedachte in seinem Sinne wie noch die Jungen gerne Pflegen. (1732)
Als nun begann zu fragen die minnigliche Maid
Ob sie den Recken wolle, zum Teil war es ihr leid;
Doch dachte sie zu nehmen den waidlichen Mann.
Sie sch?mte sich der Frage, wie manche Maid hat getan. (1733)
Ihr riet ihr Vater R?diger, dass sie spr?che ja,
Und dass sie gern ihn n?hme: Wie schnell war er da
Mit seinen wei?en H?nden, womit er sie umschloss,
Gieselher der Junge! Wie wenig sie ihn doch genoss! (1734)
Da sprach der Markgraf: “Ihr edeln K?nge reich,
Wenn ihr nun wiederkehret beim in euer Reich,
Wie es doch bald geschiehet, so geb ich euch die Magd,
Dass ihr sie mit euch f?hret.” Also ward es zugesagt. (1735)
Der Schall, den man h?rte, der musste nun vergehn.
Man lie? die Jungfrauen zu ihren Kammern gehn,
Und auch die G?ste schlafen und ruhn bis an den Tag.
Da schuf man ihnen Speise; der Wirt sie g?tlich verpflag. (1736)
Nach dem Imbiss wollten sie von dannen fahren
Zu der Heunen Lande: “Davor will ich euch wahren,”
Sprach der edle Markgraf, “ihr sollt noch hier bestehn;
So liebe G?ste hab ich lange nicht bei mir gesehn.” (1737)
Da versetzte Dankwart: “Herr, das kann nicht sein:
Wo n?hmet ihr die Speise, das Brot und auch den Wein,
Das ihr doch haben m?sstet f?r so manchen Mann?”
Als der Wirt das h?rte, stand ihm die Rede nicht an. (1738)
“Meine lieben Herren, ihr d?rft mirs nicht versagen.
Ich habe noch die Speise zu vierzehn Tagen
F?r euch und das Gesinde, das mit euch hergekommen:
Mir hat der K?nig Etzel noch gar selten was genommen.” (1739)
Wie sie sich weigern mochten, sie mussten da bestehn
Bis an den vierten Morgen. Wohl mochte da geschehn
Durch des Wirtes Milde was ferne ward bekannt:
Er gab seinen G?sten beides, Ross und Gewand. (1740)
Nicht l?nger konnt es w?hren, sie mussten dannen fahren:
R?diger der k?hne konnte wenig sparen
Vor seiner gro?en Milde: Was jemand nur begehrt,
Das versagt' er niemand, sie sahn sich alle hoch geehrt. (1741)
Ihr edel Ingesinde brachte vor das Tor
Viel geschirrter Rosse; es wartete davor
Mancher fremde Recke, den Schild an seiner Hand,
Weil sie reiten wollten K?nig Etzeln in das Land. (1742)
Der Wirt bot seine Gaben den Degen allzumal
Eh die edeln G?ste kamen vor den Saal;
Er mochte wohl mit Ehren in hoher Milde leben.
Seine sch?ne Tochter hatt er Geiselhern gegeben; (1743)
Da gab er Gernoten eine Waffe gut genug,
Die hernach in St?rmen der Degen herrlich trug.
Ihm g?nnte wohl die Gabe des Markgrafen Weib;
Doch verlor R?diger davon noch Leben und Leib. (1744)
Da gab er K?nig Guntern, dem Helden ohne Gleich,
Was wohl mit Ehren f?hrte der edle K?nig reich,
Ob er selten Gab empfangen, ein gutes Streitgewand;
Da neigte sich der K?nig vor des milden R?dger Hand. (1745)
Da bot Frau Goteline, sie durft es ohne Scham,
Auch Hagen holde Gabe: Da sie der K?nig nahm,
So sollt auch er nicht fahren zu dem Hofgelag
Ohn ihr Angebinde: Der Held jedoch widersprach. (1746)
“Alles was ich je gesehn,” so sprach da Hagen,
“So w?nscht ich nichts weiter von hier hinweg zu tragen
Als den Schild, der dorten h?nget an der Wand:
Den m?cht ich gerne f?hren K?nig Etzeln in das Land.” (1747)
Als Hagen seine Bitte der Markgr?fin getan,
Die ihres Leids sie mahnte, das Weinen kam ihr an.
Da dachte sie mit Schmerzen an ihres Nudung Tod,
Den Wittich hat erschlagen; das schuf ihr Jammer und Not. (1748)
Sie sprach zu dem Degen: “Den Schild will ich euch geben.
O wollte Gott im Himmel, dass der noch d?rfte leben,
Der einst ihn hat getragen! Er fand im Kampf den Tod.
Ich muss ihn stets beweinen, das schafft mir armen Weibe Not!” (1749)
Da erhob sich von dem Sitze die Markgr?fin mild,
Mit ihren wei?en H?nden nahm sie herab den Schild
Und trug ihn hin zu Hagen: Der nahm ihn an die Hand.
Die Gabe war mit Ehren an den Recken gewandt. (1750)
Ein Wulst von lichtem Zeuche auf seinen Farben lag:
Bessern Schild als diesen beschien noch nie der Tag.
Er war besetzt mit Steinen: H?tt ihn wer begehrt
Zu kaufen, nach den Kosten war er wohl tausend Marken wert. (1751)
Den Schild wegzubringen befahl da Hagen an.
Da kam sein Bruder Dankwart auch zu Hof heran:
Dem gab reicher Kleider R?dgers Kind genug,
Die er bei den Heunen mit vielen Freuden noch trug. (1752)
All die reiche Gabe, die sie hier genommen,
Es w?r davon kein Flitter in ihre Hand gekommen,
Wars nicht dem Wirt zu Liebe, der es so g?tlich bot.
Sie wurden ihm so feind hernach, dass sie ihn schlagen mussten tot. (1753)
Da hatte mit der Fiedel Volker der schnelle Held
Sich hin vor Gotelinde z?chtiglich gestellt.
Er geigte s??e T?ne und sang dazu sein Lied:
So nahm er seinen Urlaub, als er von Bechlaren schied. (1754)
Sich lie? die Markgr?fin eine Lade n?her tragen.
Von freundlicher Gabe m?gt ihr nun h?ren sagen:
Sie nahm daraus zw?lf Spangen und schob sie ihm an die Hand:
“Die sollt ihr hinnen f?hren K?nig Etzeln in das Land, (1755)
Und sollt sie mir zu Leibe dort am Hofe tragen:
Wenn ihr wiederkehret, dass man mir m?ge sagen,
Wie ihr mir habt gedienet bei dem Hofgelagt.”
Wohl nach der Frauen Wunsche tat der Degen hernach. (1756)
Der Wirt sprach zu den G?sten: “Nun m?gt ihr sicher fahren;
Ich selbst will euch geleiten und vor Raub bewahren,
Dass ihr auf der Stra?e nicht werdet angerannt.”
Seine Saumrosse, die belud man gleich zur Hand. (1757)
Der Wirt war reisefertig nebst f?nfhundert Mann
Mit Rossen und mit Kleidern. Da f?hrt' er seinen Bann
Zu dem Hofgelage von dannen wohlgemut:
Nach Bechlaren kehrte nicht einer von den Rittern gut. (1758)
Mit minniglichen K?ssen der Wirt von dannen schied,
Also tat auch Geiselher, wie ihm die Treue riet.
Sie herzten sch?ne Frauen mit liebendem Umfahn:
Das mussten bald beweinen viel Jungfrauen wohlgetan. (1759)
Da wurden allenthalben die Fenster aufgetan:
Zu den Rossen eilte der Wirt mit seinem Bann.
Sie f?hlten wohl im Herzen voraus ihr herbes Leid.
Da weinten viel der Frauen und manche waidliche Maid. (1760)
Nach ihren lieben Freunden weinten manche sehr,
Die sie zu Bechlaren ersahen nimmermehr:
Doch ritten sie mit Freuden von hinnen auf den Sand,
An der Donau nieder bis an das heunische Land. (1761)
Da sprach zu den Burgonden der Ritter k?hn und hehr,
R?diger der edle: “Nun darf nicht l?nger mehr
Verhohlen sein die Kunde, dass wir nach Heunland kommen:
Es hat der K?nig Etzel nie so Liebes vernommen.” (1762)
Da ritt der schnelle Bote durchs ?streicherland:
Da ward es allenthalben den Leuten wohlbekannt,
Dass die Helden k?men von Wormes ?ber Rhein.
Des K?nigs Ingesinde, dem konnt es lieber nicht sein. (1763)
Die Boten vordrangen mit den M?hren,
Dass die Nibelungen bei den Heunen w?ren.
“Du sollst sie wohl empfangen, Kriemhilde, Fraue mein:
Nach gro?en Ehren kommen dir die lieben Br?der dein.” (1764)
Kriemhild die Fraue ging an ein Fenster stehn
Und schaute nach den Br?dern, wie nach Freunden Freunde sehn.
Aus ihres Vaters Lande sah sie manchen Mann.
Als das der K?nig h?rte, der hob vor Lust zu lachen an. (1765)
“Nun wohl mir dieser Freude,” sprach da Kriemhild,
“Hier bringen meine Freunde gar manchen neuen Schild
Und Panzer gl?nzend helle: Wer nehmen will mein Gold,
Und meines Leids gedenken, dem will ich immer bleiben hold.” (1766)
28. Abenteuer
Wie Kriemhilde Hagen empfing
Als die Burgonden kamen in das Land,
Da erfuhr es von Berne der alte Hildebrand.
Er sagt es einem Herren: Es war ihm h?chlich leid;
Er hie? ihn wohl empfangen die Ritter k?hn und allbereit. (1767)
Da lie? der schnelle Wolfhart die Pferde f?hren her;
Da ritt mit Dietrichen mancher Degen hehr,
Der sie begr??en wollte, zu ihnen auf das Feld:
Sie hatten aufgeschlagen gar manches herrliche Zelt. (1768)
Als sie von Tronje Hagen von ferne reiten sah,
Wohl gezogen sprach er zu seinen Herren da:
“Nun hebt euch von den Sitzen, ihr Recken wohlgetan,
Und geht entgegen denen, die euch hier wollen empfahn. (1769)
“Dort kommt ein Heergesinde, das ist mir wohl bekannt:
Es sind viele schnelle Degen von Amelungenland,
Die f?hrt der von Berne, sie sind von hohem Mut:
Ihr sollt sie nicht verschm?hen, die Dienste, die man euch tut.” (1770)
Da sprang von den Rossen, so war es Fug und Recht,
Mit Dietrichen nieder mancher Herr und Knecht.
sie gingen zu den G?sten, als man die Helden fand;
Sie begr??ten freundlich die von der Burgonden Land. (1771)
Als sie der Degen Dietrich ihm entgegenkommen sah,
Nun m?gt ihr gerne h?ren was der Degen da
Sprach zu Utens S?hnen: Leid war ihm ihre Fahrt;
Er w?hnte, R?dgers w?sst es und h?tt es ihnen offenbart. (1772)
“Willkommen mir, ihre Herren, Gunther und Geiselher,
Gernot und Hagen, Herr Volker auch so sehr,
Und Dankwart der schnelle; ist euch das nicht bekannt?
Kriemhilde weint noch immer um den von Nibelungenland.” (1773)
“Sie mag noch lange weinen,” sprach dawider Hagen:
“Er liegt seit manchem Jahre schon zu Tod erschlagen.
Den K?nig von den Heunen mag sie nun lieber haben:
Siegfried kommt nicht wieder, er ist nun lange begraben.” (1774)
“Siegfriedens Wunden, die lassen wir nun stehn:
So lang Kriemhilde lebet, mag Schade wohl geschehn.”
So redete von Berne der Degen Dieterich:
“Trost der Nibelungen, davor so h?te du dich!” (1775)
“Wie soll ich mich beh?ten?”, sprach der K?nig hehr,
“Etzel sandt uns Boten; was sollt ich fragen mehr?
Dass wir zu ihm sollten reiten in das Land.
Auch hat uns manche M?re meine Schwester Kriemhild gesandt.” (1776)
“So will ich euch raten,” sprach wieder Hagen,
“Lasst euch diese M?re doch zu Ende sagen,
Von Dieterich dem Herren und seinen Helden gut,
Damit wir wissen m?gen der Frau Kriemhilde Mut.” (1777)
Da gingen die drei K?nige und sprachen unter sich,
Herr Gunther und Gernot und auch Herr Dieterich:
“Nun sag uns, von Berne du edler Ritter gut,
Was du wissen m?gest von der K?nigin Mut.” (1778)
Da sprach der Vogt von Berne: “Was soll ich euch sagen?
Als dass ich alle Morgen weinen h?r und klagen
Die K?nigin Kriemhilde in j?mmerlicher Not
Zum reichen Gott vom Himmel um des starken Siegfried Tod.” (1779)
“Es ist nun nicht zu wenden,” sprach der k?hne Mann,
Volker der Fiedler, “was ihr uns kund getan:
Lasst uns zu Hofe reiten und einmal dort besehn
Was uns schnellen Degen bei den Heunen m?ge geschehn.” (1780)
Die k?hnen Burgonden hin zu Hofe ritten:
Sie kamen stolz gezogen nach ihres Landes Sitten.
Da wollte bei den Heunen gar mancher k?hne Mann
Von Tronje Hagen schauen, wie der wohl w?re getan. (1781)
Es war durch die Sage dem Volk bekannt genug,
Dass er von Niederlanden Siegfrieden schlug,
Aller Recken St?rksten, Frau Kriemhildens Mann;
Drum wurde gro?es Fragen bei Hof nach Hagen getan. (1782)
Der Held war wohl gewachsen, das ist sicher wahr,
Von Schultern breit und Br?sten, gemischt war sein Haar
Mit einer greisen Farbe, von Beinen war er lang
Und schrecklich von Gesichte, er hatte herrlichen Gang. (1783)
Da schuf man Herberge den Burgonden-Degen;
Gunthers Ingesinde lie? man gesondert legen.
Das riet die K?nigstochter, die ihm viel Hasses trug;
Daher man bald die Knechte in der Herberg erschlug. (1784)
Dankwart, Hagens Bruder, der war Marschall;
Der K?nig sein Gesinde ihm flei?ig anbefahl,
Dass er es wohl verpflege und ihm gebe genug:
Der Held von Burgonden ihm geneigten Willen trug. (1785)
Kriemhild die sch?ne mit dem Gesinde ging,
Wo sie die Nibelungen mit falschem Mut empfing;
Sie k?sste Geiselheren und nahm ihn bei der Hand.
Als Hagen das erschaute, den Helm er fester ?berband. (1786)
“Nach so getanem Gru?e,” sprach Hagen deswegen,
“M?gen sich bedenken diese schnellen Degen:
Man empf?ngt die F?rsten ungleich und der F?rsten Bann;
Eine schlimme Reise haben wir zu dieser Hochzeit getan.” (1787)
Sie sprach: “Seid willkommen dem der euch gern empf?ht;
Eurer Freundschaft willen kein Gru? an euch ergeht.
Sagt, was ihr mir bringet von Wormes ?berrhein,
Dass ihr mir so h?chlich hier willkommen solltet sein?” (1788)
“Was sind das f?r M?ren,” sprach Hagen dagegen,
“Dass euch Gaben sollten bringen diese Degen?
Da ich so reich euch wusste und kannte eure Macht,
Wie h?tt ich meine Gabe zu den Heunen wohl gebracht?” (1789)
“Nun frag ich um die M?re weiter bei euch an:
Den Hort der Nibelungen, wohin ihr den getan?
Der war ja doch mein eigen, das ist euch wohlbekannt:
Den h?ttet ihr mir sollen bringen her in Etzels Land.” (1790)
Meine Frau Kriemhilde, wahrlich schon mancher Tag war da,
Den Hort der Nibelungen, seit ich den nicht sah,
Den lie?en meine Herren versenken in den Rhein:
Da muss er auch in Wahrheit bis zum j?ngsten Tage sein.” (1791)
Da sprach die K?nigin wieder: “Ich hatt es wohl gedacht,
Ihr habt mir noch wenig davon hieher gebracht,
Wiewohl er war mein eigen und ich sein weiland pflag;
Drum hab ich leide Stunden und manchen traurigen Tag.” (1792)
“Ich bring euch den Teufel!”, sprach da Hagen,
“Ich hab an meinem Schilde genug zu tragen,
Und an meinem Harnisch; mein Helm, der ist so licht,
Das Schwert in meinen H?nden: Darum bring ich ihn euch nicht.” (1793)
* “So wars auch nicht gemeinet, dass ich das Gold begehre:
So viel hab ich zu geben, dass ich es leicht entbehre.
Eines Mords und Doppelraubes, die man an mir genommen,
Daf?r m?cht ich Arme zu lieber Vergeltung kommen.” (1794)
Da sprach die K?nigstochter zu den Recken allzumal:
“Man soll keine Waffen tragen in dem Saal;
Vertraut sie mir, ihr Helden, zur Verwartung an.”
“Wahrhaftig,” sprach da Hagen, “das wird nimmer getan.” (1795)
“Ich begehre nicht der Ehre, F?rstentochter mild,
Dass ihr zur Herberge traget meinen Schild
Und ander Streitger?te; ihr seid eine K?nigin:
So lehrte mich mein Vater, dass ich selbst ihr H?ter bin.” (1796)
“O weh dieses Leides!”, sprach da Kriemhild:
“Warum will mein Bruder und Hagen seinen Schild
Nicht bewahren lassen? Gewiss, sie sind gewarnt:
Und w?sst ich wers gewesen, den hielte der Tod umgarnt.” (1797)
Im Zorne gab ihr Antwort Dieterich sogleich:
“Ich bin es, der gewarnt hat die edeln F?rsten reich,
Und Hagen auch den k?hnen in der Burgonden Bann:
Nur zu, du Braut des Teufels, du tust darum mir kein Leid an.” (1798)
Da sch?mte sich gewaltig die edle K?nigin;
Sie f?rchtete gar ?bel Dietrichens Heldensinn.
Sie ging schnell von dannen, nichts mehr sprach sie da,
Nur dass sie nach den Feinden mit geschwinden Blicken sah. (1799)
Da nahmen bei den H?nden zwei der Degen sich,
Der eine war Hagen, der andre Dieterich.
Da sprach wohlgezogen der Degen allbereit:
“Eure Reise zu den Heunen, die ist in Wahrheit mir leid, (1800)
Da die K?nigin also zu euch gesprochen hat.”
Da sprach von Tronje Hagen: “Noch wird zu allem Rat.”
So redeten einander die k?hnen Degen an.
Das sah der K?nig Etzel, der gleich zu fragen begann: (1801)
“Die M?re w?sst ich gerne,” befrug der K?nig sich,
“Wer jener Recke w?re, den dort Herr Dieterich
So freundlich hat empfangen; wohl tr?gt er hoch den Mut;
Wie auch sein Vater hei?e, er mag wohl sein ein Recke gut.” (1802)
Da gab dem K?nig Antwort einer aus Kriemhilds Bann:
“Von Tronje ist er geboren, sein Vater hie? Aldrian;
Wie heiter er gebare, er ist ein grimmer Mann:
Er l?sst euch wohl noch schauen, dass ich keine L?ge getan.” (1803)
“Wie soll ich das erkennen, dass er so grimmig ist?”
Noch hatt er keine Kunde von mancher argen List,
Die wider ihre Freunde die K?nigin spann,
Dass aus dem Heunenlande ihr auch nicht einer entrann. (1804)
“Wohl kannt ich Aldrianen, er war mein Untertan,
Lob und gro?e Ehre er hier bei mir gewann:
Ich macht ihn selbst zum Ritter und gab ihm meinen Sold;
Weil er sich treu erzeigte, war ich ihm von Herzen hold. (1805)
“Daher ist mir von Hagen auch alles wohlbekannt.
Zwei edle Kinder bracht ich als Geisel in das Land:
Ihn und von Spanien Walther; die wuchsen hier heran.
Hagen sandt ich wieder heim, Walther mit Hildegund entrann.” (1806)
Er gedachte lieber M?re und was vordem geschehn;
Seinen Freund von Tronje, wohl hat er den gesehn,
Der ihm in seiner Jugend oft gro?e Dienste bot:
Jetzt schlug er ihm im Alter viel lieber Freunde zu Tod. (1807)
29. Abenteuer
Wie Hagen nicht vor Kriemhilden aufstand
Da schieden auch die beiden werten Recken sich,
Hagen von Tronje und Herr Dieterich.
?ber die Achsel blickte Gunthers Untertan
Nach einem Heergesellen, den er da bald sich gewann. (1808)
Er sah da Volkern bei Geiselheren stehn,
Den zieren Fiedelspieler, und bat ihn mitzugehn,
Weil er wohl erkannte seinen grimmen Mut:
Er war in allen Dingen ein Ritter k?hn und auch gut. (1809)
Man lie? die Herrn noch immer auf dem Hofe stehn.
Die beiden ganz alleine sah man von dannen gehn
?ber den Hof hin ferne vor einen Pallas weit:
Die Auserw?hlten scheuten sich vor niemandes Streit. (1810)
Sie sa?en vor dem Hause gen?ber einem Saal
(Der war Kriemhilden) auf eine Bank zu Tal.
Da gl?nzt' an ihrem Leibe ihr herrlich Gewand;
Gar manche die das sahen h?tten sie wohl gern gekannt. (1811)
Gleich den wilden Tieren gaffte sie da an,
Die vermessnen Helden, mancher Hennenmann.
Da sah sie durch ein Fenster Etzels K?nigin:
Sich tr?bte da von neuem der sch?nen Kriemhilde Sinn. (1812)
Sie gedachte ihres Leides: Zu weinen hub sie an.
Dar?ber war verwundert das Volk in Etzels Bann:
“Was ihr so geschwinde getr?bt den hohen Mut?”
Da sprach sie: “Das tat Hagen, ihr Helden k?hn und auch gut.” (1813)
Sie sprachen zu der Frauen: “Wie ist das geschehn?
Wir haben euch noch eben wohlgemut gesehn.
W?r er noch so verwogen, ders euch hat getan,
Befehlt ihr uns die Rache, den Tod m?sst er empfahn.” (1814)
“Dem wollt ich immer danken, der r?chte dieses Leid,
Was er nur begehrte, ich w?r dazu bereit.
Ich biete mich euch zu F??en,” so sprach das K?nigsweib,
“R?chet mich an Hagen, er verliere Leben und Leib.” (1815)
Schnell scharten sich die K?hnen, sechzig an der Zahl.
Der K?nigin zu Liebe wollten sie vor den Saal,
Und wollten Hagen schlagen, diesen k?hnen Mann
Und auch den Fiedelspieler; das ward einm?tig getan. (1816)
Als so gering den Haufen die K?nigin ersah,
Grimmes Mutes sprach sie zu den Helden da:
“Von solchem Unterfangen rat ich abzustehn:
Wohl d?rft ihr in so kleiner Zahl mit Hagen nicht streiten gehn.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64
Er d?uchte sie so furchtbar, sie h?tt es lieber nicht getan. (1714)
Doch musste sie es leisten wie ihr der Wirt gebot:
Gemischt ward ihre Farbe, bleich und wieder rot.
Sie k?sst' auch Dankwarten, darnach den Fiedelmann:
Seiner K?hnheit willen ward ihm das Gr??en getan. (1715)
Die junge Markgr?fin nahm bei der Hand
Geiselher den jungen von Burgondenland;
So nahm auch ihre Mutter Gunthern den k?hnen Mann.
Da gingen mit den Helden die Frauen fr?hlich hindann. (1716)
Der Wirt ging mit Gernoten in einen weiten Saal,
Die Ritter und die Frauen setzten sich zu Tal.
Da lie? man gleich den G?sten schenken guten Wein:
Besser mochten Helden nimmer wohl empfangen sein. (1717)
Mit liebem Blick der Augen sah da mancher an
R?digers Tochter, die war so wohlgetan.
Wohl kos't in seinem Sinne sie mancher Ritter gut:
Das mochte sie verdienen; sie trug gar hoch ihren Mut. (1718)
Sie dachten was sie wollten; doch konnt es nicht geschehn.
Man sah die guten Ritter hin und wieder sp?hn
Nach M?gdelein und Frauen; deren sa?en da genug.
Dem Wirt geneigten Willen der edle Fiedeler trug. (1719)
Da wurden sie geschieden wie Sitte war im Land:
Zu andern Zimmern gingen Ritter und Fraun zur Hand.
Man richtete die Tische in dem Saale weit
Und war den fremden G?sten zu allen Diensten bereit. (1720)
Den G?sten ging zu Ehren die edle Markgr?fin
Mit ihnen zu den Tischen; die Tochter lie? sie drinn
Bei den M?gdlein weilen, wo sie nach Sitte blieb:
Dass sie die nicht mehr sahen, das war den G?sten nicht lieb. (1721)
Als man getrunken hatte und gespeiset ?berall,
Da f?hrte man die Sch?nen wieder in den Saal.
Anmutge Reden wurden nicht gescheut,
Viel sprach deren Volker, ein Degen k?hn und allbereit. (1722)
Da sprach unverhohlen derselbe Fiedelmann:
“Viel reicher Markgraf, Gott hat an euch getan
Nach allen seinen Gnaden: Hat er euch doch gegeben
Ein Weib, ein so recht sch?nes, dazu ein wonnigliches Leben. (1723)
“Wenn ich ein K?nig w?re,” sprach der Fiedelmann,
“Und sollte Krone tragen, zum Weibe n?hm ich dann
Eure sch?ne Tochter: Die w?nschte sich mein Mut:
Sie ist minniglich zu schauen, dazu edel und gut.” (1724)
* Da sprach der Markgraf: “Wie m?chte das wohl sein,
Dass je ein F?rst begehrte der leiben Tochter mein?
Wir sind hier beide fremde, ich und auch mein Weib;
Was hilft die gro?e Sch?ne an der guten Jungfrau Leib?” (1725)
Da versetzte Gernot, der edle Degen gut:
“Und w?hlt ich eine Traute nach meines Herzens Mut,
So w?r ich solches Weibes von ganzer Seele froh.”
Da antwortet' ihm Hagen mit adliger Sitte so: (1726)
“Nun soll sich doch beweiben mein Herre Geiselher:
Es ist so hohen Stammes die Markgr?fin hehr,
Dass wir ihr gerne dienten, ich und sein ganzes Lehn,
Sollte sie unter Krone bei den Burgonden gehn.” (1727)
Diese Rede d?uchte R?digern gut,
Und auch Gotelinden; wohl freute sich ihr Mut.
Da schufen es die Helden, dass sie zum Weibe nahm
Geiselher der edle; der K?nig durft es ohne Scham. (1728)
Soll ein Ding sich f?gen, wer kann ihm widerstehn?
Man lie? die Jungfraue hin zu Hofe gehn.
Da schwur man ihm zu geben das wonnigliche Weib;
Da gelobt' auch er zu minnen ihren minniglichen Leib. (1729)
Man beschied der Jungfrau Burgen und auch Land.
Da sicherte mit Eiden des edeln K?nigs Hand
Und Gernot der Degen, es werde so getan.
Da sprach der Markgraf: “Da ich des Landes nicht gewann, (1730)
So will ich euch in Treuen immer bleiben hold.
Ich gebe meiner Tochter an Silber und an Gold
Was hundert Saumrosse nur immer m?gen tragen,
Dass es diesen Helden nach Ehren m?ge behagen.” (1731)
Da wurden nach der Sitte in einen Kreis gestellt
Die beiden Anverlobten. Mancher junge Held
Mit fr?hlichem Mute stand ihr da entgegen,
Er gedachte in seinem Sinne wie noch die Jungen gerne Pflegen. (1732)
Als nun begann zu fragen die minnigliche Maid
Ob sie den Recken wolle, zum Teil war es ihr leid;
Doch dachte sie zu nehmen den waidlichen Mann.
Sie sch?mte sich der Frage, wie manche Maid hat getan. (1733)
Ihr riet ihr Vater R?diger, dass sie spr?che ja,
Und dass sie gern ihn n?hme: Wie schnell war er da
Mit seinen wei?en H?nden, womit er sie umschloss,
Gieselher der Junge! Wie wenig sie ihn doch genoss! (1734)
Da sprach der Markgraf: “Ihr edeln K?nge reich,
Wenn ihr nun wiederkehret beim in euer Reich,
Wie es doch bald geschiehet, so geb ich euch die Magd,
Dass ihr sie mit euch f?hret.” Also ward es zugesagt. (1735)
Der Schall, den man h?rte, der musste nun vergehn.
Man lie? die Jungfrauen zu ihren Kammern gehn,
Und auch die G?ste schlafen und ruhn bis an den Tag.
Da schuf man ihnen Speise; der Wirt sie g?tlich verpflag. (1736)
Nach dem Imbiss wollten sie von dannen fahren
Zu der Heunen Lande: “Davor will ich euch wahren,”
Sprach der edle Markgraf, “ihr sollt noch hier bestehn;
So liebe G?ste hab ich lange nicht bei mir gesehn.” (1737)
Da versetzte Dankwart: “Herr, das kann nicht sein:
Wo n?hmet ihr die Speise, das Brot und auch den Wein,
Das ihr doch haben m?sstet f?r so manchen Mann?”
Als der Wirt das h?rte, stand ihm die Rede nicht an. (1738)
“Meine lieben Herren, ihr d?rft mirs nicht versagen.
Ich habe noch die Speise zu vierzehn Tagen
F?r euch und das Gesinde, das mit euch hergekommen:
Mir hat der K?nig Etzel noch gar selten was genommen.” (1739)
Wie sie sich weigern mochten, sie mussten da bestehn
Bis an den vierten Morgen. Wohl mochte da geschehn
Durch des Wirtes Milde was ferne ward bekannt:
Er gab seinen G?sten beides, Ross und Gewand. (1740)
Nicht l?nger konnt es w?hren, sie mussten dannen fahren:
R?diger der k?hne konnte wenig sparen
Vor seiner gro?en Milde: Was jemand nur begehrt,
Das versagt' er niemand, sie sahn sich alle hoch geehrt. (1741)
Ihr edel Ingesinde brachte vor das Tor
Viel geschirrter Rosse; es wartete davor
Mancher fremde Recke, den Schild an seiner Hand,
Weil sie reiten wollten K?nig Etzeln in das Land. (1742)
Der Wirt bot seine Gaben den Degen allzumal
Eh die edeln G?ste kamen vor den Saal;
Er mochte wohl mit Ehren in hoher Milde leben.
Seine sch?ne Tochter hatt er Geiselhern gegeben; (1743)
Da gab er Gernoten eine Waffe gut genug,
Die hernach in St?rmen der Degen herrlich trug.
Ihm g?nnte wohl die Gabe des Markgrafen Weib;
Doch verlor R?diger davon noch Leben und Leib. (1744)
Da gab er K?nig Guntern, dem Helden ohne Gleich,
Was wohl mit Ehren f?hrte der edle K?nig reich,
Ob er selten Gab empfangen, ein gutes Streitgewand;
Da neigte sich der K?nig vor des milden R?dger Hand. (1745)
Da bot Frau Goteline, sie durft es ohne Scham,
Auch Hagen holde Gabe: Da sie der K?nig nahm,
So sollt auch er nicht fahren zu dem Hofgelag
Ohn ihr Angebinde: Der Held jedoch widersprach. (1746)
“Alles was ich je gesehn,” so sprach da Hagen,
“So w?nscht ich nichts weiter von hier hinweg zu tragen
Als den Schild, der dorten h?nget an der Wand:
Den m?cht ich gerne f?hren K?nig Etzeln in das Land.” (1747)
Als Hagen seine Bitte der Markgr?fin getan,
Die ihres Leids sie mahnte, das Weinen kam ihr an.
Da dachte sie mit Schmerzen an ihres Nudung Tod,
Den Wittich hat erschlagen; das schuf ihr Jammer und Not. (1748)
Sie sprach zu dem Degen: “Den Schild will ich euch geben.
O wollte Gott im Himmel, dass der noch d?rfte leben,
Der einst ihn hat getragen! Er fand im Kampf den Tod.
Ich muss ihn stets beweinen, das schafft mir armen Weibe Not!” (1749)
Da erhob sich von dem Sitze die Markgr?fin mild,
Mit ihren wei?en H?nden nahm sie herab den Schild
Und trug ihn hin zu Hagen: Der nahm ihn an die Hand.
Die Gabe war mit Ehren an den Recken gewandt. (1750)
Ein Wulst von lichtem Zeuche auf seinen Farben lag:
Bessern Schild als diesen beschien noch nie der Tag.
Er war besetzt mit Steinen: H?tt ihn wer begehrt
Zu kaufen, nach den Kosten war er wohl tausend Marken wert. (1751)
Den Schild wegzubringen befahl da Hagen an.
Da kam sein Bruder Dankwart auch zu Hof heran:
Dem gab reicher Kleider R?dgers Kind genug,
Die er bei den Heunen mit vielen Freuden noch trug. (1752)
All die reiche Gabe, die sie hier genommen,
Es w?r davon kein Flitter in ihre Hand gekommen,
Wars nicht dem Wirt zu Liebe, der es so g?tlich bot.
Sie wurden ihm so feind hernach, dass sie ihn schlagen mussten tot. (1753)
Da hatte mit der Fiedel Volker der schnelle Held
Sich hin vor Gotelinde z?chtiglich gestellt.
Er geigte s??e T?ne und sang dazu sein Lied:
So nahm er seinen Urlaub, als er von Bechlaren schied. (1754)
Sich lie? die Markgr?fin eine Lade n?her tragen.
Von freundlicher Gabe m?gt ihr nun h?ren sagen:
Sie nahm daraus zw?lf Spangen und schob sie ihm an die Hand:
“Die sollt ihr hinnen f?hren K?nig Etzeln in das Land, (1755)
Und sollt sie mir zu Leibe dort am Hofe tragen:
Wenn ihr wiederkehret, dass man mir m?ge sagen,
Wie ihr mir habt gedienet bei dem Hofgelagt.”
Wohl nach der Frauen Wunsche tat der Degen hernach. (1756)
Der Wirt sprach zu den G?sten: “Nun m?gt ihr sicher fahren;
Ich selbst will euch geleiten und vor Raub bewahren,
Dass ihr auf der Stra?e nicht werdet angerannt.”
Seine Saumrosse, die belud man gleich zur Hand. (1757)
Der Wirt war reisefertig nebst f?nfhundert Mann
Mit Rossen und mit Kleidern. Da f?hrt' er seinen Bann
Zu dem Hofgelage von dannen wohlgemut:
Nach Bechlaren kehrte nicht einer von den Rittern gut. (1758)
Mit minniglichen K?ssen der Wirt von dannen schied,
Also tat auch Geiselher, wie ihm die Treue riet.
Sie herzten sch?ne Frauen mit liebendem Umfahn:
Das mussten bald beweinen viel Jungfrauen wohlgetan. (1759)
Da wurden allenthalben die Fenster aufgetan:
Zu den Rossen eilte der Wirt mit seinem Bann.
Sie f?hlten wohl im Herzen voraus ihr herbes Leid.
Da weinten viel der Frauen und manche waidliche Maid. (1760)
Nach ihren lieben Freunden weinten manche sehr,
Die sie zu Bechlaren ersahen nimmermehr:
Doch ritten sie mit Freuden von hinnen auf den Sand,
An der Donau nieder bis an das heunische Land. (1761)
Da sprach zu den Burgonden der Ritter k?hn und hehr,
R?diger der edle: “Nun darf nicht l?nger mehr
Verhohlen sein die Kunde, dass wir nach Heunland kommen:
Es hat der K?nig Etzel nie so Liebes vernommen.” (1762)
Da ritt der schnelle Bote durchs ?streicherland:
Da ward es allenthalben den Leuten wohlbekannt,
Dass die Helden k?men von Wormes ?ber Rhein.
Des K?nigs Ingesinde, dem konnt es lieber nicht sein. (1763)
Die Boten vordrangen mit den M?hren,
Dass die Nibelungen bei den Heunen w?ren.
“Du sollst sie wohl empfangen, Kriemhilde, Fraue mein:
Nach gro?en Ehren kommen dir die lieben Br?der dein.” (1764)
Kriemhild die Fraue ging an ein Fenster stehn
Und schaute nach den Br?dern, wie nach Freunden Freunde sehn.
Aus ihres Vaters Lande sah sie manchen Mann.
Als das der K?nig h?rte, der hob vor Lust zu lachen an. (1765)
“Nun wohl mir dieser Freude,” sprach da Kriemhild,
“Hier bringen meine Freunde gar manchen neuen Schild
Und Panzer gl?nzend helle: Wer nehmen will mein Gold,
Und meines Leids gedenken, dem will ich immer bleiben hold.” (1766)
28. Abenteuer
Wie Kriemhilde Hagen empfing
Als die Burgonden kamen in das Land,
Da erfuhr es von Berne der alte Hildebrand.
Er sagt es einem Herren: Es war ihm h?chlich leid;
Er hie? ihn wohl empfangen die Ritter k?hn und allbereit. (1767)
Da lie? der schnelle Wolfhart die Pferde f?hren her;
Da ritt mit Dietrichen mancher Degen hehr,
Der sie begr??en wollte, zu ihnen auf das Feld:
Sie hatten aufgeschlagen gar manches herrliche Zelt. (1768)
Als sie von Tronje Hagen von ferne reiten sah,
Wohl gezogen sprach er zu seinen Herren da:
“Nun hebt euch von den Sitzen, ihr Recken wohlgetan,
Und geht entgegen denen, die euch hier wollen empfahn. (1769)
“Dort kommt ein Heergesinde, das ist mir wohl bekannt:
Es sind viele schnelle Degen von Amelungenland,
Die f?hrt der von Berne, sie sind von hohem Mut:
Ihr sollt sie nicht verschm?hen, die Dienste, die man euch tut.” (1770)
Da sprang von den Rossen, so war es Fug und Recht,
Mit Dietrichen nieder mancher Herr und Knecht.
sie gingen zu den G?sten, als man die Helden fand;
Sie begr??ten freundlich die von der Burgonden Land. (1771)
Als sie der Degen Dietrich ihm entgegenkommen sah,
Nun m?gt ihr gerne h?ren was der Degen da
Sprach zu Utens S?hnen: Leid war ihm ihre Fahrt;
Er w?hnte, R?dgers w?sst es und h?tt es ihnen offenbart. (1772)
“Willkommen mir, ihre Herren, Gunther und Geiselher,
Gernot und Hagen, Herr Volker auch so sehr,
Und Dankwart der schnelle; ist euch das nicht bekannt?
Kriemhilde weint noch immer um den von Nibelungenland.” (1773)
“Sie mag noch lange weinen,” sprach dawider Hagen:
“Er liegt seit manchem Jahre schon zu Tod erschlagen.
Den K?nig von den Heunen mag sie nun lieber haben:
Siegfried kommt nicht wieder, er ist nun lange begraben.” (1774)
“Siegfriedens Wunden, die lassen wir nun stehn:
So lang Kriemhilde lebet, mag Schade wohl geschehn.”
So redete von Berne der Degen Dieterich:
“Trost der Nibelungen, davor so h?te du dich!” (1775)
“Wie soll ich mich beh?ten?”, sprach der K?nig hehr,
“Etzel sandt uns Boten; was sollt ich fragen mehr?
Dass wir zu ihm sollten reiten in das Land.
Auch hat uns manche M?re meine Schwester Kriemhild gesandt.” (1776)
“So will ich euch raten,” sprach wieder Hagen,
“Lasst euch diese M?re doch zu Ende sagen,
Von Dieterich dem Herren und seinen Helden gut,
Damit wir wissen m?gen der Frau Kriemhilde Mut.” (1777)
Da gingen die drei K?nige und sprachen unter sich,
Herr Gunther und Gernot und auch Herr Dieterich:
“Nun sag uns, von Berne du edler Ritter gut,
Was du wissen m?gest von der K?nigin Mut.” (1778)
Da sprach der Vogt von Berne: “Was soll ich euch sagen?
Als dass ich alle Morgen weinen h?r und klagen
Die K?nigin Kriemhilde in j?mmerlicher Not
Zum reichen Gott vom Himmel um des starken Siegfried Tod.” (1779)
“Es ist nun nicht zu wenden,” sprach der k?hne Mann,
Volker der Fiedler, “was ihr uns kund getan:
Lasst uns zu Hofe reiten und einmal dort besehn
Was uns schnellen Degen bei den Heunen m?ge geschehn.” (1780)
Die k?hnen Burgonden hin zu Hofe ritten:
Sie kamen stolz gezogen nach ihres Landes Sitten.
Da wollte bei den Heunen gar mancher k?hne Mann
Von Tronje Hagen schauen, wie der wohl w?re getan. (1781)
Es war durch die Sage dem Volk bekannt genug,
Dass er von Niederlanden Siegfrieden schlug,
Aller Recken St?rksten, Frau Kriemhildens Mann;
Drum wurde gro?es Fragen bei Hof nach Hagen getan. (1782)
Der Held war wohl gewachsen, das ist sicher wahr,
Von Schultern breit und Br?sten, gemischt war sein Haar
Mit einer greisen Farbe, von Beinen war er lang
Und schrecklich von Gesichte, er hatte herrlichen Gang. (1783)
Da schuf man Herberge den Burgonden-Degen;
Gunthers Ingesinde lie? man gesondert legen.
Das riet die K?nigstochter, die ihm viel Hasses trug;
Daher man bald die Knechte in der Herberg erschlug. (1784)
Dankwart, Hagens Bruder, der war Marschall;
Der K?nig sein Gesinde ihm flei?ig anbefahl,
Dass er es wohl verpflege und ihm gebe genug:
Der Held von Burgonden ihm geneigten Willen trug. (1785)
Kriemhild die sch?ne mit dem Gesinde ging,
Wo sie die Nibelungen mit falschem Mut empfing;
Sie k?sste Geiselheren und nahm ihn bei der Hand.
Als Hagen das erschaute, den Helm er fester ?berband. (1786)
“Nach so getanem Gru?e,” sprach Hagen deswegen,
“M?gen sich bedenken diese schnellen Degen:
Man empf?ngt die F?rsten ungleich und der F?rsten Bann;
Eine schlimme Reise haben wir zu dieser Hochzeit getan.” (1787)
Sie sprach: “Seid willkommen dem der euch gern empf?ht;
Eurer Freundschaft willen kein Gru? an euch ergeht.
Sagt, was ihr mir bringet von Wormes ?berrhein,
Dass ihr mir so h?chlich hier willkommen solltet sein?” (1788)
“Was sind das f?r M?ren,” sprach Hagen dagegen,
“Dass euch Gaben sollten bringen diese Degen?
Da ich so reich euch wusste und kannte eure Macht,
Wie h?tt ich meine Gabe zu den Heunen wohl gebracht?” (1789)
“Nun frag ich um die M?re weiter bei euch an:
Den Hort der Nibelungen, wohin ihr den getan?
Der war ja doch mein eigen, das ist euch wohlbekannt:
Den h?ttet ihr mir sollen bringen her in Etzels Land.” (1790)
Meine Frau Kriemhilde, wahrlich schon mancher Tag war da,
Den Hort der Nibelungen, seit ich den nicht sah,
Den lie?en meine Herren versenken in den Rhein:
Da muss er auch in Wahrheit bis zum j?ngsten Tage sein.” (1791)
Da sprach die K?nigin wieder: “Ich hatt es wohl gedacht,
Ihr habt mir noch wenig davon hieher gebracht,
Wiewohl er war mein eigen und ich sein weiland pflag;
Drum hab ich leide Stunden und manchen traurigen Tag.” (1792)
“Ich bring euch den Teufel!”, sprach da Hagen,
“Ich hab an meinem Schilde genug zu tragen,
Und an meinem Harnisch; mein Helm, der ist so licht,
Das Schwert in meinen H?nden: Darum bring ich ihn euch nicht.” (1793)
* “So wars auch nicht gemeinet, dass ich das Gold begehre:
So viel hab ich zu geben, dass ich es leicht entbehre.
Eines Mords und Doppelraubes, die man an mir genommen,
Daf?r m?cht ich Arme zu lieber Vergeltung kommen.” (1794)
Da sprach die K?nigstochter zu den Recken allzumal:
“Man soll keine Waffen tragen in dem Saal;
Vertraut sie mir, ihr Helden, zur Verwartung an.”
“Wahrhaftig,” sprach da Hagen, “das wird nimmer getan.” (1795)
“Ich begehre nicht der Ehre, F?rstentochter mild,
Dass ihr zur Herberge traget meinen Schild
Und ander Streitger?te; ihr seid eine K?nigin:
So lehrte mich mein Vater, dass ich selbst ihr H?ter bin.” (1796)
“O weh dieses Leides!”, sprach da Kriemhild:
“Warum will mein Bruder und Hagen seinen Schild
Nicht bewahren lassen? Gewiss, sie sind gewarnt:
Und w?sst ich wers gewesen, den hielte der Tod umgarnt.” (1797)
Im Zorne gab ihr Antwort Dieterich sogleich:
“Ich bin es, der gewarnt hat die edeln F?rsten reich,
Und Hagen auch den k?hnen in der Burgonden Bann:
Nur zu, du Braut des Teufels, du tust darum mir kein Leid an.” (1798)
Da sch?mte sich gewaltig die edle K?nigin;
Sie f?rchtete gar ?bel Dietrichens Heldensinn.
Sie ging schnell von dannen, nichts mehr sprach sie da,
Nur dass sie nach den Feinden mit geschwinden Blicken sah. (1799)
Da nahmen bei den H?nden zwei der Degen sich,
Der eine war Hagen, der andre Dieterich.
Da sprach wohlgezogen der Degen allbereit:
“Eure Reise zu den Heunen, die ist in Wahrheit mir leid, (1800)
Da die K?nigin also zu euch gesprochen hat.”
Da sprach von Tronje Hagen: “Noch wird zu allem Rat.”
So redeten einander die k?hnen Degen an.
Das sah der K?nig Etzel, der gleich zu fragen begann: (1801)
“Die M?re w?sst ich gerne,” befrug der K?nig sich,
“Wer jener Recke w?re, den dort Herr Dieterich
So freundlich hat empfangen; wohl tr?gt er hoch den Mut;
Wie auch sein Vater hei?e, er mag wohl sein ein Recke gut.” (1802)
Da gab dem K?nig Antwort einer aus Kriemhilds Bann:
“Von Tronje ist er geboren, sein Vater hie? Aldrian;
Wie heiter er gebare, er ist ein grimmer Mann:
Er l?sst euch wohl noch schauen, dass ich keine L?ge getan.” (1803)
“Wie soll ich das erkennen, dass er so grimmig ist?”
Noch hatt er keine Kunde von mancher argen List,
Die wider ihre Freunde die K?nigin spann,
Dass aus dem Heunenlande ihr auch nicht einer entrann. (1804)
“Wohl kannt ich Aldrianen, er war mein Untertan,
Lob und gro?e Ehre er hier bei mir gewann:
Ich macht ihn selbst zum Ritter und gab ihm meinen Sold;
Weil er sich treu erzeigte, war ich ihm von Herzen hold. (1805)
“Daher ist mir von Hagen auch alles wohlbekannt.
Zwei edle Kinder bracht ich als Geisel in das Land:
Ihn und von Spanien Walther; die wuchsen hier heran.
Hagen sandt ich wieder heim, Walther mit Hildegund entrann.” (1806)
Er gedachte lieber M?re und was vordem geschehn;
Seinen Freund von Tronje, wohl hat er den gesehn,
Der ihm in seiner Jugend oft gro?e Dienste bot:
Jetzt schlug er ihm im Alter viel lieber Freunde zu Tod. (1807)
29. Abenteuer
Wie Hagen nicht vor Kriemhilden aufstand
Da schieden auch die beiden werten Recken sich,
Hagen von Tronje und Herr Dieterich.
?ber die Achsel blickte Gunthers Untertan
Nach einem Heergesellen, den er da bald sich gewann. (1808)
Er sah da Volkern bei Geiselheren stehn,
Den zieren Fiedelspieler, und bat ihn mitzugehn,
Weil er wohl erkannte seinen grimmen Mut:
Er war in allen Dingen ein Ritter k?hn und auch gut. (1809)
Man lie? die Herrn noch immer auf dem Hofe stehn.
Die beiden ganz alleine sah man von dannen gehn
?ber den Hof hin ferne vor einen Pallas weit:
Die Auserw?hlten scheuten sich vor niemandes Streit. (1810)
Sie sa?en vor dem Hause gen?ber einem Saal
(Der war Kriemhilden) auf eine Bank zu Tal.
Da gl?nzt' an ihrem Leibe ihr herrlich Gewand;
Gar manche die das sahen h?tten sie wohl gern gekannt. (1811)
Gleich den wilden Tieren gaffte sie da an,
Die vermessnen Helden, mancher Hennenmann.
Da sah sie durch ein Fenster Etzels K?nigin:
Sich tr?bte da von neuem der sch?nen Kriemhilde Sinn. (1812)
Sie gedachte ihres Leides: Zu weinen hub sie an.
Dar?ber war verwundert das Volk in Etzels Bann:
“Was ihr so geschwinde getr?bt den hohen Mut?”
Da sprach sie: “Das tat Hagen, ihr Helden k?hn und auch gut.” (1813)
Sie sprachen zu der Frauen: “Wie ist das geschehn?
Wir haben euch noch eben wohlgemut gesehn.
W?r er noch so verwogen, ders euch hat getan,
Befehlt ihr uns die Rache, den Tod m?sst er empfahn.” (1814)
“Dem wollt ich immer danken, der r?chte dieses Leid,
Was er nur begehrte, ich w?r dazu bereit.
Ich biete mich euch zu F??en,” so sprach das K?nigsweib,
“R?chet mich an Hagen, er verliere Leben und Leib.” (1815)
Schnell scharten sich die K?hnen, sechzig an der Zahl.
Der K?nigin zu Liebe wollten sie vor den Saal,
Und wollten Hagen schlagen, diesen k?hnen Mann
Und auch den Fiedelspieler; das ward einm?tig getan. (1816)
Als so gering den Haufen die K?nigin ersah,
Grimmes Mutes sprach sie zu den Helden da:
“Von solchem Unterfangen rat ich abzustehn:
Wohl d?rft ihr in so kleiner Zahl mit Hagen nicht streiten gehn.
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