А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  A-Z

 

et Geiselher: Ein Jeglicher tut
Was er nach bester Sitte und Tugend mag begehn;
Auch ist von ihren Ahnen noch stets dasselbe geschehn.” (1191)
Da sprach wieder Etzel: “Freund, du sollst mir sagen,
Ob sie in meinem Lande wohl soll die Krone tragen
Und ob ihr Leib so sch?n ist als mir ward gesagt,
Von meinen besten Freunden wird es nimmer beklagt.” (1192)
“Sie vergleicht sich an der Sch?ne wohl der Frauen mein,
Helke, der reichen: Nicht sch?ner k?nnte sein
Auf der weiten Erde eine K?nigin:
Wen sie erw?hlt zum Freunde, der mag wohl tr?sten seinen Sinn. (1193)
“Und wisse, edler K?nig, stehst du darob nicht an,
Sie war dem besten Manne, Siegfrieden untertan,
Dem Sohne Siegmundens; du hast ihn hier gesehn:
Man mocht ihm gro?e Ehre wohl in Wahrheit zugestehn.” (1194)
Da sprach K?nig Etzel: “War sie des Recken Weib,
So war wohl also teuer des edeln F?rsten Leib,
Dass ich nicht verschm?hen darf die K?nigin:
Ob ihrer gro?en Sch?nheit gef?llt sie wohl meinem Sinn.” (1195)
Er sprach: “So wird sie, R?diger, so lieb als ich dir sei.
Und lieg ich Kriemhilden je als Gatte bei,
Das will ich dir vergelten so gut ich immer kann;
Auch hast du meinen Willen mit aller Treue getan. (1196)
“Von meinem Kammergute lass ich so viel dir geben,
Dass du mit den Gef?hrten in Freuden m?gest leben;
Von Rossen und Gewanden was ihr nur begehrt,
Das wird zu dieser Botschaft auf mein Gehei? euch gew?hrt.” (1197)
Zur Antwort gab der Markgraf, der reiche R?diger:
“Unl?blich w?r es, h?tt ich deines Guts Begehr.
Ich will dein Bote gerne werden an den Rhein
Mit meinem eignen Gute; ich hab es aus den H?nden dein.” (1198)
Da sprach der reiche K?nig: “Wann denkt ihr zu fahren
Zu der Minniglichen? So soll euch Gott bewahren
Dabei an allen Ehren und auch die Fraue mein:
Und mag das Gl?ck mir helfen, dass sie uns gn?dig m?ge sein.” (1199)
Da sprach wieder R?diger: “Eh wir r?umen dieses Land
M?ssen wir uns r?sten mit Waffen und Gewand,
Dass wir vor den K?nigen mit Ehren d?rfen stehn:
Ich will zum Rheine f?hren f?nfhundert Degen ausersehn. (1200)
“Wenn man in Burgonden mich und die Meinen seh,
Dass dann einstimmig das Volk im Land gesteh,
Es habe nie ein K?nig so manchen k?hnen Mann
So fern daher gesendet als du zum Rheine getan.” (1201)
Da sprach der Markgraf wieder: “Wohlan, ich will euch sagen,
Wir heben uns von hinnen in vierundzwanzig Tagen.
Ich entbiet es Gotlinden, der lieben Fraue mein,
Dass ich zu Kriemhilden selber wolle Bote sein.” (1202)
R?diger sandte Boten nach Bechlaren hin.
Dar?ber wurde traurig und froh die Markgr?fin;
Er entbot ihr, f?r den K?nig werb er um ein Weib:
Da gedachte sie mit Liebe an der sch?nen Helke Leib. (1203)
Als die Botenkunde die Markgr?fin gewann,
Leid war es ihr zum Teile, zu sorgen hub sie an,
Ob sie wohl eine Herrin gew?nne so wie eh?
Gedachte sie an Helke, das tat ihr inniglich weh. (1204)
Nach sieben Tagen R?diger ritt aus Ungerland,
Wor?ber wohl gemutet man K?nig Etzeln fand.
Man fertigte die Kleider in der Stadt zu Wien:
Da wollt er mit der Reise auch nicht mehr l?nger verziehn. (1205)
Zu Bechlaren harrte sein Frau Gotelind.
Die junge Markgr?fin, Herrn R?digers Kind,
Sah ihren Vater gerne und die in seinem Bann;
Da ward ein liebes Harren von sch?nen Frauen getan. (1206)
Eh der edle R?diger aus der Stadt zu Wien
Ritt nach Bechlaren, da waren hier f?r ihn
Die Kleider wohl bereitet auf S?umern angekommen;
Sie fuhren solcherweise, dass ihnen wenig ward genommen. (1207)
Als sie zu Bechlaren kamen in die Stadt,
F?r seine Heergesellen um Herbergen bat
Der wirt mit holden Worten: Wohl pflegte man sie da.
Die reiche Gotlinde den Wirt gar gerne kommen sah. (1208)
Auch seine liebe Tochter, die Markgr?fin jung,
Ob ihres Vaters Kommen war sie froh genung.
Aus Heunenland die Helden, wie gerne sie die sah!
Mit lachendem Mute sprach die edle Jungfrau da: (1209)
“Nun seid mit Gott willkommen, mein Vater und sein Bann.”
Da ward ein sch?nes Danken von manchem werten Mann
Mit allem Flei? geboten der jungen Markgr?fin.
Wohl kannte Gotelinde des edeln R?diger Sinn. (1210)
Als des Nachts Gotlinde bei R?digern lag,
Da frug mit holden Worten die Markgr?fin nach,
Wohin ihn denn gesendet der F?rst von Heunenland?
Er sprach: “Meine Frau Gotlinde, ich mach es gern euch bekannt: (1211)
“Meinem Herren werben soll ich ein ander Weib,
Da ihm ist erstorben der sch?nen Helke Leib;
Da will ich zu Kriemhilden reiten an den Rhein:
Die soll hier bei den Heunen vielgewaltge Herrin sein.” (1212)
“Das wollte Gott!”, sprach Gotlind, “m?chte das geschehn,
Da wir so hohe Ehren ihr h?ren zugestehn.
Sie ersetzt uns meine Fraue vielleicht in alten Tagen:
Wir m?gen bei den Heunen sie gerne sehen Krone tragen.” (1213)
Da sprach der Markgraf R?diger: “Liebe Fraue mein,
Die mit mir fahren sollen von hinnen an den Rhein,
Denen sollt ihr minniglich bieten euer Gut:
Wenn Helden reichlich leben, so tragen sie hohen Mut.” (1214)
Sie sprach: “Da ist nicht einer, wenn er es gerne n?hm,
Dem ich nicht willig b?te was jeglichem genehm,
Eh ihr von hinnen scheidet und die in euerm Bann.”
“So wird mir,” sprach der Markgraf, “ein Gefallen getan.” (1215)
Hei! Was man reicher Zeuche von ihrer Kammer trug!
Da ward den edeln Recken Gewand zu Teil genug
Mit allem Flei? gef?ttert vom Hals bis auf die Sporen.
Die ihm davon gefielen hatte R?dger sich erkoren. (1216)
An dem siebenten Morgen von Bechlaren ritt
Der Wirt mit seinen Recken. Sie f?hrten Waffen mit
Und Kleider auch die F?lle durch der Baiern Land.
Sie wurden auf der Stra?e von R?ubern selten angerannt. (1217)
Binnen zw?lf Tagen kamen sie an den Rhein.
Da konnte diese M?re nicht lang verborgen sein;
Dem K?nig und den seinen ward es kundgetan,
Es k?men fremde G?ste. Der Wirt zu fragen begann, (1218)
O sie jemand kenne? Das solle man ihm sagen.
Man sah die Saumrosse schwere Lasten tragen:
Wie reich die Helden waren, das ward da wohl erkannt;
Herberge schuf man ihnen in der weiten Stadt zur Hand. (1219)
Als die Unbekannten waren angekommen.
Da ward der fremden G?ste mit Neugier wahrgenommen;
Sie wunderte, von wannen sie k?men an den Rhein.
Der Wirt fragte Hagen, wer die Herren m?chten sein? (1220)
“Noch hab ich sie nicht gesehn:”, sprach den Tronje Hagen,
“Wenn wir sie erschauen will ich euch wohl sagen
Von wannen sie geritten kommen in dies Land;
Wie fremd sie immer w?ren, so sind sie gleich mir bekannt.” (1221)
Man hatte Herbergen den G?sten nun genommen.
Der Bote war in reichen Kleidern angekommen
Mit seinen Heergesellen, als sie zu Hofe ritten.
Sie trugen gute Kleider, die waren zierlich geschnitten. (1222)
Da sprach der schnelle Hagen: “So viel ich mag verstehn,
Da ich seit langen Tagen den Herrn nicht hab ersehn,
So sind sie so gekleidet als w?r es R?diger
Aus dem Heunenlande, dieser Degen k?hn und hehr.” (1223)
“Wie sollt ich das wohl glauben?”, sprach Gunther gleich zur Hand,
“Dass der von Bechelaren k?m in dieses Land?
Kaum hatte der K?nig das Wort gesprochen gar,
Da nahm der k?hne Hagen den guten R?diger wahr. (1224)
Er und seine Freunde liefen alle hin;
Da sprangen von den Rossen f?nfhundert Degen k?hn.
Wohl empfangen wurden die von Heunenland;
Niemals trugen Boten wohl so herrliches Gewand. (1225)
Da rief von Tronje Hagen mit lauter Stimme Schall:
“Nun seien uns willkommen diese Degen all,
Der Vogt von Bechlaren mit seinem ganzen Lehn.”
Der Empfang war mit Ehren den schnellen Heunen geschehn. (1226)
Des K?nigs n?chste Freunde dr?ngten sich heran.
Da hub von Metzen Ortewein zu R?digern an:
“Wir haben lange Tage hier nicht mehr gesehn
So willkommne G?ste, das muss ich wahrlich gestehn!” (1227)
Sie dankten f?r den Willkomm den Recken allzumal.
Mit ihrem Heergesinde gingen sie zum Saal,
Wo sie den K?nig fanden bei manchem k?hnen Mann.
Der erhob sich von dem Sitze, das ward aus h?fscher Zucht getan. (1228)
Wie freundlich den Boten er entgegenging!
Den Gast mit seinen Leuten minniglich empfing
Gunther mit Gernoten; er durft es ohne Scham.
R?diger den guten bei der Hand der K?nig nahm. (1229)
Er f?hrt' ihn zu dem Sitze, worauf er selber sa?.
Den G?sten lie? er schenken (gerne tat man das)
Von dem guten Mete und von dem besten Wein,
Den man nur mochte finden in den Landen um den Rhein. (1230)
Geiselher und Gere waren auch gekommen;
Dankwart und Volker, die hatten bald vernommen
Von den fremden G?sten. Sie waren wohlgemut:
Sie empfingen vor dem K?nige die Ritter edel und gut. (1231)
Da sprach von Tronje Hagen zu Gunthern seinem Herrn:
“Ihm sollten es vergelten diese Recken gern,
Was uns der Markgraf alles zu Liebe hat getan:
Des sollte Lohn empfangen der sch?nen Gotelinde Mann.” (1232)
Da sprach K?nig Gunther: “Ich lasse nicht das Fragen:
Wie beide sich gehaben, das sollt ihr mir sagen,
Etzel und Frau Helke in der Heunen Land?”
Der Markgraf versetzte: “Ich mach es gern euch bekannt.” (1233)
Da erhob er sich vom Sitze mit seinem ganzen Bann
Und sprach zu dem K?nige: “Wenn ichs erlangen kann,
Dass ihr es, Herr, erlaubet, so hehle nichts mein Mund:
Die M?re, die ich bringe, die mach ich willig euch kund.” (1234)
Er sprach: “Was man uns immer durch euch entboten hat
Erlaub ich euch zu sagen ohne der Freunde Rat.
Die M?re lasset h?ren mich und die Degen mein:
Euch soll nach allen Ehren zu werben hier verstattet sein. (1235)
Da sprach der biedre Bote: “Euch entbietet an den Rhein
Seine treuen Dienste der gro?e K?nig mein,
Dazu den Freunden allen, die euch zugetan;
Auch wird euch diese Botschaft mit aller Treue getan. (1236)
“Euch l?sst der edle K?nig klagen seine Not:
Sein Volk ist arm an Freude, meine Fraue die ist tot,
Helke die reiche, meines Herrn Gemahl:
An der ist nun verwaiset sch?ner Jungfraun gro?e Zahl, (1237)
“Edler F?rsten Kinder, die sie erzogen hat:
Daher hat nun im Lande so gro?e Trauer Statt.
Es ist nun leider niemand, der sie so treulich pflegt.
Drum w?hn ich auch, dass selten des K?nigs Sorge sich legt.” (1238)
“Nun lohn ihm Gott,” sprach Gunther, “dass er die Dienste sein
So williglich entbietet mir und den Freunden mein.
Ich h?rte gern die Gr??e, die ihr mir kund getan;
Ihm sollen gerne dienen meine Freunde wie mein Bann.” (1239)
Da sprach von Burgonden der Recke Gernot:
“Die Welt mag immer klagen um der sch?nen Helke Tod,
Der hohen Tugend willen, die sie gewohnt zu pflegen.”
Das best?tigte Hagen und noch mancher andre Degen. (1240)
Da sprach wieder R?diger, der edle Bote hehr:
“Erlaubt ihr mir, Herr K?nig, so sag ich euch noch mehr,
Was mein lieber Herre euch hieher entbot:
Er lebt in gro?em Kummer seit der K?ngin Helke Tod. (1241)
Man sagte meinem Herren, Kriemhild sei ohne Mann.
Herr Siegfried ist gestorben: Log man nicht daran
Und wollt ihr es verg?nnen, so soll sie Krone tragen
?ber Etzels Recken: Das gebot mein Herr ihr zu sagen.” (1242)
Da sprach der reiche K?nig mit wohl gezogenem Mut:
“Es ist nach meinem Willen, wenn sie es gerne tut.
Das will ich euch verk?nden in diesen dreien Tagen:
Wenn sie es nicht verweigert, wie sollt ichs Etzeln versagen?” (1243)
Herberge ward den G?sten beschieden gleich zur Hand.
Sie wurden so bedienet, das R?diger gestand,
Er habe gute Freunde in K?nig Gunthers Bann.
Ihm diente Hagen gerne, er hatt ihm Gleiches einst getan. (1244)
So verweilte R?diger bis an den dritten Tag.
Der F?rst berief die R?te, wie er weislich pflag,
Und frug, ob es die Freunde d?uchte wohlgetan,
Dass Kriemhilde n?hme den edeln K?nig zum Mann. (1245)
Da rieten sie es alle; nur Hagen stands nicht an.
Der begann zu Gunther, dem k?hnen Helden, an:
“Habt ihr kluge Sinne, so seid wohl auf der Hut,
Wenn sie auch folgen wollte, dass ihr doch nimmer es tut.” (1246)
“Warum,” sprach da Gunther, “lie? ichs nicht ergehn?
Was k?nftig noch der K?nigin Liebes mag geschehn,
Will ich ihr gerne g?nnen: Sie ist die Schwester mein.
Wir m?ssten selbst drum werben, sollt es ihr zur Ehre sein.” (1247)
“Lasst solche Rede bleiben,” fiel Hagen wieder ein:
“Wenn euch wie mir Herr Etzel kund sollte sein,
Und lie?t ihr sie ihn minnen, wie ich euch h?re sagen,
Das m?sstet ihr vor allen mit vollem Rechte beklagen.” (1248)
“Warum?”, sprach da Gunther, “leicht vermeid ich das:
Ich komm ihm nie so nahe, dass ich durch seinen Hass
Leid zu befahren h?tte, w?rd er auch ihr Mann.”
Da sprach wieder Hagen: “Es ist nimmer wohlgetan.” (1249)
Da lud man Gernoten und Gelselhern heran,
Ob es die Herren beide d?uchte wohlgetan,
Wenn Kriemhilde n?hme den reichen K?nig hehr.
Noch wiederriet es Hagen und auch anders niemand mehr. (1250)
Da sprach von Burgonden Geiselher der Degen:
“Nun m?gt ihr, Freund Hagen, noch der Treue pflegen:
Entsch?digt sie des Leides, ihr habt ihr viel getan.
Was ihr noch mag gelingen, ihr sollt sie nicht verhindern dran. (1251)
Wohl habt ihr meiner Schwester gef?gt so manches Leid.”
Sprach da wieder Geiselher, Der Degen allbereit,
“Ihr h?ttet es verdienet, w?re sie euch gram:
Wohl niemand einer Frauen so viel der Freuden benahm.” (1252)
“Dass ich das wohl erkenne, das sei euch frei bekannt.
Und soll sie Etzel nehmen und kommt sie in sein Land,
Wie sie es immer f?ge, viel Leid tut sie uns an.
Wohl kommt in ihre Dienste da mancher waidliche Mann.” (1253)
Dawider sprach zu Hagen der k?hne Gernot:
“Es mag dabei verbleiben bis an beider Tod,
Dass wir niemals kommen in K?nig Etzels Land.
Lasst uns ihr treulich dienen, wie uns die Ehre des ermahnt.” (1254)
Da sprach wieder Hagen: “Das mag mir niemand sagen.
Und soll die edle Kriemhild Helkens Krone tragen,
Viel Leid wird sie uns schaffen, wie sie's nur f?gen kann:
Ihr sollt es bleiben lassen, das st?nd euch Recken besser an.” (1255)
Im Zorne sprach da Geiselher, der sch?nen Ute Kind:
“Wir sollen doch nicht alle meineidig sein gesinnt!
Was Liebes ihr geschehe, wir wollen froh drum sein;
Was ihr auch redet, Hagen, ich dien ihr nach der Treue mein.” (1256)
Als das Hagen h?rte, da tr?bte sich sein Mut.
Geiselher und Gernot, die stolzen Ritter gut,
Und Gunther der reiche, zuletzt vereinten sich:
Wenn es Kriemhild w?nsche, sie wolltens dulden williglich. (1257)
Da sprach Markgraf Gere: “Ich will der Fraue sagen,
Dass sie den K?nig Etzel sich lasse wohlbehagen.
Dem sind so viel der Recken mit Ehrfurcht untertan,
Er mag ihr wohl verg?ten was sie je Leides gewann.” (1258)
Hin ging der schnelle Degen, wo er Kriemhilden sah.
Sie empfing ihn g?tlich; wie balde sprach er da:
“Ihr m?gt mich gern begr??en und geben Botenbrot;
Es will das Gl?ck euch scheiden nun von aller eurer Not. (1259)
Es hat um eure Minne, Fraue, hergesandt
Der allerbesten Einer, der je ein K?nigsland
Gewann mit vollen Ehren und Krone durfte tragen:
Es werden edle Ritter, das l?sst euch euer Bruder sagen,” (1260)
Da sprach die Jammersreiche: “Verbieten soll euch Gott
Und allen meinen Freunden, dass sie keinen Spott
Mit mir Armen treiben: Was sollt ich einem Mann,
Der je Herzensliebe von gutem Weibe gewann?” (1261)
Sie widersprach es heftig. Da traten zu ihr her
Gernot ihr Bruder und der junge Geiselher.
Sie baten sie in Liebe und tr?steten ihr den Mut:
“Wenn sie den K?nig nehme, es gerat ihr wahrlich gut.” (1262)
Bereden mochte niemand das tugendreiche Weib.
Dass sie minnen sollte eines Mannes Leib.
Da baten sie die Degen: “So lasst es nur geschehn,
Wenn ihr nicht anders wollet, dass euch die Boten m?gen sehn.” (1263)
“Das will ich nicht versagen,” so sprach die Fraue hehr,
“Ich empfange gerne den guten R?diger
Seiner Tugend willen: W?r er nicht hergesandt,
Jedem andern Boten, dem blieb' ich immer unbekannt.” (1264)
Da sprach sie: “Auf Morgen bescheidet ihn hieher
Zu meiner Kemenate, den guten R?diger:
So mag ich meinen Willen dem Degen selber sagen.”
Ihr begann von neuem das gro?e Weinen und Klagen. (1265)
Auch w?nschte sich nichts anders der edle R?diger
Als dass er schauen m?chte die K?nigstochter hehr.
Er wusste sich so weise: K?nnt es irgend sein,
So musst er sie bereden, diesen Rechen zu frein. (1266)
Fr?h des andern Morgens, als man die Messe sang,
Die edeln Boten kamen: Da hob sich gro?er Drang.
Die mit R?digeren zu Hofe sollten gehn,
Deren war im Staate manch stolzer Recke zu sehn. (1267)
Kriemhild die sch?ne Fraue reingemut,
Da harrte sie auf R?diger, den edeln Boten gut.
Er fand sie in dem Kleide, das sie f?r t?glich trug:
Dabei trug ihr Gesinde reicher Kleider genug. (1268)
Sie ging ihm entgegen zu der T?re hin
Und empfing Etzels Recken mit g?tlichem Sinn.
Nur selbzw?lfter trat er zu der Frauen ein;
Man bot ihm gro?e Ehre: Nicht mochten bessre Boten sein (1269)
Man hie? den Herren sitzen und die in seinem Lehn.
Die beiden Markgrafen, die sah man vor ihr stehn,
Eckewart und Gere, die edeln Ritter gut.
Der Hausfrau wegen fand man da niemanden wohlgemut. (1270)
Sie sahen vor ihr sitzen gar manche edle Maid.
Die sch?ne Fraue hatte Jammer nur und Leid.
Ihr Kleid war vor den Br?sten von hei?en Tr?nen nass;
Wohl an Frau Kriemhilden sah der edle Markgraf das. (1271)
Da sprach der hehre Bote: “Viel edles K?nigskind,
Mir und den Gesellen, die mit mir kommen sind,
Geruhet zu erlauben, dass wir vor euch stehn
Und euch melden, weshalb unsre Reise sei geschehn.” (1272)
“Das sei euch erlaubet,” sprach die K?nigin:
“Was ihr auch sagen m?get, also steht mein Sinn,
Dass ich es gerne h?re: Ihr seid ein Bote gut.”
Da h?rten wohl die andern ihren ung?nstgen Mut. (1273)
Da sprach von Bechlaren der Markgraf R?diger:
“Euch bat entboten, Fraue, Etzel der K?nig hehr
Treu und gro?e Liebe hieher in dieses Land:
Er hat um eure Minne viel gute Recken hergesandt. (1274)
“Er entbeut euch freundlich Liebe sonder Leid:
Er sei zu steter Freundschaft euch immerdar bereit,
Wie Frau Helken weiland, die ihm im Herzen lag;
Er hat nach ihren Tugenden noch oft unfr?hlichen Tag.” (1275)
Da sprach die K?nigstochter: “Markgraf R?diger,
Wenn meines Herzeleides jemand kundig w?r,
Der w?rde mir nicht raten zu einem zweiten Mann:
Ich verlor an einem mehr als je ein Weib gewann.” (1276)
“Was tr?stet mehr im Leide,” sprach der k?hne Mann,
“Als freundliche Liebe? Wer die gew?hren kann
Und hat sich den erkoren, der ihm zu Herzen kommt,
Der f?hlt wohl, dass im Leide nichts so sehr als Liebe frommt. (1277)
Und geruhet ihr zu minnen den edeln Herren mein,
Zw?lf reicher Kronen sollt ihr gewaltig sein.
Dazu von drei?ig K?nigen gibt euch mein Herr das Land.
Die alle hat bezwungen seine vielgewaltge Hand. (1278)
“Ihr sollt euch Herrein werden ob manchem werten Mann,
Die Helken meiner Frauen waren untertan,
Und ?ber viel der Frauen, einst ihrem Dienst gesellt,
Von hoher F?rsten Stamme,” sprach der hochbeherzte Held. (1279)
“Dazu gibt euch mein K?nig, so gebot er euch zu sagen,
Wenn ihr geruht die Krone bei dem Herrn zu tragen,
Macht, die allerh?chste, die Helke je gewann:
So gewaltig sollt ihr herrschen ?ber Etzels ganzen Bann.” (1280)
“Wie m?chte wohl wieder,” so sprach die K?nigin,
“Eines Helden Weib zu werden gel?sten meinem Sinn?
Der Tod hat an dem einen mir solches Leid getan,
Dass ichs bis an mein Ende nimmermehr verschmerzen kann.” (1281)
Die Heunen sprachen wieder: “Viel reiche K?nigin,
Das Leben geht bei Etzeln euch so froh dahin,
Es wird euch immer freuen, wenn ihr es habt getan:
Manchen zieren Degen der reiche K?nig gewann. (1282)
“Helkens Jungfrauen und eure M?gdelein,
Sollten die zusammen je ein Gesinde sein,
Dabei so m?chten Recken wohl werden wohlgemut;
Lasst es euch raten, Fraue, es bekommt euch wahrlich gut.” (1283)
Sie sprach mit edler Sitte: “Nun lasst die Rede sein
Bis morgen in der Fr?he: Dann tretet zu mir ein:
So will ich auf die M?re euch geben den Bescheid.”
Da mussten Folge leisten die k?hnen Degen allbereit. (1284)
Als zu den Herbergen sie kamen allzumal,
Zu Geiselhern zu senden die edle Frau befahl
Und nach ihrer Mutter: Den beiden sagte sie,
Ihr gezieme nur zu weinen und alles andere nie. (1285)
Da sprach ihr Bruder Geiselher: “Mir ahnet, Schwester mein,
Und gerne mag ichs glauben, dein Leid und deine Pein
Wird K?nig Etzel wenden: Und nimmst du ihn zum Mann,
Was jemand anders rate, so d?nkt es mich wohl getan.” (1286)
Da redete Frau Ute ihrer lieben Tochter zu:
“Was deine Br?der raten, liebes Kind, das tu:
Folge deinen Freunden, so wird dirs wohlergehn.
Ich habe dich zu lange in gro?em Jammer gesehn.” (1287)
Oft bat sie Gott den reichen, dass wieder ihre Hand
Zu schenken haben m?ge Gold, Silber und Gewand,
Wie einst da er noch lebte, ihr Mann der Degen hehr.
Sie erlebte doch nicht wieder so frohe Stunden nachher. (1288)
Sie gedacht in ihrem Sinne: “Und sollt ich meinen Leib
Einem Heiden geben? Ich bin ein Christenweib:
Des h?tt ich Spott und Schanden auf Erden immerdar.
G?b er mir alle Reiche, ich t?t es nimmer f?rwahr.” (1289)
Da lie? sie es bewenden. Die Nacht bis an den Tag
Die Frau in ihrem Bette voll Gedanken lag;
Ihre lichten Augen trockneten ihr nicht
Bis sie zu der Mette wieder ging beim Morgenlicht. (1290)
Zur Messezeit auch waren die K?nige gekommen.
Sie hatten ihre Schwester an die Hand genommen
Und rieten ihr zu minnen den von Heunenland.
Niemand doch die Fraue ein wenig fr?hlicher fand. (1291)
Da lie? man zu ihr kommen die Etzel hergesandt.
Die wollten nun mit Urlaub r?umen Gunthers Land,
Wie es geraten m?ge, mit ja oder nein!
Da kam zu Hofe R?diger: Die Gef?hrten sch?rften ihm ein. (1292)
Dass er recht erforsche des edeln K?nigs Mut,
Und das bei Zeiten t?te; das d?uchte jeden gut;
Ihre Wege w?ren ferne wieder in ihr Land.
Man brachte R?digeren hin wo er Kriemhilden fand. (1293)
Da bat alsbald der Recke die edle K?nigin
Mit minniglichen Worten, zu k?nden ihren Sinn
Was sie entbieten wolle in K?nig Etzels Land.
Der Held mit seinem Werben bei ihr nur Weigerung fand: (1294)
“Sie wolle nimmer wieder minnen einen Mann.”
Dawider sprach der Markgraf: “Das w?r nicht recht getan:
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