Was wollt ihr so verderben euern minniglichen Leib?
Ihr werdet noch mit Ehren eines werten Mannes Weib.” (1295)
Nichts half es was sie baten, bis dass R?diger
Insgeheim gesprochen mit der K?nigin hehr,
Er hoff ihr zu verg?ten all ihr Ungemach.
Da lie? zuletzt ein wenig ihre hohe Trauer nach. (1296)
Da sprach er zu der K?nigin: “Lasst euer Weinen sein;
H?ttet ihr bei den Hennen niemand als mich allein,
Meine lieben Freunde und die mir untertan
Er sollt es schwer entgelten, h?tt euch jemand Leid getan.” (1297)
Dar?ber schien getr?stet die Frau in ihrem Mut.
Sie sprach: “Wohlan, so schw?ret, was mir jemand tut,
Ihr wollt der Erste werden, der r?chen will mein Leid.”
Da erwidert' ihr der Markgraf: “Dazu bin ich gern bereit.” (1298)
Mit allen seinen Degen schwur ihr R?diger,
Ihr immer treu zu dienen und dass die Recken hehr
Ihr nichts versagen sollten in K?nig Etzels Land,
Was ihre Ehre heische: Das gelobt' ihr R?digers Hand. (1299)
Da gedachte die Getreue: “Wenn ihr gewinnen kann
So viel der steten Freunde, so seh ichs wenig an
Was die Leute reden, ich jammerhaftes Weib!
Vielleicht wird noch gerochen meines lieben Mannes Leib.” (1300)
Sie gedachte: “Da Herr Etzel der Recken hat so viel;
Denen ich gebiete, so tu ich was ich will.
Er hat auch solchen Reichtum, dass ich verschenken kann;
Mich hat der leidge Hagen meines Gutes ohne getan.” (1301)
Sie sprach zu R?digern: “H?tt ich nicht vernommen,
Dass er ein Heide w?re, so w?rd ich gerne kommen,
Wohin sein Wille w?re, so n?hm ich ihn zum Mann.”
Da sprach der Markgraf wieder: “Steht darum, Fraue, nicht an. (1302)
* “Er ist nicht ganz ein Heide, des d?rft ihr sicher sein:
Er war gar wohl bekehret, der liebe Herre mein,
Nur dass er zu den Heiden wieder ?bertrat:
Wollt ihr ihn minnen, Fraue, so wird dawider wohl Rat. (1303)
“Ihm dienen so viel Recken in der Christenheit,
Dass euch bei dem K?nige nie widerf?hrt ein Leid;
Vielleicht m?gt ihrs erlangen, dass er die Taufe w?hlt:
Drum w?rt ihr wohl mit Ehren K?nig Etzeln anverm?hlt.” (1304)
Da sprach ihr Bruder wieder: “Versprecht es, Schwester mein,
Und allen euern Kummer lasst in Zukunft sein.”
Da baten sie so lange, bis sie mit tr?bem Mut
Gelobte vor den Helden, Etzeln zu frein den K?nig gut. (1305)
Sie sprach: “Ich will euch folgen, ich arme K?nigin!
Ich fahre zu den Heunen, wann es geschehe, hin,
So ich Freunde finde, die mich f?hren in das Land.”
Darauf bot vor den Helden die sch?ne Kriemhild die Hand. (1306)
Der Markgraf sprach: “Zwei Recken, die stehn in euerm Lehn;
Dazu hab ich noch manchen: So kann es wohl geschehn,
Dass wir euch mit Ehren bringen ?berrhein:
Ihr sollt nicht l?nger, Fraue, hier bei den Burgonden sein. (1307)
“F?nfhundert Mannen hab ich und der Freunde mein,
Die sollen euch zu Diensten hier und bei Etzeln sein,
Was ihr auch gebietet; ich selber steh euch bei
Und will michs nimmer sch?men, mahnt ihr mich k?nftig meiner Treu. (1308)
Euer Pferdger?te haltet euch bereit;
Was R?diger geraten wird euch nimmer leid;
Und sagt es euern M?gdlein, die ihr euch gesellt:
Uns begegnet unterweges mancher auserw?hlte Held.” (1309)
Sie hatte noch Geschmeide, um das zu Siegfrieds Zeit
Sie um die Wette ritten, dass sie mit mancher Maid
Mit Ehren reisen mochte, so sie wollt hindann.
Hei! Was man guter S?ttel den sch?nen Frauen gewann! (1310)
Wenn sie je zum Feste trugen reich Gewand,
So war des zur Reise die F?lle nun zur Hand,
Weil ihnen von dem K?nige so viel ger?hmet ward;
Sie nahmen aus den Kisten was sie da lange gespart. (1311)
Sie waren sehr gesch?ftig wohl f?nftehalben Tag;
Sie suchten aus der Lade soviel darinnen lag.
Ihre Kammer zu erschlie?en, hub da Kriemhild an;
Sie gedachte reich zu machen all die in R?digers Bann. (1312)
Sie hatten noch des Goldes vom Nibelungenland:
Das sollte bei den Heunen verteilen ihre Hand.
Es mochten hundert M?uler es nicht von dannen tragen.
Die M?re h?rte Hagen da von Kriemhilden sagen. (1313)
Er sprach: “Mir wird Kriemhilde doch nimmer wieder hold:
So muss auch hier verbleiben Siegfriedens Gold.
Wie lie? ich meinen Feinden wohl so gro?es Gut?
Ich wei? wohl was Kriemhilde mit diesem Schatzte noch tut: (1314)
Wenn sie ihn hinnen br?chte, so wei? ich sicherlich,
Sie w?rd ihn nur verteilen zu werben wider mich.
Sie bat auch nicht die Rosse um ihn hinweg zu tragen;
Behalten will ihn Hagen, das soll man Kriemhilden sagen.” (1315)
Als sie vernahm die M?re, das schuf ihr grimme Pein.
Es ward auch den K?nigen kund allen drein;
Sie gedachten es zu wenden. Als das nicht geschah,
Wie sprach mit frohem Mute der edle R?diger da: (1316)
“Reiche K?nigstochter, was klagt ihr um das Gold?
Euch ist K?nig Etzel so geneigt und hold,
Ersehn euch seine Augen, er gibt euch solchen Hort,
Dass ihr ihn nie verschwendet; das verb?rgt euch mein Wort.” (1317)
Da sprach die K?nigswitwe: “Viel edler R?diger,
Nie eine K?nigstochter gewann der Sch?tze mehr
Als die deren Hagen mich ohne hat getan.”
Da kam ihr Bruder Gernot zu ihrer Kammer heran. (1318)
Er stie? des K?nigs Schl?ssel gewaltsam in die T?r.
Frau Kriemhildens Sch?tze brachte man herf?r,
An drei?igtausend Marken oder wohl noch mehr,
Dass es die G?ste n?hmen: Des freute sich Gunther sehr. (1319)
Da sprach von Bechlaren der Gotelinde Mann:
“Und geh?rten all die Sch?tze noch Kriemhilden an,
Die man jemals brachte von Nibelungenland,
Sie sollte nie ber?hren mein noch der K?nigin Hand (1320)
Lasst es aufbewahren, da ichs nicht haben mag:
Man f?hrt uns noch von Hause so viel des meinen nach.
Wir m?gens unterweges entraten wohl mit Fug:
Was auch die Reise koste, wir haben alles genug.” (1321)
Zu allen Zeiten hatten ihre M?gdelein
Des allerbesten Goldes, das irgend mochte sein,
Zw?lf gef?llte Kisten: Das f?hrten sie hindann,
Und viel der Frauenzierde, die man zur Reise gewann. (1322)
Die Macht des grimmen Hagen bed?uchte sie zu stark.
Des Opfergoldes hatte sie wohl noch tausend Mark;
Das gab sie f?r die Seele von ihrem lieben Mann.
Das d?uchte R?digeren mit gro?er Treue getan. (1323)
Da sprach die reiche K?nigin: “Wo sind die Freunde mein,
Die meiner Liebe willen im Elend wollen sein?
Die sollen mit mir reiten in der Heunen Land:
Sie nehmen meines Goldes und kaufen Ross und Gewand.” (1324)
Da sprach zur K?nigstochter der Markgraf Eckewart:
“Seit ich als Ingesinde an euch gewiesen ward,
Hab ich euch immer treulich gedient,” sprach der Degen,
“Und will bis an mein Ende des Gleichen immer bei euch pflegen. (1325)
Ich will auch mit mir f?hren f?nfhundert Mann,
Die biet ich euch zu Dienste mit rechten Treuen an:
Wir bleiben ungeschieden, es tu es denn der Tod.”
Der Rede dankt' ihm Kriemhild, es zwang sie wahrhafte Not. (1326)
Da brachte man die Rosse: Sie wollten aus dem Land.
Wohl huben an zu weinen die Freunde all zur Hand.
Ute die reiche und manche sch?ne Maid
Bezeigten, wie sie trugen um Frau Kriemhilde Leid. (1327)
Hundert reicher M?gdelein zogen in ihrer Schar;
Sie wurden so gekleidet wie's ihnen ziemend war.
Da fielen ihnen Tr?nen aus lichten Augen nieder;
Manche Freud erlebte sie auch bei K?nig Etzel wieder. (1328)
Da kam der Herre Geiselher und auch Gerenot
Mit ihrem Heergesinde, wie ihnen Treu gebot:
Sie wollten ihre Schwester begleiten durch das Land;
Sie f?hrten im Gefolge wohl tausend Degen auserkannt. (1329)
Da kam der schnelle Gere und auch Ortewein;
Rumolt der K?chenmeister, der lie? sie nicht allein.
Sie schufen ihr Herbergen bis an der Donau Strand;
Vor der Stadt schon hatte sich K?nig Gunther gewandt. (1330)
Eh sie vom Rheine fuhren wurden vorausgesandt
Ihre schnellen Boten in der Heunen Land,
Dem K?nige zu sagen, dass ihm R?diger
Zum Gemahl geworben die edle K?nigin hehr. (1331)
* Die Boten fuhren schnelle; Eil war ihnen Not
Um die gro?e Ehre und das reiche Botenbrot.
Als sie mit ihren M?ren waren heimgekommen,
Da hatte K?nig Etzel so Liebes selten vernommen. (1332)
* Der lieben M?re willen lie? der K?nig geben
Den Boten solche Gaben, dass sie wohl mochten leben
Immerdar in Freuden hernach bis an den Tod.
Mit Wonne war verschwunden des K?nigs Kummer und Not. (1333)
21. Abenteuer
Wie Kriemhilde zu den Heunen fuhr
Die Boten lasst reiten, so tun wir euch bekannt,
Wie die K?nigstochter fuhr durch das Land,
Und wo sich von ihr schieden Geiselher und Gernot;
Sie hatten ihr gedienet wie ihre Treue gebot. (1334)
Sie kamen nach Veringen, der Donau nah, geritten;
Sie begannen um den Urlaub die K?nigin zu bitten,
Weil sie wieder reiten wollten an den Rhein;
Da mocht es ohne Weinen von guten Freunden nicht sein. (1335)
Geiselher der schnelle sprach zu der Schwester sein:
“Fraue, wenn du jemals bed?rfen solltest mein,
Was immer dich gef?hrde, so mach es mir bekannt,
Dann reit ich dir zu dienen hin in K?nig Etzels Land.” (1336)
Die Verwandten alle k?ssten sie an den Mund.
Minniglich sich scheiden sah man da zur Stund
Von Kriemhildens Freunden die in R?dgers Bann.
Da zogen mit der K?nigin viel M?gdelein wohlgetan, (1337)
Hundert und viere; sie trugen herrlich Kleid
Von reichen bunten Zeuchen; viel der Schilde breit
F?hrte man der Fraue nach auf ihren Wegen.
Da wandte sich von dannen gar mancher herrliche Degen. (1338)
So zogen sie in Eile hinab durch Bayerland.
Da brachte man die M?re: Viel G?ste unbekannt
K?men angeritten. Wo noch ein Kloster steht
Und der Inn mit Brausen in die Donau nieder geht, (1339)
In der Stadt zu Passau, da sa? ein Bischof.
Leer wurden Herbergen und des F?rsten Hof:
Sie wanden sich in Eile hinauf durch Bayerland,
Wo der Bischof Pilgerin die sch?ne Kriemhilde fand. (1340)
Den Recken von dem Lande war es nicht zu leid,
Als sie ihr folgen sahen so manche sch?ne Maid;
Da kos'ten sie mit Augen manch edeln Ritters Kind.
Gute Herbergen schuf man den G?sten geschwind. (1341)
* Dort zu Pl?delingen schuf man ihnen Ruh;
Das Volk allenthalben ritt auf sie zu.
Man gab, was sie bedurften, williglich und froh:
Sie nahmen es mit Ehren; so tat man bald auch anderswo. (1342)
Der Bischof mit seiner Nichte ritt auf Passau an.
Als das den B?rgern der Stadt war kundgetan,
Das Schwesterkind des F?rsten, Kriemhilde wolle kommen,
Da ward sie wohl mit Ehren von den Kaufherrn aufgenommen. (1343)
Als der Bischof w?hnte, sie werde da bestehn,
Sprach Eckewart der Degen: “Wie m?chte das geschehn?
Wir m?ssen weiter ziehen in R?digers Land:
Viel Degen harren unser: ihnen allen ists bekannt.” (1344)
Nun wusste wohl die M?re die sch?ne Gotelind;
Sie r?stete sich flei?ig und auch ihr edel Kind.
Ihr hat entboten R?diger, ihn bed?nk es gut,
Wenn sie der K?nigstochter damit tr?ste den Mut, (1345)
Und ihr entgegenreite mit seinem ganzen Bann
Hinauf zu der Ense. Als man das begann,
Da sah man allenthalben gef?llt die Stra?en stehn:
Sie wollten ihren G?sten entgegen reiten und gehn. (1346)
Da war nach Efferdingen die K?nigin gekommen.
Man hat im Bayerlande von Sch?chern viel vernommen,
Die auf den Stra?en raubten wie ihre Sitte war:
Vielleicht h?tt auch die G?ste besch?digt dieser R?uber Schar. (1347)
Dem ward wohl widerstanden von dem Markgrafen hehr:
Er f?hrte tausend Ritter oder wohl noch mehr.
Da kam auch Gotelinde, R?digers Gemahl,
Mit ihr im stolzen Zuge gute Recken ohne Zahl, (1348)
Sie kamen ?ber die Traune bei Ens auf das Feld:
Da sah man aufgeschlagen H?tten und Gezelt,
Dass zur Nacht die G?ste f?nden gute Ruh.
F?r ihre Kost zu sorgen kam dem Markgrafen zu. (1349)
Von den Herbergen ritt ihnen entgegen
Die sch?ne Gotelinde. Da zogen auf den Wegen
Mit klingenden Z?umen viel Pferde wohlgetan.
Sie wurden sch?n empfangen; lieb tat man R?digern daran. (1350)
Die sie zu beiden Seiten empfingen auf den Wegen
Mit kunstvollen Reiten, das waren viel der Degen.
Sie ?bten Ritterspiele; das sah da manche Maid.
Der Ritterdienst der Degen war der K?nigin nicht leid. (1351)
Als zu den G?sten kamen die in R?dgers Lehn,
Sah man der Schaftsplitter viel in die L?fte gehn
Von der Recken H?nden nach ritterlichen Sitten.
Da wurde wohl zu Danke vor der Frauen geritten. (1352)
Sie lie?en es bewenden. Da gr??te mancher Mann
Freundlich den andern. Nun f?hrten sie heran
Die sch?ne Gotelinde, wo sie Kriemhild sah.
Wer Frauen dienen konnte hatte wenig Mu?e da. (1353)
Der Vogt von Bechelaren ritt zu Gotlinden hin.
Wenig Kummer schuf es der edeln Markgr?fin,
Dass er so wohl geborgen vom Rheine war gekommen;
Ihr war die meiste Sorge durch gro?e Freude benommen. (1354)
Als sie ihn hat empfangen, lie? er sie auf das Feld
Mit den Frauen steigen, die sich zu ihr gesellt.
Da zeigte sich gesch?ftig mancher edle Mann;
Den Frauen wurde Dienste mit gro?em Flei?e getan. (1355)
Da sah Frau Kriemhilde die Markgr?fin stehn
Mit ihrem Ingesinde: Sie lie? nicht n?her gehn:
Sie zuckte mit dem Zaume das Ross, das sie trug,
Und lie? sich aus dem Sattel heben schleunig genug. (1356)
Den Bischof sah man f?hren seiner Schwester Kind,
Ihn und Eckewarten, hin zu Gotelind.
Es musste vor ihr weichen wer im Wege stund:
Da k?sste die Fremde Frau Gotlinden auf den Mund. (1357)
Da sprach mit holder Sitte R?digers Weib:
“Nun wohl mir, liebe Fraue, dass ich euern sch?nen Leib
Hier in diesem Lande mit Augen durfte sehn!
Mir konnt in diesen Zeiten keine gr??re Freude geschehn.” (1358)
“Nun lohn euch Gott,” sprach Kriemhild, “viel edle Gotelind
So ich gesund verbleibe mit Botelungens Kind,
Mag euch zu Gute kommen, dass ihr mich habt gesehn.”
Noch konnten sie nicht ahnen was sp?ter musste geschehn. (1359)
Mit Gr??en zueinander ging da manche Maid.
Die Recken waren ihnen zu Diensten gern bereit.
Sie setzten nach dem Gru?e sich nieder auf den Klee:
Sie gewannen mancher Kunde, die ihnen fremd waren eh. (1360)
Man lie? den Frauen schenken. Es war am hohen Tag;
Das edle Ingesinde dort nicht l?nger lag:
Sie ritten bis sie sahen die breiten H?tten stehn;
Da konnten gro?e Dienste den edeln G?sten geschehn. (1361)
Sie pflagen bis zum Morgen ?ber Nacht der Ruh.
Die von Bechelaren schickten sich dazu,
Dass man die werten G?ste w?rdiglich verpflag.
Gesorgt hatte R?diger, dass ihnen wenig gebrach. (1362)
Die Fenster an den Mauern traf man offen an,
Die Burg zu Bechelaren war m?chtig aufgetan.
Da zogen ein die G?ste, die man gerne sah;
Gute Rast schuf ihnen der edle R?diger da. (1363)
Mit ihrem Ingesinde die Tochter R?dgers ging,
Dass sie die K?nigfraue minniglich empfing.
Da war auch ihre Mutter, R?digers Gemahl:
Die Degen gr??ten gerne die Jungfrauen allzumal. (1364)
Sie f?gten ihre H?nde in eins und gingen dann
In einen weiten Pallas, der war gar wohlgetan,
Vor dem die Donau unten die Flut vor?ber goss.
Da sa?en sie im Freien und hatten Kurzweile gro?. (1365)
Ich kann euch nicht bescheiden was noch mehr geschah.
Dass sie so eilen m?ssten, dar?ber klagten da
Kriemhildens Recken; wohl war es ihnen leid.
Hei! Was ihnen guter Recken aus Bechlarn gaben Geleit! (1366)
Viel minnigliche Dienste R?dger ihnen bot.
Da gab die K?nigsfraue zw?lf Armspangen rot
Der Tochter Gotlindens und also gut Gewand,
Dass sie kein bessres brachte hin in K?nig Etzels Land. (1367)
Obwohl ihr war benommen der Nibelungen Gold,
Alle die sie sahen machte sie sich hold
Noch mit dem kleinen Gute, das ihr ?brig war;
Des Wirtes Ingesinde bot sie gro?e Gaben dar. (1368)
Da erwies auch Gotlinde den G?sten von dem Rhein
Wieder so viel Ehre mit Gaben gro? und klein,
Dass man dort der Fremden wohl selten einen fand,
Der nicht von ihr Gesteine trug oder herrlich Gewand. (1369)
Als man nach dem Imbiss fahren sollt hindann,
Ihre treuen Dienste bot die Hausfrau an
Mit minniglichen Worten K?nig Etzels Weib.
Da wurde viel gekostet der sch?nen Jungfraue Leib. (1370)
Da sprach sie zu der K?nigin: “D?nkt es euch nur gut,
So wei? ich dass es gerne mein lieber Vater tut,
Dass er mich zu euch sendet in der Heunen Land.”
Dass sie ihr treu gesinnt war, wie wohl das Kriemhilde fand! (1371)
Die Rosse kamen aufgez?umt vor Bechlaren an,
Als die edle K?nigin Urlaub sich gewann
Von R?digers Weibe und der Tochter sein.
Da schieden auch mit Gr??en viel der sch?nen M?gdelein. (1372)
Sie sahn einander selten hernach in vielen Tagen.
Da brachte man aus Medilik auf H?nden getragen
Manch reiches Goldgef??e angef?llt mit Wein
Den G?sten auf die Stra?e; sie sollten willkommen sein. (1373)
Ein Wirt war da gesessen, Astolt genannt,
Der wies sie die Stra?e ins ?sterreicherland
Gegen Mutaren an der Donau nieder:
Da wurde wohl gedienet der sch?nen K?nigin wieder. (1374)
Der Bischof mit Liebe von seiner Nichte schied.
Dass sie sich wohl gehabe, wie sehr er ihr das riet!
Und sich Ehr erwerbe wie Helke einst getan.
Hei! Was sie gro?er Ehren bald bei den Heunen gewann! (1375)
Nun kam der Zug der G?ste bei der Traisem an.
Ihr dienten sehr beflissen die in R?dgers Bann
Bis man die Heunen-Degen sah reiten durch das Land:
Da ward der K?nigsfraue viel gro?e Ehre bekannt. (1376)
Bei der Traisem hatte der F?rst von Heunenland
Eine reiche Veste, im Lande wohlbekannt,
Mit Namen Zei?enmauer: Einst wohnte Helke da
Und pflag so hoher Tugenden als wohl nicht wieder geschah, (1377)
Es sei denn von Kriemhilden; die mochte gerne geben:
Sie durfte wohl die Freude nach ihrem Leid erleben,
Dass ihr Ehr erwiesen die in Etzels Bann,
Die sie bei den Helden in der F?lle bald gewann. (1378)
K?nig Etzels Herrschaft war so weit erkannt,
Dass man zu allen Zeiten an seinem Hofe fand
Die allerk?hnsten Recken, davon man je vernommen
Bei Christen oder Heiden; die waren all mit ihm gekommen. (1379)
Bei ihm war allerwegen, so sieht mans nimmermehr,
So echter Christenglauben als heidnischer Verkehr:
Wozu nach seiner Sitte sich auch ein jeder schlug,
Das schuf des K?nigs Milde, man gab doch allen genug. (1380)
22. Abenteuer
Wie Kriemhilde bei den Heunen empfangen ward
Sie blieb zu Zei?enmauer bis an den vierten Tag,
Der Staub in den Stra?en derweil nicht ruhig lag:
Aufstob er allenthalben wie im hellen Brand.
Da ritten Etzels Leute durch das ?sterreicherland. (1381)
Es war dem K?nig Etzel gemeldet in der Zeit,
Dass ihm vor Gedanken schwand sein altes Leid,
Wie herrlich Kriemhilde z?ge durch das Land.
Hin eilte der K?nig wo er die Minnigliche fand. (1382)
Von verschiednen Sprachen sah man auf den Wegen
Vor K?nig Etzeln reiten viel der k?hnen Degen,
Von Christen und von Heiden manches weite Heer:
Als sie die Fraue fanden, sie zogen herrlich einher. (1383)
Von Reu?en und von Griechen ritt da mancher Mann:
Der Pol' und der Wallache zog geschwind heran
Auf den guten Rossen, die sie kr?ftig ritten.
Da zeigte sich ein jeder in seinen heimischen Sitten. (1384)
Aus dem Land zu Kiew kam da mancher Mann
Und die wilden Peschenegen. Viele huben an
Und schossen nach den V?geln, die in den L?ften flogen;
Mit Kr?ften sie die Pfeile nach des Bogens W?nden zogen. (1385)
Eine Stadt liegt an der Donau im ?sterreicherland,
Die ist gehei?en Tulna. Da ward ihr erst bekannt
Manche fremde Sitte, die sie noch niemals sah.
Da empfingen sie viele, denen noch Leid von ihr geschah. (1386)
Es ritt dem K?nig Etzel ein Ingesind voran,
Fr?hlich und pr?chtig, h?fisch und wohlgetan,
Vierundzwanzig F?rsten, die waren reich und hehr:
Ihre K?nigin zu schauen, sie begehrten sonst nichts mehr. (1387)
Ramung der Herzog aus Walachenland,
Mit siebenhundert Mannen kam er vor sie gerannt.
Gleich fliegenden V?geln sah man sie alle fahren;
Da kam der F?rst Gibecke mit viel herrlichen Scharen. (1388)
Hornbog der schnelle ritt mit tausend Mann
Von des K?nigs Seite zu seiner Fraun heran.
Ein lauter Ruf erschallte nach des Landes Sitten.
Von den Heunenf?rsten ward auch da herrlich geritten. (1389)
Da kam vom D?nenlande der k?hne Hawart
Und Iring der schnelle, vor allem Falsch bewahrt;
Irnfried von Th?ringen, ein waidlicher Mann:
Sie empfingen Kriemhilden, dass sie viel Ehre gewann, (1390)
Mit zw?lfhundert Mannen, die z?hlte ihre Schar.
Da kam der Degen Bl?del mit dreitausend gar,
K?nig Etzels Bruder aus dem Heunenland;
Der kam im stolzen Zuge bis er die K?nigin fand. (1391)
Da kam der K?nig Etzel und Herr Dietrich
Mit seinen Helden allen; da sah man ritterlich
Manchen edeln Degen bieder und auch gut.
Davon ward Kriemhilden gar wohl getr?stet der Mut. (1392)
Da sprach zu der K?nigin der Degen R?diger:
“Frau, ich will empfangen hier den K?nig hehr.
Wen ich euch k?ssen hei?e, dem g?nnet Gru? und Kuss:
Ihr k?nnt Etzels Recken nicht all empfahn mit gleichen Gru?.” (1393)
Da hob man von der M?hre die K?nigstochter hehr.
Etzel der reiche, nicht s?umt er l?nger mehr:
Er schwang sich von dem Rosse noch mit manchem Mann;
Da kam er voll Freude zu Frau Kriemhilden heran. (1394)
Zwei gewaltge F?rsten, das ist uns wohlbekannt,
Gingen bei der Frauen und trugen reich Gewand,
Als der K?nig Etzel ihr entgegen ging
Und sie den edeln F?rsten mit K?ssen g?tlich empfing. (1395)
Sie schob hinauf die Binden: Ihre Farbe wohlgetan
Ergl?nzte aus dem Golde. Da sagte mancher Mann,
Helke k?nne sch?ner nicht gewesen sein.
Dabei stand in der N?he Etzels Bruder Bl?delein. (1396)
Den riet ihr zu k?ssen R?dger der Markgraf reich,
Und den K?nig Gibecke, Dietrichen auch zugleich.
Zw?lf der Recken k?sste Etzels K?nigin;
Da blickte sie mit Gr??en noch zu manchem Ritter hin. (1397)
W?hrend K?nig Etzel bei Kriemhilden stand
Taten junge Degen wie Sitte noch im Land:
Sch?ne Waffenspiele wurden vor ihr geritten;
Das taten Christenhelden und Heiden nach ihren Sitten. (1398)
Wie ritterlich die Degen in Dietrichens Lehn
Die splitternden Sch?fte in die L?fte lie?en gehn
Hoch ?ber die Schilde, aus guter Ritter Hand!
Vor den deutschen G?sten brach da mancher Schildesrand. (1399)
Von der Sch?fte Brechen vernahm man lauten Schall.
Da waren aus dem Lande die Recken kommen all
Und auch des K?nigs G?ste, so mancher edle Mann.
Da ging der reiche K?nig mit Frau Kriemhilden hindann. (1400)
Sie fanden in der N?he ein herrliches Gezelt;
Von H?tten war erf?llet rings das ganze Feld:
Da war nach den Beschwerden Rast f?r sie bereit.
Darunter sahn die Helden viel manche herrliche Maid (1401)
Bei des K?
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64